Griechenland

Diesen Blog erstellen wir für alle Freunde und Verwandte, die ihn lesen und/oder anschauen wollen. Wir möchten mit euch teilen, was wir auf unserer Reise durch Griechenland und Italien erleben.

Erster Bericht

 

Willkommen bei unserem Blog

Diesen Blog erstellen wir für alle Freunde und Verwandte, die ihn lesen und/oder anschauen wollen. Wir möchten mit euch teilen, was wir auf unserer Reise durch Griechenland und Italien erleben.

Erster Bericht

 

28.4.2019

 

 

 

 

 

Wir sind auf der Fähre. Der Motor ruckelt gleichmäßig surrend durch die unruhige graue Adria. Die Kinder spielen in der Kinderecke und Neli ist unten am Wohnwagen und rührt einen Himbeerjogurt an. Ich habe eben die 12V Elektrik wieder zum Laufen gebracht. Der Gleichrichter scheint hin zu sein und den Wechselrichter hat es vollständig zerlegt. Aber alles der Reihe nach.

 

Gründonnerstag hatte ich meinen letzten Arbeitstag, Ostern waren wir bei der Uroma und sind Montag zurückgekommen. Vor uns liegen fast zweieinhalb Monate Elternzeit. Neli musste Dienstag noch einmal arbeiten. Ich nutzte den Dienstag um den Wohnwagen fit zu machen. Unser Wohnwagen ist ein 7,70 m langer vielfach umgebauter Oldtimer aus dem Jahr 1980. Wir sind die 7. Besitzer und jeder hat seinen Beitrag geleistet um den Komfort beim Campen zu steigern. Jemand hat einen neuen Boden reingelegt, das Bad erneuert, ein Bett statt der Sitzecke eingebaut. Ich folge dieser Tradition und möchte den alten Knaben mit den gleichen Features ausstatten wie die Edelcamper, die wir auf den Campingplätzen neben uns haben. Nur, dass wir eben nicht 10.000nde von Euros dafür bezahlt haben sondern eben nur 1450 € für den Wohnwagen plus ein par Spielereien aus China und dem Baumarkt für nicht einmal 500 €.

 

Ich habe dem Glamper (Glamour Camper), so nennen wir ihn, eine Spülmaschine, ein Eisfach, Heizungsthermostate für die Gasheizung und die Handtuchheizung im Bad verpasst. Zudem haben Neli und ich drei Solarpanels aufs Dach geklebt, die auch ordentlich Leistung bringen.

 

Leider war wieder alles hektisch. Die Wochen vorher waren wir wieder alle krank. Linda hatte fast vier Wochen Fieber, Neli hatte Nebenhöhlen, ich die Kotzerei, habe meinen Block verpasst und musste ihn nachholen. Unter dem Strich hieß dies, wieder alles auf den letzten Drücker. Ich bereitete also Dienstag noch alles vor, was die Firma brauchte um ohne mich klar zu kommen, schraubte nach Kräften und packte, was ging. Mittwochmorgen fingen Neli und ich schon vor sieben an zu packen und schafften es schließlich viertel vor elf in Richtung Süden aufzubrechen. Unsere erste Etappe war Oberstaufen. Mein Onkel Florian wohnt dort und Linda drängt schon seit Wochen den Ojaja zu besuchen. Der Ojaja wohnt da, wo das Lampedin (Trampolin) wohnt.

 

Bei einem Stopp kurz vor Würzburg mussten wir feststellen, dass vermutlich der Laderegler der Solaranlage kaputt ist. Die Batterie wurde sehr heiß und begann zu stinken. Ich, schweiß gebadet, hechtete der Batterie zur Hilfe, klemmte die Kontakte ab und zog das schon weiche Gehäuse aus dem Schrank. Dabei gab es zwei Schläge im Wechselrichter, also dem Gerät, welches den Solarstrom von 12V auf 230 V wandelt. Rauch stieg auf. Ein erster Test ergab: Die Sicherungen sind es leider nicht. Eben musste ich feststellen, dass auch der Gleichrichter, also das Gerät, dass den Strom, solange man an der Steckdose auf dem Campingplatz hängt, von 230V auf 12V wandelt auch keinen Mucks mehr macht und auch keine Spannung ausgibt.

 

Sonst verlief die Fahr reibungslos. Wir hörten den kleinen Drachen Kokosnuss und andere Hörspiele, die ich vorher aus der Bibliothek besorgt hatte und machten immer wieder Pausen bei Burgerking. Der Vorteil an einem Wohnwagen ist, dass man seine Toilette immer mit sich mitzieht. Die obligatorischen Pausen nach einem „Papa! Ich muss Pippi!“ gestalten sich daher schnell und sauber.

 

Wir kamen abends im Allgäu an und trafen uns direkt mit Florian beim Schinees. Es war unser achter Hochzeitstag und das wurde gefeiert. Der Abend war rundum gelungen. Die Kinder lieb, das Essen lecker, die Bedienung nicht zu verstehen.

 

In Florians Bude tranken er und ich noch einen Ouzo, dann gingen wir in den Glamper, er in sein Bettchen.

 

Am nächsten Morgen war Florian schon in der Schule. Wir packten zusammen und machten uns auf nach Immenstadt um noch die letzten Dinge zu besorgen. Bei Aldi hatten wir ein herrliches Frühstück auf dem Parkplatz mit Automatenkaffee und Brötchen. Im Baumarkt bekamen wir tatsächlich alles was ein Camper so braucht, wir holten noch Dias Ukulele ab und los ging es Richtung Brenner. Die Überquerung ging sehr schnell und nach mehreren Stopps erreichten wir den Gardasee. Wir steuerten wieder unseren Lieblingsplatz „Bella Italia“ an. Leider war der Platz ziemlich durchgeweicht und das Rangieren gestaltete sich schwierig. Es fand sich aber schnell eine beherzte Gruppe Camper zusammen, die den Glamper in Position schoben und wir konnten noch Pizza und Eis essen gehen. Der Urlaub hatte begonnen.

 

Nächsten Morgen wurden die Untergrundverhältnisse nicht besser. Unser Auto und der Wohnwagen sehen so aus, als hätten wir an einem Dirtrace teilgenommen. Wir verliesen Bella Italia schnell, frühstückten bei Lidl und fuhren weiter nach Venedig. Wir schafften es sogar mittags dort zu sein. Im Gewerbegebiet zwischen dem Audi-Händler und einer Industriebrache liegt idyllisch der Campingplatz Venezia. Was zuerst wie ein Witz klingt, stellte sich als ein Kleinod im Grünen heraus. Der Platz war sehr gepflegt, GESCHOTTERT, es gab die besten sanitären Anlagen, die ich bisher auf einem Campingplatz gesehen habe UND für Christina ganz wichtig: Es gab ein Hallenbad. Wir mussten nicht lange ausrichten, da der Stellplatz gerade und lang war, hängten ab und fuhren mit dem Bus die 10 min nach Venedig rein. Dort angekommen erkundigten wir uns nach dem Wasserbus. Dieser fährt regulär, wie ein Linienbus, da es in Venedig aber keine Straßen, sondern ausschließlich Kanäle gibt, gibt es Boote, die auf mehreren Linien fahren und die ganze Stadt verbinden.

 

Wir entschieden uns dafür zu Fuß zum Markusplatz zu laufen und per Bootbus zurück zu fahren. Nach ca. 10 min begann es heftig zu regnen und wir fanden in einem kleinen Café unterschlupft, dass auch gut als Kulisse für einen 20er- Jahre Film in Paris hätte fungieren können. Wir tranken Cappuccino, aßen die venezianischen Teigröllchen mit Nugat und die Kinder liefen immer wieder raus, um im Regen zu tanzen und in jede Pfütze zu springen. Neben uns nahm ein englisches Paar Platz. Der Mann bestellte ein kleines Bier und bekam zu seiner Überraschung ein Maß Münchener Hofbräu, was sehr beliebt zu sein scheint bei dem Venezianer an sich.

 

Der Regen lies nach, wir aßen noch ein Eis und schlenderten weiter durch die Stadt. Ich hatte Christina versprochen, dass wir in einer der klassischen Gondeln fahren werden. In einzelnen Kanälen standen exklusive Gondeln bereit, die Fahrten zwischen 80 und 100 Euro anboten. Ich hielt dies für Angebote für Snobs und verliebte Spinner und hoffte in der Nähe des Markusplatzes auf ein Angebot für Massentouristen zu günstigeren Konditionen zu treffen. Aber die Aussicht auf Bootfahren trieb die Meute an und wir kamen, ohne größeres Gequengel an den vielen Dingen vorbei, die man in so einer Stadt kaufen kann, wobei ich sagen muss, dass die Preise abseits des Markusplatzes im Allgemeinen durchweg fair, teilweise sogar günstig sind. 1,50 € für eine Kugel Eis, die etwa die Größe von zwei braunfelsern hatte, war sicher nicht unverschämt. Weitere Kugeln wären sogar gestaffelt gewesen. Zuhause undenkbar.

 

Der Regen kam uns zu Gute. Es waren, abseits des Markusplatzes und der Rialtobrücke nicht so viele Touristen unterwegs und nachdem das Gewitter verzogen war, klarte es auf und wurde sommerlich warm.

 

Der Weg zum Markusplatz war beeindruckend. Es gab unzählige Häuser in unterschiedlicher Pracht und Zustand. Viele kleine Geschäfte, die zwar überwiegend auf Touristen ausgerichtet waren, dennoch nicht nur den üblichen 08/15 Schrott anboten. Neli kaufte sich einen Kettenanhänger von einem Glasbläser, der in seinem Laden vor den begeisterten Kinderaugen Kunstwerke herstellte.

 

Es gab viele kleine, gemütlich aussehende Restaurants, die ich gerne mal ohne Kinder mit Neli besuchen würde. Das machen wir mal, wenn wir Silver Ager sind und mit einem dicken Wohnmobil durch Europa touren. Unsere Kinder können das momentan nicht so schätzen.

 

 

 

Auf dem Markusplatz angekommen, war die Enttäuschung für alle doch sehr groß, dass es mit Gondelfahren preisbedingt leider doch nichts wird. Dia war sehr enttäuscht und wurde motzig. Zum Glück gab es aber eine Menge Tauben, die sie jagen konnte. Trotz explizitem Fütterungsverbot gab es Leute, die Vogelfutter verkauften. Dia bekam es irgendwie hin, das Futter ohne zu bezahlen zu bekommen und schon setzten sich die Tauben auf ihre Arme. Zwei Polizisten kamen und schienen ihr mitzuteilen, dass es nicht erlaubt sei die Vögel zu füttern. Da sie Dia auf Italienisch ansprachen, verstand sie es nicht und es interessierte sie daher auch nicht weiter. Die Polizisten gingen und Dia bekam von den Verkäufern neues Futter.

 

An der Anlegestelle des Busses versuchten wir erneut unser Glück und fragten, nach einem Motorboottaxi. Dieses war zwar deutlich günstiger als eine Gondel, aber immer noch deutlich über einem akzeptablen Wert.

 

Wir nahmen den Bootbus, der zu Beginn noch so leer war, dass wir alle Sitzplätze hatten. Die Rundfahrt war gigantisch. In der Abendsonne fuhren wir erst den Canal Grande entlang und bekamen eine fast einstündige Rundfahrt durch die Stadt, vorbei an vielen Sehenswürdigkeiten, wie dem Palast der Bienale und bekannten Hotels.

 

Auf halber Strecke mussten beide Mädchen dringend, wir stiegen aus und hasteten über den schwimmenden Anleger, durch enge Gassen los auf der Suche nach einer Toilette und wurden in einer Cafébar fündig. Die Bedienung ließ uns freundlich gewähren und mindestens ein Unglück konnte verhindert werden. Aus Dankbarkeit nahm ich ihr noch einen sehr schmackhaften Espresso ab und wir trotteten zurück zum Anleger und warteten auf den nächsten Bus. Dieses Mal hatten wir zwar keinen Sitzplatz, wir fanden aber im Außenbereich im Heck Stehplätze. Die Sonne ging unter und es wurde dämmerig in Venedig. Die Lichter spiegelten sich auf dem Wasser und es war immer noch angenehm warm.

 

 

 

Am Bahnhof nahmen wir den Bus zurück zum Campingplatz und kamen noch rechtzeitig vor einem heftigen Gewitter an. Wir kochten im Wohnwagen, während ein heftiger Regen-Hagelschauer niederging, auf das Dach des Wohnwagens hämmerte und Blätter und Blüten von den Bäumen fegte. Wir waren froh, es rechtzeitig nach drinnen geschafft zu haben und genossen die Wärme und das Miteinander. Als der Regen plötzlich aufhörte, wagte ich mich nach Draußen um zu duschen und sah einen Mann, der um unser Auto schlich. Ich sprach ihn an und er zeigte mir, dass Lindas Fenster die ganze Zeit offen war. Ihr Sitz und die Tür waren durchnässt und mit Baumblüten überzogen. Das gesamte Auto war voller Blätter und Blüten. Ich bedankte mich, schloss das Fenster und nach dem allabendlichen Vorlesen schliefen die Kinder schnell ein. Es war ein sehr Eindruck starker, voller, schöner aber auch anstrengender Tag.

