Ostermontag

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So langsam nehme ich fast so viele Medikamente, wie die Rentner in Spanien. Ich dachte erst, dass ich mich da vielleicht angesteckt habe.

 

Allerdings ist das bei mir selbst verschuldet.

 

Ich muss dreimal täglich mein Antibiotikum nehmen. Dies ist ein weißes Pulver, welches man in einem Glas Wasser auflösen und mit Wasser nachspülen soll. „Schnick Schnack“, dachte ich. „Das meiste bleibt dabei sowieso im Glas hängen. Ich mache das besser. Ich nehme das Pulver, kippe es mir unter die Zunge und spüle es mit Wasser nach. Das Ding mit dem Wasserglas ist etwas für Idioten und Leute, die an der Tankstelle mit Handschuhen tanken.“

 

Ich dachte, das wäre eine gute Idee. WAR ES ABER NICHT!

 

Irgendwann fühlte sich meine Zunge so an, als sei sie etwas verbrannt. Ich dachte: „Naja. Kann ja mal passieren.“

 

Dann fühlte sie sich etwas verätzt an.

 

Ich dachte: „Naja. Da wird wohl etwas Säure drin gewesen sein. Geht schon.“

 

Irgendwann zog sich das aber durch den ganzen Mund und Rachenraum und als ich in den Spiegel schaute, sah meine Zunge aus, wie ein Kunstwerk von Gaudi.

 

Neli diagnostizierte das Ganze als einen Soor. EIN PILZ DER SICH IN MEINEM MUND AUSBREITETE!

 

Leider hatte die Apotheke an Ostermontag zu. Lidl auch. Nur der kleine Laden auf dem Platz hatte noch Jogurt, der das erstaunlich gut in Schach hielt.

 

Dabei hatte der Tag eigentlich gut angefangen.

 

Beim Frühstück lasen wir meine persönliche Lieblingsgeschichte. Jesus begegnet seinen Jüngern erneut beim Fischen. Sie probieren es wieder aus eigener Kraft, sind wieder erfolglos, was ihnen nach dem Leid der letzten Tage gerade noch gefehlt hat. Hören wieder auf den Fremden am Ufer, obwohl das eigentlich keinen Sinn ergibt und machen wieder den Fang ihres Lebens. Petrus reißt sich das Obergewand runter und hechtet ans Ufer. Bei der Stelle, wo Jesus drei Mal fragt, ob Petrus ihn liebt, treibt es mir immer wieder neu die Tränen in die Augen und ich entdecke in dieser Stelle immer wieder für mich die Kraft des Evangeliums. Jesus ist nicht von Petrus enttäuscht. Gott kann man nicht enttäuschen, denn er weiß ja schon alles im Voraus. Jesus hatte das Petrus Stunden vor der Verleugnung vorausgesagt. Nein. Gott weiß alles. Kennt alles und uns insbesondere und ist nicht von uns enttäuscht. Obwohl Petrus so jämmerlich versagte, vertraut Jesus ihm den Bau seiner Gemeinde an und nennt ihn den Fels, auf den er seine Gemeinde bauen möchte. Der Französische Name Piere ist noch das gleiche Wort wie Stein. Gott wirft Petrus nicht weg oder lässt ihn fallen. Er weiß, dass Menschen unzulänglich sind und möchte nur, dass sie ihn von ganzem Herzen lieben. Mehr nicht. Mehr nicht! Es kommt ihm nicht auf unsere Fähigkeiten an. Diese sind im Gegensatz zu denen von Gott sehr begrenzt. Es kommt ihm auf die Bereitschaft an. Jesus lässt seinen Freund Simon Petrus nicht mit der Scham alleine sitzen, sondern gibt ihm eine große Aufgabe.

 

 

 

Das Animationsteam hatte eine Ostereiersuche organisiert und dieses Mal gefiel es uns und es gab für jeden einen Beutel Schokolade. Man musste auch Rätsel lösen.

 

Als die Animateurin uns bei einem Spiel erklärte, dass wir auf ihr Komando tanzen sollten, schüttelte ein Mann den Kopf und murmelte: „Je ne danse pas !“ Ich: „Si, j'ai vu!“ Er senkte den Kopf und gab zähneknirschend zu: „Ah oui, hier soir.“ Es war genau der Mann, der mit seiner Frau gestern Abend auf die Bühne gerufen wurde und gegen die tanzenden Handwerker angetreten war. So ein Zufall, dass er genau in diesem Moment neben mir stand. Muhaahahaaa!