 

 

 

 

 

Nächsten Morgen frühstückten wir im Wohnwagen und ich ging zur Rezeption. Man gestattete uns erst um 13 Uhr auszuchecken und wir gingen noch eine Runde ins Schwimmbad. Christina übte weiter Tauchen, Linda lässt sich trotz aller üblichen Sturheit tatsächlich von Neli etwas sagen und schwimmen beibringen. Die Armbewegung klappt schon recht gut. Punktgenau verließen wir den Campingplatz und fuhren zu Decathlon um noch einen Satz Standschuhe und Neoprenanzüge zu kaufen. Ich suchte auch noch ein Kabel für mein Ladegerät, was sich, wie auch in Deutschland auch, weder bei Obi noch bei Mediamarkt finden lässt.

 

Der Tag schritt voran, wir kochten schnell im Wohnwagen, es gab die übliche Wutzerei und Geschrei aber irgendwann saßen alle wieder im Auto, hörten das magische Baumhaus und wir zogen am Meer entlang Richtung Ancona. Die Gegend ähnelt sehr Südfrankreich, insbesondere der Carmaque. Wir schafften es aber nicht ganz so weit und kurz vor zehn erreichten wir einen Campingplatz, der sich in Terrassen über Piscara erstreckt. Neli und ich packten und spülten und die Kinder spielten auf dem Spielplatz und genossen das warme Wetter und die Natur. In der Buchungsbestätigung stand, dass wir 24 Stunden vor Abfahrt unser Kommen bestätigen sollten. Also rief Neli alle vier angegebenen Nummern an um nach längerem Tuten einen genervten Mitarbeiter an den Hörer zu bekommen. Neli teilte mit, dass wir auf dem Weg seien und kommen werden.

 

Der Mitarbeiter sagte: “What is your problem?“ Neli: „I just want to confirm, that we are comings, as it is written in the booking confirmation.” Mitarbeiter: “Just call me, if you have a problem like a delay. Otherways check in as all the other 5.000 passengers.”

 

Wir brachen in schallendes Gelächter aus und zuckelten in Richtung Ancona.

 

Bis Ancona waren es noch eineinhalb Stunden und wir erreichten ohne größere Hektik den Ticketschalter. Ich fragte, wann denn Boarding sei und ein Mitarbeiter sagte, ab 15 Uhr. Da drängelte sich sein Chef vor und fragte mich, was ich wolle. Ich fragte, wann wir bereit seien sollen um an Bord zu fahren. Er sagte: „NOW!“.

 

In der Schlange am Schalter viel mir eine deutsche Rentnergruppe mit Wohnmobilen auf. Diese waren ebenfalls der Ansicht, dass die einen hier gerne mal zwei Stunden in der Schlange stehen lassen.

 

Wir vermuteten, dass es sicherlich sinnvoll ist, vorher zu essen, da das Essen an Bord vermutlich deutlich teurer ist. Da es den Neoprenanzug in Venedig nicht in meiner Größe gab, war dies ohnehin die letzte Chance vor Griechenland einen zu bekommen. Wir fuhren daher noch einmal zu Decathlon. Innerhalb von 5min hatte ich den passenden Anzug und wir hatten noch ausgiebig Zeit um in der angrenzenden Mall eine Pizza von enormem Ausmaß zu essen. Eine Maxipizza nahmen wir mit. Eine gute Entscheidung wie sich später rausstellte.

 

Es begann wieder zu schütten. Das Auto, immer noch saudreckig von Gardaseeschlamm und Venedig Blättern und Blüten, war wieder sauber und wir erreichten gepflegt die Fähre. Als Gespann waren wir auf der LKW-Spur und schafften es aus eigener Kraft nicht ganz die glitschige Stahlrampe hoch zu fahren. Die Besatzung der Fähre hob daher kurzerhand die Rampe hydraulisch an und wir konnten in das riese Parkhaus einfahren. Oben mussten wir drehen und ca. 50 m rückwärts in unsere Spur fahren. Dies gestaltete sich schwerer als gedacht. Bisher dachte ich, dass ich der Towmater persönlich wäre und der weltbeste Wohnwagenrückwärtsfahrer. Dieser Zahn wurde mir dann doch gezogen. ABER es war auch gar nicht nötig, denn Superfast Ferries bietet eine Art Spurhalteassistent bzw. Driving Assist old school an. Ein total verschwitzter Mitarbeiter in ausgefranztem roten Overall griff beherzt durch mein Fenster direkt ins Lenkrad und übernahm das Steuer. Ich musste lediglich moderat Gas geben und er schritt wild gestikulierend und schreiend neben mir her, bis das Gespann seine Position erreicht hatte. Mit einer waagerechten Bewegung wurde der Driveassitmode beendet und er gab mir strahlend die Hand.

 

Hinter uns stand der Leiter der Rentnergruppe, mit dem ich mich nun bekannt machte. Er führt für den DCC (Deutschen Camper Club) eine vierwöchige Rundreise.

 

Ich verkabelte uns, kurbelte die Stützen aus und wir verliesen das Parkdeck auf Level 5 und gingen in den siebten Stock zur Rezeption um unsere Schlüsselkarten zu bekommen.

 

Wir setzten uns in die Spielecke wo eine italienische Abwandlung von Cars in einer Dauerschleife lief. Spielsachen gab es nicht, dafür zwei Sessel am Fenster, in denen wir es uns bequem machten. Ich holte aus dem Wohnwagenkühlschrank Wasser und Orangensaft. Draußen regnete es immer heftiger und wir glitten aus dem Hafen hinaus in die unruhige Adria.

 

 

Zweiter Bericht

 Die Nacht an Bord war ungewohnt. Es schaukelte, brummte und morgens kamen ständig Durchsagen. Die Fähre machte zwei Zwischenstopps: In Korfu und Igoumeniza. Jedes Mal gab es unverständliches Genuschel aus dem Lautsprecher. Immerhin in fünf Sprachen, was trotzdem nicht dazu führte, dass man etwas verstand. Wir schliefen dennoch recht lang. Das Wetter hatte sich vollkommen geändert und wir genossen unser Frühstück am Sonnendeck bei strahlendem Sonnenschein.

 

Auf dem Campingplatz

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Jetzt machen wir erstmal nix und wenn wir damit fertig sind ruhen wir uns aus.

 

Der Nachbarjunge aus Österreich war Frühaufsteher und weckte den Platz mit seinem Geschrei. Warum soll es anderen Eltern anders gehen als uns. So waren wir es nicht und wir hatten einen frühen aber guten Start in den Tag. Ich schlafe gut im Wohnwagen so auch diese Nacht.

 

Das Wetter war super und wir gingen alle zusammen an den Pool. Linda lies sich erstaunlich gut Schwimmbewegungen beibringen und verzichtete auf ihre übliche Sturheit. Allerdings war ihr das Wasser zu kalt, sonst hätte sie vielleicht noch größere Fortschritte gemacht.

 

Wir machten uns näher mit den Wienern bekannt. Sie haben sogar drei Monate Elternzeit. Wir verstanden uns auf Anhieb gut.

 

Die Spülmaschine im Wohnwagen leckte immer noch. Ich ging in das Restaurant wo die gesamte Rentnergruppe fröhlich beisammen saß. Ich sprach den Häuptling an, ob einer der Truppe zufällig eine Zange dabeihabe. Ein Mann eilte mir sofort zur Hilfe und lieh mir eine Wasserpumpenzange. Sofort machte ich mich daran das undichte Stück festzuziehen, musste aber schnell feststellen, dass es nicht an der Feste, sondern an der Dichte des Teils an sich lag. Versuch gescheitert. Enttäuscht gab ich dem Camper seine Zange zurück.

 

Am nächsten Morgen fragte ich Jorgos nach einem versierten Elektrotechniker, der unsere Wandler reparieren könne. Nach ein paar Telefonaten, die sich zwar wie wütendes Geschrei anhörten wohl aber einfach nur Griechisch unter Freunden waren, markierte er auf meinem Handy eine Straße in Pyrgos, wo ich einen Allarounder treffen könne.

 

Zudem gab er mir eine Wegbeschreibung für einen Laden im Nachbarort, wo ich einen neuen Adapter für die Spülmaschine finden könne.

 

Glücklich verlies ich die Rezeption und am Nachmittag machten wir uns zu 4,5 auf nach Vartholomio um den „Baumarkt“ aufzusuchen.

 

In Vartholomio fanden wir zwar den Supermarkt, nicht aber den Baumarkt. Ich fragte mich mit dem Schlauch in der Hand durch und fing im Supermarkt an. Dort erklärte man mir auf Griechisch, wo das Geschäft sei. Ich landete bei einem Elektrogeschäft, der mich zurück zum Supermarkt schickte. Eine andere Verkäuferin sprach Englisch und gab mir eine detaillierte Beschreibung womit es einfach war, den Laden zu finden.

 

Der Baumarkt erwies sich als eine sehr gut sortierte Mischung aus Eisenwarenladen und Landhandel, der von Rohren über leer Kanister für Olivenöl bis hin zu Elektrogeräten alles vorrätig hat.

 

Der Angestellte und ich sprachen keine gemeinsame Sprache, aber Männer in Heimwerkerläden verstehen sich weltweit ohne Probleme. Es kommt auf die Herzenshaltung an. Er griff behänd in verschiedene Fächer und gab mir genau die Teile, die ich brauchte. Für drei Euro bekam ich alles zusammen. Wir freuten uns, dass wir uns auch ohne Worte verstanden, wobei uns inzwischen ein Kunde mit Englisch zur Hilfe kam, und, dass wir uns getroffen hatten. Der Chef war nun auch dabei, er sprach Englisch und wir verabschiedeten uns. Neli war in der Zeit mit den Kindern im Supermarkt geblieben und ich betrat stolz mit den richtigen Teilen den Laden. Die Verkäuferinnen freuten sich ebenso wie ich über meinen Erfolg.

 

Wir kauften Eis und fuhren zurück zum Campingplatz.

 

Ich suchte den Camper noch einmal auf und lieh mir die Zange. Leider verbrackste ich dabei das Plastikgewinde, die Kinder hatten auch keine Lust den Papa unter dem Bett schraubend liegend zu sehen so, dass ich die Zange wieder frustriert zurückbrachte und wir gemeinsam die Kinder ins Bett brachten.

 

 

 

Am nächsten Tag verließen uns die Österreicher. Dafür kamen Frankfurter mit denen wir uns ebenfalls gut verstanden. Es regnete. Die Kinder lagen in ihren Betten und hörten Hörspiele. Neli las und versuchte ihren E-Bookreader zu aktivieren. Ich schlief. Als der Regen nachließ, gingen wir raus. Es war nicht mehr ganz so warm, aber die Sonne schien. Wir zogen alle unsere Neoprenanzüge an und gingen zum Strand. Es waren zwar Leute am Strand, aber keiner traute sich ins Wasser. Als eine große Wolke die Sonne freigab, lag der ganze Strand in goldenem Licht da und es wurde deutlich wärmer. Neli und ich gingen ins Wasser. Dia und Linda zogen es doch vor im Sand zu spielen. Das Ufer war felsig und voller Seeigel. Ich war der Einzige ohne Schwimmschuhe und versuchte direkt zu schwimmen. Dieser Strand eignet sich gut zum Schnorcheln und ich konnte direkt Fische sehen. Nach ca. 15 min war es dann aber auch gut. Wir duschten alle lange und aßen Abendbrot.

 

 

 

Die Nacht endete in dem Moment als Linda aufstand. Sie wollte erst in unser Bett, Neli schickte sie aber zurück, woraufhin sie in Christinas Bett kletterte. Ein langer gellender Schrei ertönte und Christina war wach. Schlafen war vorbei. Es gab Gerangel, Geschrei und ein paar klärende Worte.

 

Immerhin war es kurz vor Acht. Wir standen auf und frühstückten.

 

Erstaunlicherweise wurden wir von den Frankfurtern als Langschläfer bezeichnet. Ich empfand Mitleid mit ihnen.