 

Solveig fing auf dem Weg wieder an zu schreien, weil sie nicht laufen wollte und die Mama nicht den Buggy schieben sollte. Sie: „wahaaaaaaaa! Du sollst mich tragen!“

 

Ich: „Wie fragt ein liebes Mädchen ihren lieben Papa?“

 

Sie: „waaahh, lieber Papa. Kannste du miche tagen?“

 

Erstaunlicherweise erreichte sie ihr Ziel wieder.

 

Es klarte auf und wir wollten uns noch etwas in der Gegend anschauen. Zwar gab es auch starke Stimmen, die nur ins Schwimmbad wollten und eine Stimme die auf den Biepatz wollte. Neli und ich setzen uns aber durch, da es Spielplatz und Schwimmbad auch Zuhause gibt.

 

Wir sind unterhalb der Gironde Mündung und diese Art Halbinsel heißt Medoc. Hier gibt es viel Atlantik, Leuchttürme und Orte, die man sich schön ansehen kann.

 

In der Nähe des Fährhafens, von dem aus die Fähre zum anderen Mündungsufer übersetzt, war ein kleiner Leuchtturm, auf den wir zu viert stiegen. Neli wartete mit Lilala unten. Ich unterhielt mich anschließend noch etwas mit der Leuchturmwärterin auf Französisch, da sie das gleiche Problem in Deutschland hatte, was ich oft in Frankreich habe. Sobald die Menschen hören, dass ich Ausländer bin, versuchen sie sofort Englisch mit mir zu sprechen. Darunter leidet die Sprachpraxis. Ihr ging das in Deutschland ebenso. Normalerweise spreche ich einfach weiter Französisch und sage: „Je ne suis pas anglais.“ (Ich bin kein Engländer!). Während ich den Schnack hielt, aß Solveig einen Snack. Sie suchte bei Neli in einer Tüte Studentenfutter die Rosinen heraus, stecke sie aber nicht in den Mund, sondern sammelte diese. Neli fragte sie, was sie damit wolle. Sie: „Die sind für meinen Heburtstag.“ Neli: „Wann hast du denn Geburtstag?“ Sie: „Ähmm. Um 17 Uhr.“

 

 

 

Wir hatten alle noch nicht viel gegessen und der Hunger setzte bald ein. Um die Ecke sollte es Pommes geben. Gab es aber nicht. Wir wurden ein Lokal weiter fündig und nahmen zwei Portionen mit, die wir in Sichtweite des Turms aßen. Dabei kippte die Stimmung wieder und es kam zu Auseinandersetzungen deren Anfang müsig zu klären ist. Jedenfalls heulte Solveig anschließend und hielt sich den Arm. Sie weinte die ganze Fahrt.

 

Wir fuhren zu dem Strandabschnitt in Platzweite zurück und ließen den Großteil der Herde raus. Solveig blieb bei mir im Auto und weinte immer noch. Ich fragte sie, was mit ihrem Arm passiert sei. Sie sagte: „Da hat mich die Linda gezieht.“

 

Wir fuhren zum Platz und sie war gleich eingeschlafen. Ich holte noch etwas und wir fuhren wieder zum Strand. Sie schlief die ganze Zeit fest. Als sie aufwachte, weinte sie wieder.

 

Da stimmte was nicht.

 

Ich sah uns schon auf den Weg nach Lesparre, in diesem Krankenhaus habe ich schon einmal eine Nacht verbringen müssen und ich weiß nicht, ob das der optimale Ort gewesen wäre. Damals hatte ich auch starke Bauchschmerzen, konnte noch kein Französisch und mein Freund Godelmän hat die ganze Nacht dort verbracht, ist wach geblieben, hat übersetz und alles getan, was nötig war, bis irgendwann der überlastete Dienstarzt kam.

 

Neli untersuchte das Ärmchen, bandagierte es und wir gaben ihr ein Zäpfchen. Es wirkte sofort und während Linda ihr den anderen Arm und das Bein bandagierte, nutze sie schon wieder den kaputten Arm zum malen.