 

Wir fuhren zum Heimwerkerladen der aber zu hatte. Die Mittagspause beginnt ca. um 14:30 Uhr und endet ca. um 17 Uhr. Dafür haben die Geschäfte bis 21 Uhr auf. Wir suchten nach etwas zu essen und fuhren in Richtung Burg und heiße Quellen. Es war tatsächlich alles zu, außer eine Szenebar mit wunderbarem Blick auf die Bucht. Die Kinder spielten auf dem Spielplatz des Lokals und Dia brachte den griechischen Kindern Deutsch bei. Nachher verabschiedeten sie sich mit einer Umarmung von ihr. Sie hat es einfach drauf Kontakte zu schließen und Liebreiz zu versprühen. Die Kinder aßen einen Nutella Crêpes, wir einen vorzüglichen griechischen Salat. Die Burg hatte auch schon zu, wir begnügten uns daher mit einem Rundgang drum herum. Das war vermutlich auch interessanter, da es in der Burg altes Porzellan und Steine gab, während um die Burg herum Hühner liefen, die von beiden Mädchen fleißig gejagt wurden.  Zurück in Vartholomio besorgte ich die übrigen Teile und bekam dieses Mal Reduzierstücke aus Messing. Wir folgten einem Schild auf dem auf Deutsch „Bäckerei“ stand. Bei Betreten des Ladens fragten wir, ob die Verkäuferin Deutsch spreche. Sie tat es. Sie erzählte, dass sie in Deutschland als Kind griechischer Eltern geboren worden sei und dann nach Griechenland geheiratet habe.

 

Sie erzählte auch von der Krise und, dass sie drei Jahre lang nur 60 € pro Tag abheben konnten. Allerdings habe jetzt seit der Finanzkontrolle jedes Geschäft ein Kreditkartenlesegerät. Momentan sei es besser, aber immer noch nicht gut. Zipras habe zwar viel Gutes bewirkt, aber die Tatsache, dass er dem Kompromiss über den Namen Nord Mazedoniens zugestimmt habe, stoße vielen Griechen unangenehm auf.

 

Wir verließen den Laden mit leckerem Brot und Gebäck.

 

Auf dem Campingplatz unterhielten wir uns noch eine Weile mit den Frankfurtern. Sie wollten eigentlich nächsten Tag mit der Fähre zurück und waren auf dem Sprung. Wir stellten unsere Küche zum Nudelkochen zur Verfügung und es wurde ein schöner Abend. Die Mutter hieß auch Cornelia und ist auch Ärztin. Sachen gibt’s, die gibt es nicht.

 

 

 

Aus unserem Plan früh in Pyrgos zu sein wurde nix. Die Frankfurter wollten an diesem Tag fahren und wir verbrachten noch längere Zeit mit ihnen. Nun muss man sagen, dass diese Familie einen Monat in Griechenland verbracht hatte und völlig untypisch für diese Jahreszeit ausschließlich schlechtes Wetter gehabt hat. Sie hatten einen VW-Bus mit Dachzelt, den sie aber häufiger gegen eine Air B&B Unterkunft tauschen mussten, weil es einfach nicht auszuhalten war. Der Plan nun an den Gardasee zu fahren, versprach ebenfalls ein Reinfall zu werden, da ihnen dort das gleiche Schicksal zu wiederfahren drohte. Ich verwies auf meinen Ansprechpartner bei Greekferries und es gelang ihnen tatsächlich unkompliziert die Fähre umzubuchen.

 

Sie verließen uns trotzdem um im Süden der Peloponnes die letzten Tage zu verbringen. Ich schaffte es aber tatsächlich noch die Spülmaschine zum Laufen zu bringen. Die Pumpe sprang immer nur dann an, wenn sie Wasser sollte und ich war hellauf begeistert.

 

Wir fuhren Richtung Pyrgos um die Geräte reparieren zu lassen. Die Wurzel allen Übels schien tatsächlich die Tauchpumpe aus der Küche zu sein. Dort ist Wasser eingedrungen, es gab einen Kurzschluss und das scheint eine Kettenreaktion ausgelöst zu haben. Wir versuchen immer noch den Gestank von verschmortem Plastik aus der Küche zu bekommen. Mit der Zeit wurde es aber besser.

 

Wir fanden nach etwas Suchen den Laden um festzustellen, dass Mittagspause war. Also fuhren wir Richtung Olympia weiter. Auf dem Weg kehrten wir in einer Taverne ein wo der Wirt sogar Deutsch sprach. Er hatte in den 70er für einige Jahre in Berlin gelebt und wir kamen ins Gespräch. Olympia selbst war sehr gepflegt, wir verzichten aber darauf die 24 € Eintritt zu zahlen, da die alten Steine weder berührt noch beklettert werden durften. Da Linda sich sowieso nach jedem einzelnen Stein bückte und ständig getragen werden wollte, liefen wir am Gelände lang, genossen die Aussicht und schlenderten dann durch die Tourishops. Dia bekam eine Mütze für ihren Geburtstag. Ich ein T-Shirt.

 

Auf dem Rückweg war das Geschäft offen und der Inhaber sagte, er könne mir nichts versprechen und brauche ein paar Tage Zeit. Er wolle sich aber am nächsten Tag melden, wenn er etwas Neues wisse.

 

Ich bedankte mich und ging zum Auto mit der wartenden Meute zurück.

 

Wir fuhren zum Platz. Es war immer noch warm und wir aßen gemütlich draußen. Dia fand eine Kröte, die vor dem Licht der Taschenlampe und meinem Fotoblitz hastig das Weite suchte.

 

 

 

In der Nacht schlug das Wetter um und ein starker Regen hämmerte heftig auf das Dach des Wohnwagens.

 

Die Ameisen suchten in Armeestärke bei uns Unterschlupf. Alle meine Versuche die Invasion mit chemischen Massenvernichtungswaffen zu stoppen, waren gescheitert. Dia erwies sich als eifrige Ameisenjägerin und drückte mindestens ein Duzend an diesem Vormittag mit dem Daumen tot.

 

Das Handy klingelte und der Elektrotechniker informierte mich, dass die Geräte wieder funktionierten und abholbereit seien. Es würde 25 € kosten.

 

25 €! Mein Herz sprang vor Freude. Zusammen sind die Geräte weit über 200 € wert und ich versicherte ihm in etwa zwei Stunden vorbeizukommen.

 

Draußen war es unbeständig und wir frühstücken das restliche Brot aus der Bäckerei im Wohnwagen. Es gelang relativ gut alles zu packen und zeitnah aufzubrechen. Auf dem Weg hielten wir noch einmal in der Bäckerei. Es war Samstag und auf dem Rückweg wäre sicherlich alles geschlossen. Die Verkäuferin freute sich über unser erneutes Erscheinen und die Mädchen liefen selbstbewusst direkt hinter die Verkaufstheke. Nach ein paar herzlichen Umarmungen und Küsschen der Verkäuferin bekamen beide Gebäck, Neli und ich bestellten noch einen Cappuccino to go und wir fuhren Richtung Pyrgos. Dieses Mal ging es schneller. Wir kannten den Weg und ich traute mich etwas schneller zu fahren. Zwar ist Polizei hier sehr selten, wir möchten uns aber auch als gute Gäste erweisen. Zwar ist es erlaubt auf den Landstraßen 100 zu fahren, es gibt aber ständig Begrenzungen auf 60, weswegen es nicht so wirklich sinnvoll ist. Die Griechen haben ein anderes System. Es gibt relativ breite Seitenstreifen, die als rechte Spur fungieren. Langsamere Fahrzeuge weichen weit nach rechts aus um schnelleren Fahrzeugen das Überholen zu ermöglichen. So kann im Prinzip jeder selbst entscheiden, ob er sich an die Regeln hält oder nicht. Ich für meinen Teil kann nicht behaupten, dass irgendeins der Vorurteile gegenüber südlichen Autofahrern zutrifft. Ich habe sehr viel Rücksicht und Vorsicht erlebt. In den Stadtzentren von Vartholomio und Pyrgos ist es sehr eng, es gibt (zu) viele Autos und es lässt sich kaum vermeiden in zweiter Reihe zu parken um kurz in ein Geschäft zu huschen, möchte man nicht Ewigkeiten um den Block kreisen um irgendwann einen Parkplatz zu ergattern. Das führt definitiv zu Verzögerungen, da die Straßen im Allgemeinen recht eng sind. Dennoch funktioniert es irgendwie und Huptiraden wie bei uns oder in Italien habe ich bisher nicht erlebt. Auch herrscht keine aggressive Grundstimmung im Straßenverkehr. Mir gefällt das Land und ich genieße es jeden Tag mehr Griechen kennen zu lernen.

 

Wir parkten in der Nähe des Geschäfts und alle kamen mit.

 

Der Inhaber war sehr freundlich und gab mir die Geräte. Ich war sehr glücklich, dass die Geräte wieder ganz waren und das für so einen günstigen Preis. Auf unserer Liste standen noch einige Teile, die wir gut gebrauchen konnten und da das Wetter schlecht war und wir am Strand nichts verpassten, entschieden wir uns den Aufenthalt in der 35.000 Einwohnerstadt zu nutzen alles zu besorgen. Der Inhaber erklärte mir wo ich die Teile in der Stadt bekommen würde oder ging sogar selbst mit zu einem Geschäft in der Nachbarschaft.

 

Das Bild der Stadt ist sehr gemischt. Einige Häuser und Geschäfte sind vollkommen modernisiert und chic, andere sind in einem erbärmlichen Zustand und ich fühle mich oft an Afrika oder den Schöffengrund erinnert. Die Wirtschaftskrise hat tiefe Wunden in dieses Land geschnitten und es fehlt einfach an Geld im Umlauf. Man kann nicht behaupten, dass es dreckig oder unordentlich wäre. Ich nehme die Menschen nicht so wahr. Es ist aber ein Mangel an Kapital und ein Rückbau von Staat erkennbar.

 

In Pyrgos habe ich heute drei Polizisten auf dem Motorrad gesehen, die ersten seit unserer Ankunft hier. Die Bürgersteige sind in einem erbärmlichen Zustand und Grünanlagen werden einfach nicht gepflegt. Von Braunfels kennen wir das teilweise auch, nur hier ist es viel drastischer. Als wir 2011 zur Hochzeitreise auf Kreta waren, fragten wir den Portier im Hotel, warum es so viele Häuser gibt, die nicht fertig gebaut wurden. Er sagte, dass es schwierig sei Kredite zu bekommen und daher die Leute Häuser Stockwerk für Stockwerk bauten sowie Geld vorhanden ist. Hier stehen viele Bauruinen herum. Ca. 3 Km vor dem Campingplatz steht ein recht moderner Glasbau leer. Dieser schien eine Firma beherbergt zu haben, die es anscheinend nicht mehr gibt. Angenehm ist auch, dass es in den von uns besuchten Städten keine großen internationalen Ketten gibt. Wir waren zwar heute in einem Lidl und es gibt auch hier und dort ein McDonalds. Aber die Mehrheit der Geschäfte sind kleine spezialisierte Einzelhändler, die auf ihrem Gebiet gut sortiert sind und fantastische Preise anbieten. In einem Elektrofachgeschäft habe ich heute transparenten Kabelkanal für LED-Streifen gekauft. Der günstigste Preis in Deutschland im Internet war 5€/m. Hier habe ich knapp die Hälfte bezahlt und mich ordentlich eingedeckt.

 

Für die Menschen hier ist das Leben nicht billig. Sie arbeiten lange und haben hohe Abgaben. Der normale Mehrwertsteuersatz liegt hier bei 24% der ermäßigte für Lebensmittel bei 13%. Die Verkäuferin in der Bäckerei erzählte, dass ihr Schwiegervater 450 € Rente bekommt.

 

 

 

Nachdem ich alles im Elektrofachhandel bekommen hatte knurrte uns der Magen und wir suchten nach einem Gyrosladen. Wir wurden ein paar Meter weiter in einem kleinen Laden voller Fleisch fündig. In der Auslage lagen gebratene Hähnchen, längs hinter der Theke drehte sich ein ca. zwei Meter langer horizontaler Drehspieß neben einem vertikalen ca. 70 cm langen Gyrosspieß. Im Plexiglasverschlag hinter der Schiebetür saß eine Gruppe Männer, trank Wein, aß und rauchte.

 

Der Sohn der Wirte sprach ein wenig Englisch und nahm unsere Bestellung auf. Er brachte alles kurze Zeit später und verschwand mit Bergen von Fleisch zu seinem Motorroller um diese auszuliefern. Er war in erstaunlicher Zeit wieder da und brachte uns eine Nachbestellung. Ich glaube er ist ein Mavel-Superheld, der nur dem Anschein nach ein Gyroskellner ist.

 

Das Gyros und die Spieße waren so lecker, dass sie sogar Christina schmeckten und sie alles aufaß.

 

Wir fuhren zurück. Das Wetter wird sich nicht wesentlich ändern. In Korinth auf der Ostseite der Peloponnes soll schön sein. Morgen wollen wir aufbrechen. Es gelang uns das Zelt trocken abzubauen und alles zu verstauen. Linda zog Christina und mich in drei Runden in Drachenstark (eine Mischung aus Mensch ärgere dich nicht und Memory) ab. Die Spülmaschine lief im Hintergrund, Neli genoss die Zeit alleine am Strand und es begann wieder zu Regnen.