 

Neli schaute sich ein YouTube Video an, wie man eine Radiusköpfchen wieder einrenkt. Zur Beruhigung, das Video war von Fachleuten und diente der Ausbildung von Ärzten. Es war keines dieser Videos die ich so schaue, z.B. wie man einen Wohnwagen mit Sikalin abdichtet und man ist am Ende genauso unwissend wie vorher.

 

Wir wollten zur Tat schreiten, merkten, aber dass sie das, anscheinend durch die Schmerzfreiheit, selbst gemacht hatte. Sie hat den Arm so gedreht, dass alles wieder an Ort und Stelle war und sie keine Schmerzen mehr hatte. Linda tat das Ganze sehr leid und das wollte sie nicht. Sie hat auch keinen Ärger bekommen, denn Solveig ist auch nicht zimperlich beim Austeilen und steht ihren Schwestern nicht viel nach. Am Arm ziehen ist auch auf der Skala weit unten. Diese Mal ist es halt dumm gelaufen.

 

Wir aßen schön zusammen Fischstäbchen und Gemüse und gingen rüber zum Abendprogramm. Diese fand aber nicht statt, da wir uns im Tag geirrt hatten. Dafür traten drei Blondinen auf der Bühne auf und boten Tanz- und Showeinlagen. Ich glaube, die wenigen Anwesenden an diesem Abend, haben noch nie so eine perfekt choreografierte Raupe Ursula gesehen.

 

Es gab noch Eis, wobei Solveig das Eis von der Waffel her aß, was nicht soo die Idee war. Ich organisierte einen Teller und einen Löffel. Der Kellner aus dem Elsaß war etwas überrascht, ich zeigte ihm das Eis und fragte: „Vous mangez toujours votre glace comme ça ?“ (Essen Sie so auch immer Ihr Eis?)

 

Er und sein Kollege stockten, rissen die Augen auf und stießen beide gleichzeitig aus: „Non!“ Dann lachten sie schallend.

 

Wir kamen noch mit den Tänzern vom Vorabend ins Gespräch. Ich gratulierte ihnen zu ihrer Tanzdarbietung, sie nahmen die Glückwünsche gerne an, während die Frauen sich kringelig lachten. Es stellte sich heraus, dass sie aus der Gegend von Nantes ([nɑ̃t] auf Französisch gesprochen. [Nantes] in Spanien. Wie in Mittelhessen. So wie man es liest.) Sie waren sehr nett und von Lydia begeistert, die jedem ein Lächeln schenkte. 

 

Ich lud die restlichen Bilder hoch. Wir gingen. Eigentlich stand für den nächsten Tag die Abreise an, allerdings sollte in Tour, unserer nächsten Etappe das Wetter schlecht sein. Wir dachten uns, es sei vielleicht doch besser, noch eine Nacht zu bleiben.

 

 

 


Der Osterhase kommt noch mal

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Solveig kam zu uns, blieb aber sehr lange ruhig. Irgendwann standen wir auf und frühstückten. Als ich noch ein Stück Butter holte, kam mir schon der Mini Club entgegen, den wir scheinbar verpasst hatten.

 

Wir wollten mit den Fahrrädern zur Apotheke. Es zog sich aber in die Länge, bis wir endlich los fuhren und dort ankamen. Leider haben sie dort außerhalb der Hochsaison andere Öffnungszeiten, die wir aber vorher nicht wussten. Google weiß nicht alles oder lügt.

 

Wir passten den Beginn der Mittagspause um 7 Minuten. Gegenüber gab es aber ein kleines Café mit den für Medoc typischen Törtchen Carnell bordelaise. Das verkürzte die Wartezeit doch sehr, schmeckte dazu noch lecker dennoch war am Ende noch Mittagspause übrig. Am Strand hatte der Osterhase seine letzten Eier abgeworfen. Vermutlich, damit er bei der Landung nicht explodiert.

 

Solveig entdeckte sie als erstes. Linda folgte schnell. Christina trottete langsam herbei: „Ich hab‘ geseh’n wie du die vorhin da hingeworfen hast.“ muffelte sie. „Tolles Versteck. Das ist voll einfach.“

 

Trotzdem aß sie die Schokoeier. Wir liefen zu zweit noch durch den Ort, es war aber alles zu und wir kehrten zurück zu den anderen.

 

Beim dritten Anlauf klappte es plötzlich und die Apotheke hatte offen. Sehr zu unserer Überraschung.