 

Ich saß noch lange in der Sitzecke und schrieb an diesen Berichten, während die Kinder friedlich neben mir einschliefen. Morgen werden wir diesen Luxusplatz verlassen. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.

 

 

 

Unterwegs Richtung Korinth

 

Heute war Linda auf Krawall gebürstet.

 

Es begann am Morgen damit, dass sie zu uns ins Bett kam und anfing Neli auf dem Hals rumzudrücken. Als Neli ausdrückte, dass ihr das nicht soo angenehm sei, rastete Linda das erste Mal aus. Als Christina zu uns ins Bett kam, begann Linda Christina zu attackieren.

 

Draußen regnete und stürmte es. Es war ein Segen, dass wir gestern das Zelt noch im Trockenen abgebaut hatten. Heute wäre das ein vollkommendes Desaster geworden. Trotz des Regens und des Sturms, war es nicht kalt. Wir bauten ab, eine neue Familie aus Rostock baute auf. Sie hatten einen VW-Bus und einen Eriba Touring und drei Kinder dabei. „Oha!“, dachte ich. „Das wird eng.“ Die Kinder spielten sofort zusammen auf dem Spielplatz während wir entspannt den Wohnwagen abfahrtbereit machten. Die Mädchen nahmen sich die Funkgeräte und machten mit den neu gewonnen Freunden allerlei Quatsch. Der Besen lag weit unter dem Bett hinter dem eingerollten Zelt. Nur der Handfeger lag noch in greifbarer Nähe. Neli und ich fegten abwechselnt den Wohnwagen mit dem Handfeger aus. Christina fragte mich, ob sie ihre gerade gefundenden Muscheln behalten dürfe. Ich bat sie nicht in den Wohnwagen zu gehen oder sich die Schuhe auszuziehen. Als ich kam war der Boden wieder voller Dreck und Christina kassierte einen Anschiss. Was micht ärgert, ist, dass ich hier einfach ständig ignoriert werde und es meine Kinder nicht im geringsten interessiert, was ich ihnen freundlich sage. Erst wenn ich rummotze tut sich etwas. Alles andere wird nicht gehört und es wird so getan, als sei ich gar nicht da. Christina fegte aber dann mit dem Handfeger den Boden sauber. Hat sie gut gemacht. Wir schafften es tatsächlich bis 13 Uhr den Platz zu verlassen. Das Wetter war wieder etwas besser und es war doch wesentlich wärmer, als ich zuerst gedacht habe. Leise Zweifel kamen auf, ob es sich vielleicht doch lohnen würde noch zu bleiben, weil dieser Platz wirklich erste Sahne war. Egal. Ich stand an der Rezeption, zahlte und verabschiedete mich von Jorgos dem Eigentümer. Ich bedankte mich auch noch für die Tipps mit dem Baumarkt und dem Elektrotechniker. Alle fanden sich zeitgleich am Auto ein und wir zuckelten die schmale Straße zwischen den Olivenbäumen, Orangenbäumen und Feldern hoch zur Hauptstraße.

 

Wir hielten uns in Richtung Patras, von wo wir gekommen waren und fuhren die Straße, die auch nach Pyrgos führt in die andere Richtung zur Autobahn.

 

Linda setzte ihre Tagesrebellion fort und versuchte den Tag über so viele „Nein!“ wie möglich zu platzieren. Als sie meinte sie könne sich aus dem Gurt schälen ohne das Schloss zu öffnen um sich weit zu ihrer Schwester zu beugen um Streit anzufangen, machte es ein lautes „Plopp!“. Das war mein Geduldsfaden, der in diesem Moment riss.

 

Ich sagte ihr, dass sie, wenn sie jetzt weiter mache wieder in einem Babykindersitz mit Tisch sitzen müsse. Das zog. Sie wollte den Tisch nicht haben und hörte fürs erste auf. Wir kamen auf den Straßen mit Gespann nicht sonderlich schnell voran. Das Tempolimit wechselte ständig von 80 (für uns) auf 60, wieder zurück um dann auf 50 zu sinken.

 

Wir brauchten lange bis wir kurz vor Patras waren und als nächsten Akt der Rebellion pinkelte Linda ihren Sitz voll. Zudem riss sie Christina grundlos ein ganzes Büschel Haare aus. Christina weinte laut. Linda schrie.

 

Nun war es so, dass es in diesem Moment keinen Parkplatz gab. Ich stoppte am Fahrbahnrand, wollte sie rausnehmen und griff ins Nasse.

 

Die Autos fuhren schnell und dicht an mir vorbei und ich dachte mir in diesem Moment: „Mein Sitz ist trocken.“ Den übrigen Mitfahrern sagte ich, sie sollen sich einfach die Ohren zuhalten und das Geschrei ertragen. Linda sagte ich, sie hat den voll gepinkelt, jetzt bleibt sie darin auch sitzen. Mein Budget an Verständnis war aufgebraucht.

 

 

 

In einem Ort gab es ein Restaurant mit Parkplatz und einem kleinen Spielplatz. Wir nahmen Linda aus dem Stinkesitz, zogen sie aus und reinigten sie. Die Rutsche verbesserten ihre Laune und sie hörte sogar auf die Aufforderung zu kommen. Vielleicht auch nur, weil sie mit Essen verbunden war und sie über Hunger klagte.

 

Wir aßen in einem Restaurant, welches dem Anschein nach von zwei Schwestern betrieben wurden. Es gab Fleischspieße (Souflaki), Pommes und griechischen Salat. Linda hätte beinahe das Essen mit mir im Auto verbracht, weil sie sich nicht für das Haarausreißen entschuldigen wollte. Schließlich entschuldigte sie sich doch und Christina nahm die Entschuldigung großherzig an.

 

Unser Plan auf halber Strecke mit einer Zahnradbahn zu fahren erwies sich als illusorisch. Wir erreichten die Autobahn. Da unser Wohnwagen ein Tandemachser ist, zahlten wir mehr Maut als ein Reisebus und das an drei Abschnitten. Aber dafür ging alles ohne Gekurve auf guten Straßen mit zahlreichen, langen Tunneln parallel zum Meer voran. Vor Korinth verließen wir die Autobahn und sahen die großen Schiffe im saronischen Golf liegen, die auf die Durchfahrt durch den Kanal von Korinth warteten.

 

Die Straße war zwar breit, aber dafür auf allen Achsen kurvig. Der Asphalt lag grau und wabenartig vor uns und führte uns durch unzählige Pinien, Orangen und Mandarinenbäume. Lindas Laune war gut und sie versuchte nett zu sein, was ihr überwiegend gelang. Christina übte mit der Nikon und machte fleißig Fotos.

 

Wir erreichten Epidarous und drängten uns mit unseren 12 m Länge durch das historische Stadtzentrum um den Campingplatz zu erreichen.

 

Der Platz liegt fast vollständig unter Bäumen, von denen die meisten Feigen und Orangenbäume sind. Die Luft ist erfüllt mit Orangenblütenduft. Zu meiner Überraschung muss ich feststellen, dass dies der gleiche Duft ist, wie der unseres Ameisenspray. Ich kann das Spray also in Zukunft ruhigen Gewissens großflächig einsetzen, da es doch sehr natürlich zu sein scheint und Leute dafür Geld zahlen diesen Duft zu riechen.

 

Christina begann sofort die Orangen zu pflücken und zu essen. Linda riss gleich den ganzen Ast ab.

 

Nachdem wir uns zwischen die Bäume manoviert hatten und gerade das Vorzelt aufbauten, hatte Linda eine größere unangenehme Überraschung für uns. Ich war wieder sauer und zog sie aus. Tragen wollte ich sie nicht, so, dass sie die 20 m zum Waschhaus mit voller Hose laufen musste. Während ich sie duschte und den Boden vor der Dusche umfangreich reinigte, wusch Neli die Sachen.

 

Linda meinte aber, dass sie das nächste Mal aufs Klo gehen will. Sie will nicht mehr in die Hose machen. Ich war beruhigt.

 

Die Mädchen stromerten über den Platz, kletterten auf die Bäume, fanden einen Hundeknochen und aßen weitere Orangen.

 

Wir bauten weiter auf. Linda deckte den Tisch. Während wir auf Christina und Neli warteten holte ich den Laptop, um das WLAN zu testen. Linda kuschelte sich auf meinen Schoss und beschwerte sich auch nicht, als ich ihr ihren Wunsch Peppa Wutz zu schauen nicht erfüllte. Beim Essen sagte sie zu Christina: „Komm Schwester. Meine Füße haben im Kimmazimma eine Überraschung für dich. Kommt Füße, wir müssen zum PottiPotti laufen aber da stehen bleiben.“

 

Diese Mädchen ist eigentlich ein Sonnenschein. Aber ab und zu gibt es ein Hitzegewitter: Kurz, heftig aber unvermeidbar.

 

Ich sitze vor dem Wohnwagen. Es ist noch angenehm warm. Die Wellen schlagen gleichmäßig an den Strand und es duftet nach Orangen.

 

Neli räuselt und schaut Sterne. Die Kinder sind auf nächtlicher Entdeckungstour. Linda liefert eine Orange nach der Anderen an. Aus denen könnten wir, ihrem Vorschlag nach, einen Schneemann oder eine Blume bauen.

 

Das ist Urlaub.

Ein Tag auf dem Campingplatz

Ein Tag auf dem Campingplatz

Linda war heute Morgen um Harmonie bemüht und kuschelte uns schon im Bett. Zum Frühstück brieten wir Pfannkuchen. In kurzen Sachen saßen wir im Vorzelt und genossen die Sonne, die das Wasser in tausenden kleinen Sternen glitzern lies. Christina sang schnell das „ich bin satt“ Lied und hampelte schnell wieder rum, während Linda einen Pfannkuchen nach dem anderen aß.

 

Aus dem Küchenschrank kam ein stechender Gasgeruch. Nun wird es dem aufmerksamen Leser dieses Blogs nicht entgangen sein, dass ich an diesem Wohnwagen recht viel selbst mache. Bei Gas hört jedoch der Spaß auf und davon lasse ich prinzipiell die Finger. Ich war mir sicher, dass es hier im Ort sicherlich einen Handwerker namens Jorgos geben würde, der für den lokalen Lohn Großartiges vollbringen würde.

 

Ich sprach mit der Rezeption. Die Schwiegertochter saß in dem Raum, der früher einmal ein Minimarkt und eine Bar gewesen war. Es gab auch eine Spielecke mit allerlei Spielsachen. Vom Minimarkt war aber nur ein Regal und eine Kühltruhe mit Eis übriggeblieben. Vor der Spielecke stand ein Schreibtisch ohne Computer, abgetrennt mit einer kleinen Erhöhung, die als Theke fungierte. Dahinter stand ein 40 Zoll Flachfernseher, der das Zentrum des Raumes bildete. Vor diesem waren Sessel, ein Küchentisch und Stühle aufgebaut. Ich schilderte ihr mein Problem zunächst auf Deutsch, brachte sie damit aber über den Rand ihrer Kenntnisse hinaus, so, dass wir das Gespräch auf Englisch fortsetzten. Sie verstand das Problem und bat mich nachmittags wieder zu kommen, wenn ihr Mann wieder da sei. Wir wuschen Wäsche in der riesigen Waschmaschine des Platzes und in Rekordzeit, war die Maschine amerikanischer Bauweise auch schon fertig zum Aufhängen.

 

Wir gammelten um den Wohnwagen herum. Neli legte sich zu einem Vormittagsschläfchen hin. Die Kinder spielten und ich rückte mir eine Liege in den Schatten und legte mich auf die Liegewiese ans Meer zu den Orangenbäumen und Bananenstauden.

 

Plötzlich kam Wind auf und Wolkenteppiche schoben sich vor die Sonne. Der Papa begann zu frieren und ging zurück zum Wohnwagen. Linda hatte sich gerade in die Hose gepinkelt und so duschte ich sie erneut ab. Die Sanitären Einrichtungen hier sind ein deutlicher Abstieg zum vorherigen Platz. Das offene Gebäude ohne Fensterscheiben wurde mehrfach umgebaut und im Laufe der Jahrzehnte teilmodernisiert. Die Türen der Duschkabinen aus dunklem Furnier blätterten seit über 50 Jahren unverändert von unten hoch und die Fliesen lassen sich schlecht einer Epoche zuordnen. Aber es ist alles sauber, Schäden wurden immer wieder repariert und das Wasser wird schnell warm. Der Grieche an sich, scheint es nicht zu mögen die Brause aufzuhängen. Bisher haben wir nur Handbrausen vorgefunden. Auch auf dem Edelplatz davor. Zum abduschen eines vollgepissten kleinen Mädchens, ist dies von Vorteil.