 

Wir bekamen alles und das sehr günstig. Medikamente sind in Frankreich deutlich günstiger als Zuhause und wir decken uns stets bei den Besuchen hier mit allem ein, wofür wir sonst viel Geld latzen würden.

 

Ich bekam endlich meine Emulsion. Das Zeug wirkt tatsächlich wie Clorix auf Schimmel. Einmal drauf, einwirken lassen, abwischen, fertig!

 

Naja fast.

 

Ich muss das noch ein paar Tage nehmen.

 

Dann ist das hoffentlich auch mal durch.

 

Mache ich nicht wieder.

 

Der Regen wurde immer stärker und durchkreuzte unsere Pläne ein trockenes Zelt einzupacken deutlich.

 

Vor dem Platz trennten wir uns. Linda und ich kehrten zum Wohnwagen zurück, während Neli mit dem Rest zu Lidl fuhr um noch einen Blumenkohl zum Mittagessen zu holen.

 

Zu meiner Freude, hatte ich eine Anfrage von einem Kunden, den ich letzte Woche kontaktiert habe. Das sieht sehr gut aus und für den Herbst sind auch schon neue Anfragen von Stammkunden da. Ich brauche momentan noch Umsätze, nachdem das Vermietgeschäft total brach lag, die Kosten aber weiter liefen. Dennoch können wir uns nicht beschweren und sind Gott dankbar, dass er auch die Firma durch die letzten zwei Jahre geführt hat und das auch weiter tut. Es stehen bald ein paar Rechnungen an und wir brauchen Cash für die neue Idee. Ich freue mich, dass es wieder los geht und Gott uns versorgt. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Der Herr hat das aber immer gemacht und wir haben immer alles gehabt, was wir brauchten. Meistens noch viel mehr.

 

Die Selbstständigkeit hat mich dieses Vertrauen auf Gott und seine Zusagen gelehrt und mir gezeigt, wie abhängig ich von seiner Güte, Gnade und Versorgung abhänge. Sichere Projekte sind plötzlich den Bach runter gegangen, wegen Dingen, die niemand hätte voraussagen können. Anfang 2020 wurden alle Aufträge und Projekte innerhalb von einer Woche annulliert, dafür kamen im laufe des Jahres Aufträge, von denen ich mich heute noch frage, woher die gekommen sind. Wir haben in diesem Jahr 2020 eines der umsatzstärksten Jahre gehabt und konnte damit 2021, in dem es fast nichts zu tun gab, gut überstehen. Ich wurde aber die letzten Tage wieder etwas zittrich und machte mir Sorgen, wie es nach der Reise weiter geht und sah unsere letzten Ersparnisse langsam aber sicher dahin schmelzen. Nein! Gott kommt niemals zu spät. Er kommt spätestens rechtzeitig. Solche Erlebnisse sind wichtig, da sie mich wieder erinnern, wem mein Leben gehört und was er damit machen darf. Und es ist für mich als Unternehmer wichtig, damit ich nicht den Mut verliere. Die Trockenstrecke war doch recht lang und ich wurde langsam mürbe.

 

 

 

Ich versuchte auf meinen Server zuzugreifen, scheiterte aber, mangels performanter Internetverbindung.

 

Linda räumte alles ins Vorzelt und kümmerte sich darum, dass durch den immer stärker werdenden Regen nichts kaputt ging. Wir hinterließen einen Zettel am Wohnwagen und gingen zur Bar, da es dort Internetzugang gibt. Das stimmt auch. Allerdings war die Bar zu und der Kellner aus dem Elsaß öffnete mir, wollte aber gerade gehen. Ich wollte ihn nicht um seinen Feierabend bringen und versuchte es erneut mit dem Handy. Dieses Mal ging es und ich schaffte es tatsächlich dem Kunden das Angebot noch vor der vereinbarten Deadline zuzuschicken. Die Dateien zum Abgleich, wollte ich ihm später, wenn die Bar wieder geöffnet hatte hochladen. Ich fand sie aber noch auf dem Server, so konnte ich alles bereitstellen und ich hoffe, dass ich so wieder einen Kunden glücklich gemacht habe. Wenn das klappt kommen wir einen Tag früher nach Hause, was bedeutet, dass wir zwei Tage lang zwei Stunden mehr fahren müssen.

 

Endlich Tadim!