 

Ich hüllte Linda in ihr Elsakaputzenbadetuch und zog sie an.

 

Wir setzten uns zusammen auf die Liege am Meer und ich las den Mädchen ein Buch vor.

 

Neli wurde von Christina geweckt und wir aßen Wraps mit allem was wir noch im Kühlschrank hatten.

 

Ich ging erneut zur Rezeption. Schwieger- und Enkeltochter saßen mit dem Opa zu Tisch. Sie ließen sich aber gerne stören und der Platzbetreiber sagte mir, dass es einen Mann in einem anderen Ort gebe, der Gasanlagen repariere. Er wolle diesen kontaktieren und mir bescheid sagen.

 

Ich füllte die Spülmaschine und der Platzwart kam auf unsere Parzelle.

 

Der Mann könne morgen zwischen halb neun und neun kommen. Da er aber 30 Km Anfahrt habe, brauche er eine Bestätigung und wir müssten wissen, dass die Anfahrt uns berechnet würde. Wie hoch der Betrag sei, wusste er nicht. Wir stimmten zu. Gas ist keine kleine Sache und gehört zu den vitalen Funktionen eines Wohnwagens.

 

Neli las ihr e-book. Die Mädchen schlossen Freundschaft mit der Enkeltochter. Ich jagte Ameisen. In Griechenland gibt es viele Arten von Ameisen. Große Schwarze, die schnell laufen können und überwiegend im Wald sind, kleine schwarze und kleine rote und die Art, die wir hier seit dem Gardasee immer und immer wieder haben. Unsere sind schwarz und haben einen roten Kopf. Ich komme mir langsam vor wie Weiland Onkel Fritz.

 

Schon faßt einer, der voran,
Onkel Fritzens Nase an.

 

»Bau!« - schreit er - »Was ist das hier?!!«
Und erfaßt das Ungetier.

 

Und den Papa, voller Grausen,
Sieht man aus dem Bette sausen.

 

»Autsch!!« - Schon wieder hat er einen
Im Genicke, an den Beinen;

 

Hin und her und rundherum
Kriecht es, fliegt es mit Gebrumm (still sind sie zum Glück).

 

Johannes Berndt, in dieser Not,
Haut und trampelt alles tot.

 

Leider ist die Geschichte noch nicht vorbei mit der Übeltäterei. Die Ameisen kommen immer wieder. Damit werde ich mich wohl abfinden müssen, solange wir in Griechenland sind. Sie machen ja auch nichts Dramatisches und tuen nicht einmal weh.

 

Ich möchte aber auf jeden Fall verhindern, dass sie hier ihren eigenen Staat gründen. Letztes Jahr am Gardasee habe ich zwei ihrer Königinnen, die mit großem Gefolge in einer Straße am Türrahmen mit pralldickem Hintern mit dem Daumen zerdrückt. Trotzdem habe ich den gesamten Winter hindurch Vertreter dieser Art gefunden. Wir hatten sogar noch welche an Bord, als wir wieder am Gardasee waren und ich setzte in einem Anfall von Barmherzigkeit einige zurück nach Bella Italia. Sie haben sicherlich ein Fest gefeiert und ihre Freunde erneut zu uns eingeladen, weil sie es im Ausland zu etwas gebracht haben.

 

Wir machten uns fertig und wollten in den Ort gehen. Neli hatte in einem Moment der Unachtsamkeit vergessen mein Handy zu sperren. Linda, überhaupt nicht unachtsam, griff die Gelegenheit beim Schopf und startete Youtube und nach wenigen Sekunden erklang die Peppa Wutz Titelmelodie. Ich verabredete  mit ihr, dass sie es ohne Geschreie wieder ausschaltet. Das klappte nicht so ganz. Als ich sagte jetzt reicht es, bekam sie einen Wutanfall und  pinkelte sich das zweite Mal an diesem Tag voll und musste geduscht werden. Einen positiven Effekt hatte das Geschrei allerdings. Neben uns hatte sich ein holländisches Ehepaar hingestellt. Sie waren sehr nett und sprachen gut deutsch. Allerdings versperrten sie uns den Blick aufs Meer. Durch Lindas Geschrei packten sie alles wieder zusammen und zogen auf die andere Seite des Weges, da dieser sonniger sei, obwohl der Platz im Schatten lag.

Als wir fertig waren, kam der Platzwart und teilte mir mit, dass der Gasmann doch noch heute Zeit habe. Er habe ihm gesagt, wir seien eine Familie und müssten Kochen. Dia und Linda spielten also noch mit dem Enkelkind, dass sich sehr freute, dass unter den Campinggästen Kinder sind. Ansonsten gibt es hier, in Bezug auf die Haarfarbe, eher fifty shades of grey.

 

Ihr Name ist Angilika. Sie ist sechs Jahre. Sie fuhr mit einem viel zu kleinen Fahrrad mit Stützrädern über den Platz. Sie interessierte sich für Lindas Laufrad. Ihr Opa hatte nicht die passenden Schlüssel, so holte ich Werkzeug und wir schraubten Lindas Laufradsattel hoch und Angelikas Sattel für Linda herunter, so konnten die beiden tauschen.

 

Beide kamen gut mit dem Gefährt der anderen klar und Angilika kann sicherlich bald mal auf Dias Fahrrad richtig fahren.

 

Ich hatte mir vorgestellt, dass er mit einem der hier üblichen Pickups oder einem kleinen Kastenwagen komme und einen Overall trüge und Jorgos hieße. Zu meiner Überraschung kam er mit einem alten, roten 3er Golf, der mit Schrammen überzogen war und bis auf Ausnahmen sämtliche Plastikteile verloren hatte. Aus dem Auto stieg ein Mann Mitte 50 mit graumeliertem Bart, rotem gepflegtem Sweatshirt, modischer schwarz umrandeter Brille und Jeans. Er hieß zu meiner Überraschung auch nicht Jorgos, sondern stellte sich mit Andreas vor. „Stimmt!“, dachte ich. „Das war der andere Name, den ich hier schon häufiger gehört habe.“ Er hat bestimmt einen älteren Bruder, der Jorgos heißt und daher war der Name schon vergeben. Lassen wir das…

 

Andreas ging auf den Platzwart zu. Die beiden begrüßten sich wie alte Freunde und gingen scherzend zum Gebäude der Rezeption. Meine Vermutung war, dass sie erst einmal einen Kaffee oder einen Ouzo trinken und das Problem erörtern. Andreas kam aber nach kurzer Zeit wieder mit einem Schwamm und dem abgeschnittenen Boden einer PET-Flasche heraus, der halb mit Wasser gefüllt war.

 

Er ging entschlossen auf den Wohnwagen zu und ich öffnete den Gaskasten und führte ihn dann ins innere zur Küche, wo der Geruch aufgetreten war. Andreas nahm den Schwamm und rieb die Gasleitung und Verbindungen mit einer schäumenden Seifenlauge ein. Er bat mich die Schublade auszubauen. Der gewonnene Raum gab ihm Zugang zur Unterseite des Herdes, die er ebenfalls inklusiver aller Regler einschäumte. Ich begriff seinen Plan. Sollte irgendwo Gas austreten, würde sich dies an Bläschenbildung an der Austrittsstelle zeigen. Es blieb aber still.

 

Der Wohnwagen füllte sich mit einem Geruch aus Campinggas, Gurken und Knoblauch. Das Griechen nach Tsatsiki riechen ist kein Vorurteil. Es ist ein landestypischer, normaler, nicht unangenehmer Geruch, der in vielen Geschäften und Lokalen anzutreffen ist. Selbst für mich als Knoblauchallergiker ist er nicht abstoßend. Ich würde nicht von einem Duft sprechen, aber es ist auch kein Gestank, wie ich ihn aus Deutschland von Knoblauchorgien üblicherweise kenne. Es riecht nicht abgestanden, sondern frisch und gehört hier zum Leben dazu.

 

Andreas nahm ein Feuerzeug und ging damit die gesamte Leitung ab. Auch dieser Test verlief ohne unerwünschte Ergebnisse. Anschließend erklärte er mir, dass es, im Falle eines Lecks, sofort zur Flammenbildung hätte kommen müssen. Unsere Anschlusshähne und die Leitungen seien deutsche Wertarbeit von Mannesmann und beste Qualität. Hier drinnen sei alles in Ordnung.

 

Wir schauten uns also noch einmal draußen den Gaskasten an und er führte erneut den Schaumtest durch. Feuer dürfe man in Nähe der Flaschen niemals machen. Der Test zeigte aber Wirkung. An der Verbindung zwischen Flaschenschlauch und Anschlussrohr bluberte es. Das sei das Problem. Das Gas sinke ab und verteile sich unter dem Wohnwagen. Er dichtete das Gewinde mit Teflonband ab und sagte, dass wir das für diesen Urlaub bedenkenlos nutzen könnten. Allerdings sollten wir in Deutschland einen neuen Schlauch aufsetzen. Er könne das nicht machen, da es hierzulande andere Standards gäbe. Er riet uns aber zusätzlich die Flasche immer dann abzudrehen, wenn diese nicht benötigt würde. Ich bedankte mich und fragte nach dem Preis. Er schrieb mir mit den Fingern auf seinen Unterarm eine 30.

 

Kein schlechter Preis für 30 km Anfahrt (eine Richtung) und über eine Stunde Arbeit.

 

Während der ganzen Testerei, wollte Linda mit dem Fahrrad immer näher ans Wasser fahren. Neli hatte da etwas dagegen, da der Weg an einer Mauer endet, unter der sich direkt das Wasser befindet. Linda bekam einen Vollausraster und pinkelte sich das dritte Mal an diesem Tag vor Wut ein. Sie suchte Trost bei mir und drückte sich in nassen Hosen an mich, während wir das Leck gesucht haben.

 

Neli fuhr in den Ort um Geld zu holen, Andreas saß mit dem Platzwart in der Rezeption und wartete, ich duschte Linda zum dritten Mal.

 

Andreas verabschiedete sich freundlich. Es war zu spät für den Ort.

Linda ging es nicht schnell genug mit dem Rückbau ihres Sattels und nahm mein Werkzeug und begann alleine an der Sattelschraube zu handtieren. Neli kochte Nudeln, ich Tee und Kaffee. Es wurde dunkel und frisch.

 

Ich brachte Linda ins Bett, die wieder freundlich war und Christina durfte noch etwas mit Neli aufbleiben.

 

Morgen wollen wir uns den Ort mal ansehen. Es soll hier das älteste erhaltene Amphitheater (der Welt? Griechenlands? Des Universums?) geben und der Hafen soll sehr schön sein. Außerdem haben wir noch kein Moussaka hier gegessen.

 

Im Ort unterwegs

Geste inne Stadt, was macht dich da satt?

 

Nen Musaka.

 

Heute war das endlich mal soweit.

 

Wir frühstückten schön am Wohnwagen, wuschen Wäsche, erledigten die Campingroutine (Klo leer, Dreckwasser leer, Wassertanks voll, Müll leer, Geschirrspüler voll und anschalten, fegen) und gingen in Richtung altes Theater. Die Kinder nahmen ihre Fahrräder mit und spielten Abschleppwagen. Christina zog Linda mit einem Spanngummi hinter sich her und wir kamen zügig voran. Unterwegs gab es eine Unmenge an Citrusbäumen aller Art, die überreich trugen. So wie es bei uns Apfelstücke gibt, gibt es hier Orangenbaumstücke und Schrebergärten voller Zitrusfrüchte. Einige sind bewirtschaftet und gepflegt. Auf anderen fallen die Früchte vom Baum und verfaulen am Boden. So wie wir es auch von uns kennen. Der Grundgedanke der jährlichen Apfelaktion.

 

Wir erreichten das kleine Theater, das mit einem Eisengitter und einem Zaun abgesperrt war. Mehr als einen Blick konnten wir nicht hineinwerfen. Dieses Theater soll immerhin des ältesten erhaltenen Griechenlands sein. Es machte zwar einen alten, aber wenig spektakulären Eindruck. Auf einer Tafel gab es ausführliche bebilderte Informationen, auf Griechisch. Dort war ein größeres Theater abgebildet, was wir aber zunächst nicht mit diesem Ort in Verbindung brachten, sonders es als eine Art Vorlage für dieses betrachteten. Später stellte sich heraus, dass es in diesem Ort tatsächlich noch ein größeres Theater gibt und das vor uns liegende, das kleine Theater war. Im Sommer finden hier Konzerte, im großen hingegen Theaterstücke und vor allem klassische Dramen statt.

 

Wir fanden einen kleinen Pfad zwischen Orangenbäumen hindurch zum Hafen. Am Hafen lagen einige Boote und wir setzten uns in einer der Tavernen zum Mittag. Es ab ein gutes Musaka, Ein Aubergine- Hackfleischauflauf. Die Kinder bestellen Calamari, wobei sie nicht einmal die Hälfte aßen.

 

Während wir auf der überdachten Terrasse auf hellenistisch-blauen Stühlen saßen und es uns schmecken ließen, fing es heftig an zu regnen. Wir hatten wieder den richtigen Moment abbekommen um im Trockenen zu sitzen. Nach etwa 20 min schien die Sonne wieder. Wir zahlten und gingen in den Ort. Es war Mittagsruhe und nur eine Bäckerei und wenige Läden hatten offen. Da wir heute Morgen zwei Maschinen Wäsche gewaschen hatten, reichte unser Platz auf der Leine nicht mehr aus. Im Ort gab es einen Eisenwarenladen, der Segelschnur verkaufte. Die Verkäuferin schien weit jenseits der 70 zu sein. Sie trug zwei Hörgeräte. Sie sprach etwas Englisch, verstand aber, akustisch bedingt, nur unsere Zeichensprache. Sie erklärte uns, dass die Schnur nicht nach Länge, sondern nach Gewicht abgerechnet. Wir erstanden mehr als 20 m für 2 € und gingen zufrieden zum Platz zurück, um die Wäsche aufzuhängen, die wir am Morgen gewaschen hatten. Unter einem Baum lagen viele verschimmelte Früchte. Neli fand zwei Grapefruits, die noch gut waren und sammelte sie auf. So etwas bekommt man bei uns einfach nicht zu kaufen. Die Orangen hier sind so saftig, dass es besser ist, sie über einer Schale zu schälen um den Saft aufzufangen.

 

Angilika saß in der Rezeption und machte Hausaufgaben. Die griechischen Osterferien sind vorbei und sie hat keinen Urlaub, wie wir. Eine Tatsache, die sie sehr belastet. Christina wollte mit ihr spielen und Angilika wäre gerne mitgegangen. Auf halben Weg zur Tür, wurde sie aber von ihrer Mutter energisch zurückgepfiffen. Auch ohne Griechisch zu verstehen, war auch Dia klar, worum es bei diesem Gespräch zwischen Mutter und Tochter ging. Die Anwesenheit von Christina wirkte allerdings stark beschleunigend und nach kurzer Zeit, kam Angilika raus und die drei Mädchen fuhren mit ihren Fahrrädern über den Platz, bis Angilika in Bett musste, da sie ja am nächsten Tag um sieben aufstehen muss.

 

Wir aßen noch die Früchte und schauten noch einen Film über Griechenland, den wir aus der Onleihe der Stadtbibliothek Wetzlar streamten. Er gab uns gute Tipps für Ausflüge in den nächsten Tagen.

 

 

 

Ausflug nach Nauplion

Heute hatten wir viel vor. Wir wollten uns Nauplion ansehen. Diese Stadt ist für die Griechen von besonderer Bedeutung. Sie ist stark mit den ständig wechselnden Herrschern verbunden und wurde schließlich zum Symbol für die Freiheit Griechenlands. Nebenbei ist es ein hübsches Städtchen, in dem man es doch recht gut aushält.

 

Der Weg dorthin führt über eine zweispurige Landstraße mit gutem Belag, durch unzählige Olivenhaine und Orangenbäume, vorbei an den hohen Bergen des Argolis. Wir suchten noch eine Matte für das Vorzelt, da gerade Linda ungern auf dem Schotter des Platzes läuft. An einem Campingladen hielten wir an. Die überdachten Parkplätze waren allesamt belegt und wir fanden im hinteren Teil noch eine Lücke. Wie sich herausstellte, waren die Stellplätze nicht durch Kunden, sondern durch Mitarbeiter belegt. Kunden gab es keine im Laden, dafür sehr viele Mitarbeiter, die zwar mit Funk ausgestattet waren, aber keine Ahnung und keine Lust hatten. Neli kaufte einen Catcher zum Fischen, stellte nach dem Bezahlen aber fest, dass er kaputt war. Erst nach etwas Hin- und Her, bekam Neli ihr Geld zurück. War ein ziemlicher Saftladen. Wir fuhren weiter, erreichten Nauplion und fuhren über eine Straße direkt zur Burg, die über der Stadt thront. Zu dieser Burg, die mit ihren knapp 300 Jahren für griechische Verhältnisse relativ jung ist, führen 999 Stufen hinauf. Diese sparten wir uns und ich fand einen Parkplatz direkt vor dem Eingang. Zeitgleich mit uns kamen zwei Busse mit Zahnspangen an, die anscheinend einen Schulausflug machten. Die Kinder und ich zahlten nichts, Neli musste acht Euro zahlen. Dies ist übrigens der gleiche Preis, den auch die Leute zahlen müssen, die die Treppe nehmen. Wir sahen zahlreiche abgekämpfte Touristen, die bei dem Blick auf die Preistafel enttäuscht abdrehten und die 999 Stufen wieder abstiegen, ohne die Burg und die fantastische Aussicht genossen zu haben.

 

Es lohnte sich. Die Burg wurde auch als Gefängnis genutzt. Christina fand die Zelle, die buchstäblich ein Loch war. Durch einen kleinen Tunnel wurden Gefangene in eine dunkle, in den Felsen gehauene Höhle gestoßen. Es roch modrig, war eng und alles andere als zur Rehabilitation von Menschen geeignet. Es ist fürchterlich zu sehen, was Menschen anderen Menschen antuen können. Was auch immer sie getan haben mögen. Von der Burgmauer aus, sahen wir, dass der Hafen voller Edelyachten lag und wunderten uns darüber. Hier hatten wir diesen Pomp nicht erwartet. Naublion ist schließlich nicht Monacco.

 

Wir fuhren hinab und suchten uns eine Gyrosbude. Durch einen Tipp an der Tankstelle wurden wir in Hafennähe fündig. Die Schulklassen waren kurz vor uns eingetroffen und füllten das gesamt Lokal. Es gelang uns aber doch einen Tisch zu finden. Der Kellner entschuldigte sich aber und sagte, dass es leider gerade unmöglich sei Gyros zu bekommen, da die Schüler alle Ressourcen bänden. Wir bestellten also erst einmal etwas anderes und bekamen dann später unser Pyta Gyros. Hier merkte man, dass der Laden nicht Tadim war. Es war voll und die Crew war nicht so gut organisiert, wie Cynet und seine Brüder es in so einer Situation gewesen wären. Egal. Es war super. Es war günstig. Ich vertrug sogar den Tsatsiki ohne Probleme und ich rundete das ganze mit eisgekühltem Ouzo ab (Gruß an Florian!). Kurz gesagt. Es war herrlisch!

 

Gegenüber des Lokals gab es mehrere Spielplätze und die Mädchen wipten, schaukelten oder brachten das Pflaster der Gehwege wieder in Ordnung, in dem sie Steine sammelten und sie fleißig in Löcher einfügten.

 

Die Altstadt besteht im Wesentlichen aus drei Parallelstraßen, die mit recht ungewöhnlichen Geschäften gefüllt sind. Es gab neben den üblichen Tourishops an denen sich die Zahnspangen zu duzenden mit Vollpfostenantennen eindeckten, Handwerkerläden die Maßarbeiten produzierten. Ich glaube ich habe noch nie oder selten einen richtigen Schuhmacher gesehen, der Schuhe Maß nimmt und dann vollständig selber herstellt. Neli und mich dürstete es nach einem Kaffee, den wir in einer Bäckerei bekamen. Die Mädchen haben es sich angewöhnt direkt hinter die Theke zu laufen. Wie auch schon in anderen Bäckereien gewinnen sie damit die Verkäuferin ganz für sich. Bekommen Umarmungen, Streicheleinheiten, Küsschen und KEKSE.

 

Wir fanden heraus, dass die Luxusyachten Teil einer Ausstellung waren. Wir gingen zum Kai um uns die Gefährte aus der Nähe anzusehen. An Bord konnten wir ohne Termin natürlich nicht. Einen Termin hätten wir mit unserer Gehaltsklasse aber sicherlich auch nicht bekommen. Ein besonders fettes Exemplar war uns bereits von der Burg aus aufgefallen, weil es ein dreistöckiges Deck mit einem Pool hatte. Das Ding wird insgesamt so um die 80 m gehabt haben. Vielleicht auch mehr.

 

Das Ding kann man wohl chartern. Die Besucher, die wir sahen waren Amerikaner, übergewichtig, trugen ein geschmackloses Sacko und mussten sich die Schuhe ausziehen, bevor sie an Board kommen durften.

 

Ein unangemeldetes Ehepaar aus Kalifornien, schaffte es doch noch eine Einladung des Captain zu bekommen und zog die Schuhe aus. Neli hat das Boot mal gegoogelt. Eine Woche chartern kostet 800.000 €. PRO WOCHE!

 

Ich stelle mir vor, wie wir vier eine Besichtigungstour mit zwei Wutzekindern machen. Da spielt es sicher keine Rolle, ob sie vorher ihre Schuhe ausgezogen haben oder nicht. Dieses Boot wäre danach nicht mehr dasselbe.

 

Da ich ja einen Ouzo gezwitschert habe, fuhr Neli, was mich dazu bewegen könnte, häufiger einen Ouzo zu trinken.

 

Wir fuhren das große Theater an, welches etwas außerhalb von Epidauros, unserem Campingort, liegt. Da es aber nicht mehr lange offen hatte, schlenderten wir nur etwas umher und wollen uns das in den nächsten Tagen noch einmal ansehen. Überall liefen dort Katzen rum. Einige waren sehr jung und weckten das Interesse der Mädchen. Sie waren aber ziemlich verlaust, eine saß im Mülleimer um zu fressen. Ich bat die Mädchen etwas auf Abstand zu bleiben. Zum Glück fanden sie ein griechisches Mädchen, dessen Mutter deutsch sprach. Sofort waren die drei beschäftigt und die Katzen waren nicht mehr das große Thema.

 

Vor der Ortseinfahrt, verkaufte ein älterer Mann Zitrusfrüchte und Honig. Wir hielten und er gab uns gleich Orangen und Mandarinen zum Probieren. Als wir ihm fünf Kilo Orangen für vier Euro und zwei riesige Grapefruit für zwei Euro abnahmen, bedankte er sich vielmals und gab Linda noch eine Mandarine mit und legte uns eine zusätzliche Grapefruit in die Tüte. Er bedankte sich noch einmal und noch einmal.

 

Ich erinnerte mich an die Frau in der Bäckerei, die sagte, dass ihr Schwiegervater 450 € Rente bekäme. Ich zweifelte, dass dieser Mann überhaupt soviel hat. 6 € sind in diesen Größenordnungen eine Menge Geld. Vielleicht keine 800.000 € für eine Woche Bootfahren, aber 6 € die gewiss einen Unterschied machen.

 

 

 

Ich möchte auch mal den Honig hier probieren und würde gerne mal mit einem Imker mitgehen. Die Bienenstöcke stehen hier überall an den Hängen. Von dem her, was hier alles wächst, muss der Honig Bombe sein. Vielleicht ergibt sich ja eine Gelegenheit mit dem Mann mitzugehen, wenn er nach den Bienen sieht.

 

Angelika erwartete Dia schon. Erstaunlich ist aber, dass beide dann nichts besseres zutun haben als auf Angilikas Tablett „Mascha und der Bär“ zu schauen. Nach einer Weile spielten sie aber richtig zusammen. Angilika brachte mir eine Tüte Orangen vom Platzwart. Ein Geschenk. Ich bedankte mich. Das ist etwas sehr leckeres. Morgen gibt es Saft.

 

Leider musste ich heute noch ein richtiges Donnerwetter loslassen, weil ich alle drei direkt am Meer erwischt habe. Ein Plumbs und Linda ist weg. Der Platzbetreiber stauchte Angilika zusammen, die das auch nicht darf. Ich belehrte meine Töchter ein weiteres Mal. Wenn das nicht klappt, müssen wir auf einen langweiligen Platz ohne Meer, ohne Pool. Nur mit alten Leuten oder Linda muss hier mit Schwimmflügeln rumlaufen.

 

Für heute hat das gezogen. Morgen ist morgen.

 

Die beiden waren ziemlich platt und gingen mit relativ wenig Geschrei nach dem Abendbrot ins Bett.

 

 

 

Auf dem Weg ins Gefängnis

Im Gefängnis



Auf der Suche nach Atlantis

 

Linda beendete die Nacht und tat alles um uns zu wecken. Wir gaben nach und standen auf. Es war ohnehin nicht zu früh. Wir frühstückten und beeilten uns, weil wir heute Großes vor hatten.

 

Direkt in der Bucht an der unser Campingplatz liegt, ist eine antike, römische versunkene Stadt. Die wollten wir finden und ertauchen. Dia hat ein Hörspiel vom kleinen Drachen Kokosnus der Atlantis sucht und findet. Das wollten wir auch.