 

Wir blieben also noch einen Tag länger, da der Platz und das Wetter so schön waren.

 

Das Wetter wurde aber schlecht und damit relativierte sich die Schönheit des Platzes auch. Am Mittwoch hatten wir die Bestätigung bekommen, dass der Kunde gerne die LED-Wand auf dem Autosalon hätte. Ich freute mir zwar fast ein Loch in den Bauch, wobei das bei mir gerade gar nicht soo witzig ist, aber es gab an der Sache doch einen winzig kleinen Haken. Wir waren 1260 KM von der Stadtbibliothek Wetzlar, wo die Wand hin sollte entfernt.

 

Der Abbau zog sich und fand im Regen statt. Das Zelt war mit nassem Sand und allem was ein Baum so in nassem Zustand abzugeben hat überzogen und wir rollten es triefend zusammen und verstauten es im Kofferraum, da wir die Schweinerei wirklich nicht im Wohnwagen haben wollten.

 

Bis alles verstaut, geleert und gefüllt war und wir endlich die Schranke passiert hatten, war es Mittag und wir hatten noch viel Weg vor uns. Unser Ziel war Tour an der Loire. Die Fähre über die Gironde versprach zwar etwas Zeitersparnis, allerdings hätten wir nicht nur für Auto und Wohnwagen, sondern auch für jeden einzelnen von uns zahlen müssen und das nicht wenig. Die versprochenen 1,5 Stunden Zeitersparnis standen auf jedem Fall in einem klaren Missverhältnis zu Nelis und meinem Stundenlohn, so, dass wir uns gegen die Fähre für die Fahrt über Bordeaux (Bordeos) entschieden. Wir kamen langsam voran und beim Tanken wurde ich richtig abgezogen. Unser Ziel Tour erreichten wir nicht, dafür aber einen sehr schönen Platz bei Pontier. Die Gegend schreibt sich auf die Fahne, dass sie dort Innovationen fördern und ich vermute, dass ist so eine Art Region Rhein-Neckar mit dem KIT (Karlsruhe Institute of Technology). Es gibt jedenfalls einen Themenfreizeitpark mit futuristischen Attraktionen und der Campingplatz selbst hieß „Die Zukunft“ (le future).

 

Als ich versuchte in die Parzelle reinzumanövrieren, stand ein Mann neben meinem Fenster und fragte: „Can I ´elp you?“

 

Er war in der Tat sehr hilfreich und Neli und er lotsten mich sicher in die Lücke. Nach langen Fahrten ist ein Schaden beim Rückwärtsfahren das allerletzte, was man noch braucht.

 

Wir bauten das nasse Zelt auf und alle halfen. Dann gingen wir duschen und wir müssen sagen: „Diese Duschen waren tatsächlich die besten auf der ganzen Reise.“

 

Das Waschhaus war neu und super durchdacht. Ein Qualitätskriterium für meine Mädchen ist, wenn man mit mehreren Leuten in einer Duschkabine sein kann und das ging. Es gab sogar zwei Duschen in einer Kabine. Das Wasser war warm und herrlich.

 

 

 

Wir gingen zurück. Solveig ließ sich nach dem Fönen tragen und war durch.

 

 

 

Dieser Platz stellte sich als Segen heraus. Am nächsten Morgen war es trocken und warm. Die Sonne schien kräftig und leckte die letzten Tropfen von unserem Zelt. Wir hatten einen Wasseranschluss am Platz und reinigten alles ordentlich, bevor wir das Zelt für längere Zeit wieder verstauten.

 

Das alles dauerte aber sehr lange und es war Nachmittag, als wir den Platz verließen. Vor uns lagen aber noch viele KM. Wir entschieden, dass es heute Metz in Lothringen sein müsse. Egal wie. Neli kam zu mir nach vorne und irgendwann wurde es auf den Rücksitzen ruhig. Der Vorteil am Wohnwagen ist, dass man bei Pausen im Bett ein power nap machen kann und das tat ich auch. So war die Fahrt erträglich und ich genoss es mein vertrautes Weib mal wieder neben mir zu haben. Sie wirft kein Essen auf den Boden oder kippt beim Einschlafen eine Tüte Nüsse in meinen Rucksack. Zu zwei ist es einfacher wach zu bleiben und den Verkehr im Blick zu haben. Irgendwann, mitten in der Nacht erreichten wir einen Stellplatz vor einem Caravanhändler, der gegen kontaktlose Bezahlung Strom und Wasser anbot. Es gelang nicht ganz ohne Geschrei jeden in ihr Bett zu legen, aber irgendwann war auch da Ruhe. Die letzte Etappe sollte entspannt werden.