 

Wir zogen unsere Neoprenanzüge an und folgten der Beschreibung, die uns der Platzwart gegeben hatte.

 

Dia zögerte und wollte draußen bleiben, weil sie das kalte Wasser fürchtete. Sie turnte also in Sandalen und Strumpfhose am Ufer entlang, während wir anderen drei alle Neoprenanzüge trugen. Linda bückte sich nach jedem Stein und leider gibt es an einem Kiesstrand viele davon. Sie fiel weit zurück. Rief ich sie schoss sie hektisch auf, um sich dann wieder nach dem nächsten Stein zu bücken. Wir kamen sehr langsam voran, erreichten aber nach längerem Stop and Go die Bucht mit den Pinien, wo sich die versunkene Stadt befinden sollte.

 

Zwei Boote lagen vor Anker und eine größere Gruppe Touristen schwamm johlend umher und einige Schnorchelten. Das musste es sein.

 

Zwischen feinem Sandstrand und dem weichsandigen Meeresgrund, lag ein Streifen mit Steinen und voller Seeigel von ca. 3-4 m Breite. Dieser musste überwunden werden. Dia reute es, dass sie nicht auf Tauchen eingestellt war und begann zu jammern. Ich gab ihr den Wohnwagenschlüssel und sie sauste zurück um sich umzuziehen. Neli wartete auf Linda am Ufer und ich tapste über die Steine und versuchte in keinen Seeigel zu treten. Es gelang mir und ich erbte mich in die Schwimmflossen. Das Wasser war gar nicht so kalt. Es muss in dieser Stadt warme Quellen gegeben haben, die immer noch aktiv sind. Epidauros war als Kurort bekannt und ich wunderte mich zunächst, warum wirbelndes Wasser mir die Sicht trübte. Ab und zu flimmerte das Wasser wie die Luft auf trockenen Straßen an heißen Sommertagen. Thermiken stiegen auf und verwirbelten das Wasser zu einer undurchsichtigen Masse. Zuerst dachte ich, meine Taucherbrille sei beschlagen. Aber nein, es war einfach warmes Wasser, dass die kalte Ägäis durchmischte.

 

Ich fragte eine Touristin auf einem der Boote, wo die Stadt sei und sie zeigte mir die Stelle. Zeitgleich kam Dia in voller Montur zurück. Sie hatte sich in Windeseile umgezogen und die etwa 500 m hin und zurück in Rekordzeit hinter sich gebracht. Ich fand die ersten Mauern und filmte mit meiner Action Cam. Als Dia im Wasser war, schleppte ich sie auf dem Rücken zu den Ruinen. Wir kamen gerade rechtzeitig, um zwei große Bunte Fische zu sehen. Einer war aalförmig, aber dicker und bunt. Er wich nicht als wir kamen. Der andere war ca. 20 cm lang, ausgesprochen bunt und suchte das Weite.

 

Neben den Mauerresten, die sich etwa 1,5 m unter der Wasseroberfläche befinden, gibt es alte Amphoren, die noch zu einem Viertel erhalten sind. Neli kam zu uns und wir tauchten die Strecke noch einmal. Linda spielte sicher mit Schwimmflügeln am Strand. Dia schwamm zum Ufer. Wir blieben noch, aber irgendwann wurde uns doch kühl. Der Weg zurück war doch anstrengend und ich trug Linda. Dia rannte allein zur Dusche. Wir duschten und machten erstmal Essen und Tee. Ich hängte die ganzen Schwimmsachen auf, füllt die Spülmaschine und machte etwas Ordnung. Neli legte sich auf die Liegewiese, die Kinder spielten. Neli kam zurück und ich legte mich hin und schlief einen ganzen Spülgang der Spülmaschine. Abends spielten die Mädchen zusammen mit Angiliki und ich ging mit den dreien zusammen ans Meer um Steine auftitschen zu lassen. Die beiden großen Mädchen schafften immerhin zwei bis drei Aufsetzer, Linda nicht ganz so viele, ich etwas mehr. Wir pressen noch Orangensaft von den gestern gekauften Orangen und irgendwann war hier Feierabend. Zähneputzen, Schlafanzug an, Lesen, „Ruhe jetzt!“, Schlafen.

 

Es tut gut einfach nur am Platz zu sein. Zuviel Programm muss gar nicht sein. Es ist friedlicher, wenn wir hier sind und nicht viel machen. Zwar gibt es auch Gezicke und Generve, aber so ein Abenteuer wie heute ist optimal. Es muss dann aber schnell Futter auf den Tisch, sonst werden alle drei anstrengend.

Da machste was mit.

 

 

 

Dia reitet auf einem Delphin nach Atlantis

Die Amphoren von Atlantis

In Atlantis

Runter nach Atlantis



Wir suchen die Korinther auf

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Linda ist eine Sitzpinklerin.

 

Nun ist dies für sich genommen eine Tugend und in Westeuropa mittlerweile gesellschaftlicher Konsens. Mann ist gut beraten, sich an diese Gepflogenheit zu halten und Toiletten sind seit den ersten Anfängen mit piktographischen Aufklebern über die Jahre hinweg immer sauberer geworden. Wurde der Begriff „Sitzpinkler“ früher als Synonym für „Weichei“, „Warmduscher“ oder „Schattenparker“ verwendet, gilt heutzutage das stehende Urinieren als verpönt, trivial oder chauvinistisch. Mann setzt sich und zeigt damit seinen Respekt für die Mitmenschen. Letztes Aufbäumen als Symbole der Männlichkeit wird mit gesellschaftlicher Verständnislosigkeit abgestraft.

 

Bei Linda verhält es sich anders. Zwar sitzt auch sie zum Urinieren. Allerdings nicht auf der Toilette, wie ich es mir wünschen würde, sondern in ihrem Kindersitz im Auto. Ich persönlich finde an dem, was sonst als Tugend gilt, hier nichts Tugendhaftes. Contraire. Ich empfinde es als großes Laster, dass für mich ebenso frevelhaft daherkommt, wie auf einer gemeinschaftlich genutzten Toilette stehend zu urinieren. Linda hingegen scherrt sich nicht um diese vermeintliche Konvention und zeigte heute dreimal, dass ihr die Meinung des Establishments nicht das Geringste bedeutet und das kam so:

 

 

 

Sie wachte fröhlich auf, kam in unser Bett und tat alles um uns einen fröhlichen Start in den Tag zu ermöglichen. Sie küsste unsere Gesichter und, damit ich die Morgensonne genießen konnte, zog sie mir mit beiden Fingern die Augenlieder hoch und schnitt lustige Gesichter. Sie kuschelte uns, half dabei den Frühstückstisch zu decken und zeigte sich von ihrer besten Seite. So eine Tochter wünscht sich denke ich jeder. Neli brachte heute Morgen einen treffenden Vergleich. So wie sie gerade aussieht und sich gibt, könnte sie optimal als Engelvorlage in einem Renaissance-Gemälde posieren. Christina schlief noch. Als Christina erwachte, wechselte das Benehmen von Engel auf Mistfliege. Christina, die etwas zu Morgenmuffeligkeit neigt, war gut gelaunt und setzte sich an den Kindercampingtisch, Linda gegenüber. Linda begann unter dem Tisch nach Christina zu treten und fing Stufe für Stufe Streit an, bis Christina anfing zu motzen. Dann motzte ich. Den Text kennen alle Eltern egal welcher Nationalität und Sprache. Er ist immer der gleiche und bedarf hier keiner Erklärung.

 

Wer stänkert kann nicht essen und umgekehrt. So auch hier. Das Frühstück war vorbei und der Hunger begann. Nicht bei Neli, auch nicht bei mir. Während die beiden noch etwas aßen, holte ich mir den Laptop und erledigte noch ein paar administrative Dinge wie Umsatzsteuervoranmeldung und Firmenbürokram, der nicht ohne Mahnung warten kann. So stelle ich mir eigentlich in Zukunft meinen Arbeitsplatz vor. Irgendwo in der Sonne mit einem Internetzugang. Ein bis zwei Stunden die wesentlichen Dinge tun, dann den Tag genießen.

 

Mit Genießen war das aber heute so eine Sache.

 

Wir sammelten uns im Auto und fuhren nach Korinth. Der Weg war fast der Gleiche, wie auf dem Hinweg und führte über die wabenartige, kurvenreiche Straße, die dem Felsen abgetrotzt wurde, an der Küste des saronischen Golfes entlang. In den Buchten wird Zuchtfisch in schwimmenden Reusen gezüchtet. Von den Klippen herab, konnte ich mehrere solcher Zuchtanlagen im Meer sehen. Ich halte das für eine vernünftige, nachhaltige Art unseren Hunger nach Fisch zu stillen ohne die Meere zu überfischen. Vermutlich kommen die dort auch ohne Antibiotika aus. Wäre auch mal einen Besuch wert…

 

Die kurvenreiche Straße verursachte auf den Rücksitzen Übelkeit und wir hielten an um das große Gekotze zu vermeiden. Mit Erfolg. Aus der Onleihe hatten wir eine neue Folge des magischen Baumhauses, was, sieht man von kleineren Attacken der kleinen Schwester gegen die große ab, für Frieden auf den billigen Plätzen sorgte.

 

Mit Ende des magischen Baumhauses, Anne und Phillipp waren in Pompei, erreichten wir einen Gyrosladen, der bei uns als Dönerladen durchgehen würde. Es lief ein Fernseher, er war leer und wurde von einem älteren Herrn, der ein ordentliches Englisch sprach geführt. Später saßen andere ältere Herren bei ihm, die mit ihm genüsslich rauchten. Rauchfreie Lokale gibt es wohl hierzulande nicht so, wie wir das gewohnt sind.

 

Wenn man in einem Lokal essen möchte und mit dem Auto unterwegs ist, ist es üblich, dass man zuvor anhält, den Motor abstellt, aussteigt und in das Lokal geht. Besonders wenn man Hunger hat.

 

Linda war da anderer Meinung. Sie wollte nicht anhalten, wollte nicht aussteigen, nicht essen, sondern wollte weiter Autofahren. Christina und ich gingen vor um zu schauen, ob das Lokal überhaupt geöffnet habe, weil wir sonst das Zinnober völlig umsonst aushalten müssten. Neli blieb bei Linda und versuchte sie freundlich zum Aussteigen zu bewegen. Ohne Erfolg. Linda geriet so in Rage, dass sie den Sitz voll pinkelte. Das mag jetzt für den Leser sehr negativ klingen. Zweifelsohne mag es schönere Dinge als einen vollgepissten Sitz geben. Allerdings bewegte der nasse Hintern sie dazu auszusteigen und mit nassen Leggins zu Christina und mir aufzuschließen. Reumütig beantwortete sie meine Frage, ob sie sich jetzt vollgepinkelt habe, mit „Jaaa!“. Das Gewitter war verzogen und sie meinte, sie habe Hunger und wolle auch etwas essen.

 

Wir ließen sie aber erstmal mit dem Pipi-Popo am Tisch sitzen. So ein Wutanfall von ihr ist für alle Beteiligten tierisch anstrengend und auch wir hatten Hunger und Urlaub.

 

Das Gyros war lecker. Neli nahm einen griechischen Salat, der zu meiner Überraschung das dreifache eines Pyta Gyros kostete. Nicht, dass der Preis unangemessen hoch gewesen ist, Nein! Die Relationen waren lediglich für mich überraschend. Warum kostet es weniger ein Tier zu schlachten, als Gemüse großzuziehen?

 

Linda ist mit einer überaus großmütigen und vorrausschauend agierenden Mutter ausgestattet, die Ersatzkleidung dabei hatte und sie in der Ecke des Lokals, hinter der Plastikfolie der Seitenwand des Wintergartens säuberte und umzog. Als wir wieder im Auto fuhren, meinte Linda, dass sie gerne wieder auf ihrem Polster im Kindersitz sitzen würde. Dieser Wunsch konnte leider nicht erfüllt werden. Schade.

 

An Lindas Scheibe war ein Vogelklecks heruntergelaufen und getrocknet. Linda fragte Christina, ob Vögel auch Kacka machen könnten und ob die auch einen Popo hätten. Christina erklärte, dass sie keinen Popo hätten, sondern nur ein Loch in den Federn aus dem Kacka käme. Linda war mit dieser Antwort zufrieden.