 

 

 

Am Morgen gingen wir noch einmal zu Lidl und fuhren weiter. Das lustige an Luxembourg ist, dass man eigentlich schon wieder draußen ist, wenn man bemerkt, dass man drin ist.

 

Nach einem Tankstopp entwickelte sich auf den Rücksitzen ein Krieg und ich überlegte, ob ich eine Blauhelmtruppe in das Krisengebiet senden sollte. Lieferung von schweren Waffen an die vermeintlich unterlegene Seite schloss ich in diesem Fall aus. Die Friedenstruppe kam in Form meiner lieben Frau. Sie setzte sich dazwischen und es gelang die Konfliktparteien zu trennen und das Recht auf territoriale Souveränität zu gewährleisten.

 

Trier-Koblenz-Zuhause. Nach 5057 KM hatten wir unser Zuhause erreicht. Wir danken Gott für die schöne Zeit und die Bewahrung.

 

Es war früher Nachmittag und ich rief den Kunden an, ob er noch am Aufbauen sei. War er. Wir richteten das Auto noch schnell ansehbar her, saugten es schnell, schoben es durch die Waschanlage, ich hänge die LED-Wand an und es ging los. Abends stand der Trailer funktionsfähig in der Bahnhofstraße, auf den cm genau hatte alles gepasst und der Kunde freute sich wie ein Plätzchen.

 

Eigentlich war der Aufbau für nächsten Tag 6 Uhr geplant. Wir waren diesem Plan nun voraus.

 

Die ganze Aktion lief super. Die Anforderungen änderten sich ständig, aber wir reagierten flexibel und das gefiel. Am Samstagnachmittag kam meine Herde mit. Die beiden großen Mädchen wollten neues Lego von ihrem Geld bei Müller kaufen. Leider gab es das nicht mehr, was zu sehr schlechter Stimmung führte. Während wir mit großer Enttäuschung zu kämpfen hatten, weil es die große Pandastation nicht mehr im Sortiment gab, platze unser Baby. Der Kopf wurde ganz rot und plötzlich gab es einen blubbernden Schlag durch alle Schichten.

 

Wickeln alleine reichte nicht. Im Kellergeschoss gab es Babykleidung und die kauften wir. Zudem ein zusätzliches Pack Feuchttücher. Es erwischt einen immer, wenn man schlecht gerüstet ist.

 

Wir verließen Müller und ich weiß auch nicht, ob wir da noch einmal hingehen können.

 

Wir suchten unser Lieblingsrestaurant auf: Tadim, den Bahnhofs-Döner.

 

Die Tür machte: „Tadim! Tadim!“

 

Wir waren Zuhause. Jede gute Reise muss mit Tadim abschließen.

 

Alle wurden satt. Der Tag war gelungen.

 

Sonntag wollte ich zum Kunden und auf der LED-Wand neben den Spots des Herstellers Formel1 zeigen. Der Rest der Herde wollte in die Gemeinde. Allerdings stellte sich heraus, dass Christina leider die Windpocken hatte, obwohl sie geimpft ist. Wir mussten abwarten, ob weitere Personen befallen waren. Lydia hätte ihren Termin im Urlaub gehabt, der wurde aber am kommenden Montag verlegt.

 

Christina blieb also noch eine weitere Woche Zuhause und Linda konnte erst Donnerstag wieder in den Wald. So war die Umstellung nicht so hart. Schulisch ist Christina auch gut auf Reihe und hat in der Zeit alle Aufgaben gemacht.

 

Ich habe den Stapel Papier auf meinem Schreibtisch abgearbeitet und neue Aufträge akquiriert. Neli hat bisher 18 Maschinen Wäsche gewaschen. Abend im Lidl haben wir schon einen Großteil unserer Freunde in Braunfels getroffen. Während wir uns unterhielten, saß Solveig im Kühlregal mit einer Puppe und betete: „Jedes Tierlein hat sein Essen, jedes Blümlein tinkt von dir. Hast unser vergessen. Lieber Gott wir. Amen. Na? Was essen wir denn jetzt?“