 

Das Stadtzentrum von Korinth war ziemlich enttäuschend. Die Stadt liegt sehr schön am Meer und es gibt Häuser direkt am schmalen Strand. Es wimmelt von Autos auf den kaputten Straßen, alles ist zugeparkt und Obdachlose lungern in den ungepflegten Grünflächen zwischen bekritzelten Spielgeräten und verschmierten Gebäuden. Ich bekam einen ersten Eindruck, warum sich der Apostel Paulus genau diese Stadt als Missionsfeld ausgesucht hat. Die Gesunden bedürfen keines Arztes und ich fürchte, dass sich am Zustand der Stadt und deren Problemen, nicht sonderlich viel getan hat. Am Spielplatz pöbelten Jugendliche Neli an, ein Mann redete eindringlich in fließendem griechisch auf mich ein, als ich ein Parkticket zog und fuhr schnaubend davon, als ich ihn nicht verstand und auf dem Lidl-Parkplatz treiben sich Zigeunerbanden rum, die ihre Kinder zum Betteln schicken und Kunden die Einkäufe abgeiern wollen, um sie dann außerhalb des Gebäudes an Erwachsene abzuliefern. Zwei Herzen schlagen da in meiner Brust. Zum einen tun mir die Kinder leid, die völlig ohne Perspektive Lidlkunden anbetteln müssen und jede Stunde unzählige Enttäuschungen und Zurückweisungen erleben müssen, zum anderen empfinde ich Ärger über die Erwachsenen, die dies den Kindern antun. Gewiss hat Griechenland nicht so ein ausgebautes Sozialsystem wie bei uns, aber diese Art und Weise auf Nahrungssuche zu gehen ist auch hier unwürdig und ich stellte mir wiederholt die Frage, ob es vielleicht besser sei die Polizei zu informieren und die Kinder in die staatliche Jugendfürsorge zu übergeben, da sie so, getrennt von den Eltern, die Chance auf eine Chance bekommen könnten und vielleicht ein anderes Wertesystem erlernen können. In meiner Bequemlichkeit beließ ich es aber dabei den Knopf der Zentralverrieglung zu drücken und zu fahren.

 

Wir wollten da raus und gaben ins Navi die Burg ein. Diese befindet sich auf einer stattlichen Anhöhe und gibt dem Besucher, der sich zuvor über die schmale Straße hoch geschlängelt hat, einen bezaubernden Blick auf den Golf von Korinth frei. Das Tor war geschlossen und Linda ruckelte am Tor und meinte: "Kann mal einer mir die Burg aufmachen?" Sie fragte Neli, ob sie einen Schlüssel habe. Als sie es verneinte, fragte sie, ob der Papa einen Schlüssel habe. Als Neli auch dies verneinte meinte sie, dass dann vielleicht der Florian einen Schlüssel habe, die Superwaffe, wenn niemand anderes helfen kann. Die Antwort muss ich leider dem Leser schuldig bleiben, da ich es nicht weiß, ob mein Onkel Florian einen Schlüssel für das Tor der Burg in Korinth in seiner Kemenate aufbewahrt.

 

Grundsätzlich währe eine Einliegerwohnung im Allgäu sicher ein gutes Versteck dafür, wo nicht jeder sofort suchen würde.

 

Dia stromerte schon einmal im hohen Gras herum und suchte einen Weg um die Burg herum. Wir sind hier im Frühling und alles blüht. In der Wiese und den kleinen Löchern in den Felsen wuchsen unzählige Blumen und verzücken die Gegend in mannigfaltigen Farben.

 

Ansonsten ist auch das alte Korinth langweilig und mein Fazit ist, dass ich dort nicht tot über dem Zaun hängen möchte.

 

Was uns jedoch interessierte war der Kanal, der die Peloponnes zur Insel machte.

 

Zwischen dem Golf von Korinth und dem saronischen Golf gibt es eine Landenge, die nur wenige hundert Meter Breite misst. In früheren Zeiten nutzten Kapitäne diesen Weg um ihre Schiffe auf Rollen über Land von der einen auf die andere Seite zu bewegen um die mehr als 400 Km Seeweg um die Peloponnes zu sparen. Kaiser Nero begann dann damit einen Kanal zu graben, der aber, weil er von Italienern und Griechen gemacht wurde, erst 1893 fertiggestellt wurde. Es war also so eine Art BER.

 

Leider verpassten wir die Ausfahrt und mussten noch einmal Autobahnmaut zahlen. Die nächste Ausfahrt führte uns auf eine Landstraße. Hier lagen Häuser, die sicherlich ihren Reiz haben. Sollte jemand das Meer lieben, sich aber wegen der Stille und zu viel frischer Luft scheuen in einen Küstenort zu ziehen ist er in Korinth genau richtig. Idyllisch zwischen Autobahn und Raffinerie gelegen, liegt ein traumhaftes Wohngebiet mit Meerblick, welches auch nachts für den Taubstummen mit Anosmie ein wahres Eldorado bietet.

 

Ich bewunderte die Tanker, die vor der Raffinerie vor Anker lagen, hielt auf dem Seitenstreifen, hechtete zum Auto zurück als ein LKW mit Lichthupe auf mich zuraste und erntete ein Hupkonzert der folgenden vorbeirasenden Autos. Alles nur um ein Foto zu bekommen. Das nenne ich Einsatz, Freunde!

 

Wir versuchten einen Weg direkt am Kanal zu finden, was sich als gar nicht so einfach heraus stellte. Das Navi zeigte uns einen Weg als Straße an, was eine reichliche Übertreibung war. Auf ausgewaschenen Sandwegen, die bestenfalls als Eselspfad hätten dienen können, ging es unter Olivenbäumen, vorbei an Stacheldrahtzäunen durch die griechische Pampa. Ich war froh, dass wir keinen Wohnwagen dabeihatten und der Qashqai ein starkes, höher liegendes, zuverlässiges Vehicle ist.

 

Hier machte ich einen großen Fehler. Ich fragte Linda, ob sie nicht mal wieder in den Sitz pinkeln wolle. Sie sagte „Nein, das mache ich nicht mehr.“ Ich meinte, sie sei doch die Sitzpinklerin. Sie sagte, aus ihrem Popo würde kein Pipi mehr kommen.

 

Kinder können Ironie oder in diesem Fall sogar Sarkasmus, nicht verstehen. Sie gab sich Mühe und pinkelte wieder in den Sitz. Als ich sie fragte, ob sie jetzt schon wieder in den Sitz gemacht habe, sagte sie stolz: „Ja. Du wolltest doch, dass ich Pipi in den Sitz mache.“

 

Ich schimpfte nicht, sondern stimmte ihr sachlich zu. Sie hatte voll und ganz recht.

 

Schlussendlich erlangten wir eine Stelle die einen Blick auf die steilen Wände und das kristallblaue Wasser des Kanals freigaben. Es ging steil hinab und wir wollten, auch gegen Lindas Willen, weiter um eine bessere Stelle zu finden. In der Ferne gab es eine Brücke und die galt es zu erreichen. Neli kämpfte gegen das vollgepinkelte Mädchen und setzte sie in den Sitz. Aus Wut über die Niederlage gab sie alles und die Pisse lief in Strömen den Sitz hinunter. Es war echt ekelig und stank von Anfang an.

 

Nun waren wir doch etwas sauer, was sie noch wütender machte. Der Sitz war eh nass, vielmehr nervte mich das pausenlose Geschrei und, dass sie sich während der Fahrt trotzig abschnallte. Ein absolutes No-Go. Zur Demonstration der Folgen bremste ich aus Schrittgeschwindigkeit voll ab, was sie gegen meinen Sitz warf. Statt jedoch einen Shock oder Aha-Effekt zu erzeugen, begann sie zu lachen und wollte „Nochmal!“. Das Geschrei hörte aber für ein paar Momente auf, bis ich anfing sie erneut zu ärgern, indem ich sagte, dass ich ihr wieder den Tisch für den Kindersitz verpasse, wenn sie sich während der Fahrt abschnallt. Die Aussicht auf den Tisch und wieder als Baby behandelt zu werden, brachte die Wut zurück und das Geschrei ging weiter. Zum Glück fanden wir die Brücke. Linda saß schreiend im Auto und wir anderen drei stiegen aus. Als sie es schaffte die Fahrertür zu öffnen, lief Neli zurück. Während Dia und ich noch einige Fotos machten. Neli war nun auch nervlich am Ende.

 

Zurück auf der Hauptstraße fanden wir eine weitere Brücke für Autos an der wir hielten. Zu dieser Zeit fuhr gerade ein relativ großes Schiff hupend durch den Kanal und ein Franzose und ich konnten diesen Moment fotografisch festhalten. Wir freuten uns beide auf Französisch über den Bon moment und diese bon chance. Neli kaufte sich am Touristand noch handgemachte Hausschuhe als Ersatz für ihre Bärenschuhe aus Kanada und wir fuhren in Richtung Heimat. Unterwegs hielten wir noch am besagten Lidl und kauften in einem Supermarkt Vanish Polsterreiniger, den Guten. Außerdem ist es gar nicht so leicht einen Tortenboden für Dias Geburtstag am Sonntag in diesem Land zu organisieren. Das klappte aber im Supermarkt doch. Die Fahrerei war nervig. Bis wir erstmal auf der Straße waren wurden wir über einen Flickenteppich von Straße geführt. Im Dunkeln war das doppelt nervig. Zum Glück erreichten wir irgendwann wieder die kurvige Straße und kamen zum Campingplatz.

 

Linda war wieder wach und ich stellte sie unter die Dusche und WICKELTE sie. Dia stimmte wieder ein Geheule an, weil irgendein Kleidungsstück nicht genehm war und ich leerte schnell noch den Abwassertank, putzte das Auto mit Vanish, stellte ein alkoholfreies Bier für Neli und ein griechisches Lager für mich in den Eisschrank im Wohnwagen und lud das Auto aus. Während die Kinder noch etwas aßen schnappte ich mir den Laptop, setzte mich ins Vorzelt unter meinen Baldachin und schrieb diesen Bericht. Linda kam und wollte kuscheln, beide gingen relativ geräuscharm ins Bett. Neli verabschiedete sich ebenfalls, so, dass ich mein Bierchen allein trinken musste. Plötzlich war es kalt geworden und ich setzte mich in die Sitzecke des Wohnwagens. Die Kinder schliefen und Neli schloss die Schiebetür zum Kinderzimmer.

 

Draußen kläffen die blöden Köter aus der Nachbarschaft. Tagsüber sind sie leise, aber nachts fangen sie an zu bellen, als gäbe es keinen Morgen. Es gibt hier auch viele herrenlose Hunde, die sich schnell vermehren. Heute Morgen kam ein Welpe auf einem Parkplatz hinter einem Mülleimer hervor. Gerade scheint eine Art Brunftzeit zu sein. Die Hündinnen laufen mit gehobenem Schwanz herum und irgendein Kerl folgt ihnen unablässlich. Als wir vor ein paar Tagen in einem Restaurant am Hafen saßen, kam es zu unschönen Szenen direkt auf der Straße. Es hatte etwas von Rock am Ring.

 

Jeder so, wie er meint, aber es wäre schön, wenn die einfach mal nachts die Schnauze halten könnten. Jetzt heult die Alarmanlage des Nachbarn. Egal.

 

Jetzt ist alles wieder still. Die Alarmanlage scheint die Hunde verjagt zu haben.

 

Es ist immer schön, wenn ein Problem das andere eliminiert.

 

So wird es Nacht und alles kommt zur Ruhe.

 

Hier musst du kerngesund sein.

 

 

 

Der Kanal von Korinth


Über den Sinn und Zweck von Erziehungszeit

 

Warum bin ich nochmal hier?

 

Ach ja! Ich habe an der THM ein Formular ausgefüllt und Erziehungszeit für meine Tochter Linda Marlene geboren am 13.6.2016 beantragt.

 

Dann will ich das mal tun.

 

Linda kam zu uns ins Bett und als ich nicht reagierte, bekam ich eine heftige Kopfnuss, die selbst ihrem Dickschädel weh tat.

 

War aber lustig für uns beide. Ich war wach.

 

Irgendein Ferz war wieder, ich sagte ihr was sie tun soll, sie tat das Gegenteil und sie wurde vor die Tür gestellt weshalb sie anfing zu schreien und das noch vor dem Frühstück. Sie pinkelte sich gleich wieder voll, wurde geduscht und bekam für den Tag eine Windel verpasst. Heute mal nicht so wie gestern. Neli und ich waren fast zwei Stunden damit beschäftigt die Auswirkungen von unserem Korinthausflug zu beseitigen. In den Schraubenlöchern vom Sitz stand noch die gelbe Brühe vom Vortag. Ich zog alles ab und duschte den Sitz in der Dusche, wusch alle Kleidungs- und Bezugsstücke. Neli kümmerte sich um das Auto. Wir hatten vor noch für Christinas Geburtstag Fleisch für Bolognese und Erdbeeren für die Torte zu kaufen. Nur das Kind, für das ich Erziehungszeit beantragt habe, hatte wieder irgendwas weshalb sie brüllend neben ihrem Laufrad stand. Eine pensionierte Engländerin kam ihr zu Hilfe. Sie fand, dass Linda wie ein kleiner Engel aussah. Es gelang mir den kleinen Schreiengel dazu zubewegen auf das Laufrad zu steigen und Neli und Dia zu folgen, die schon einmal vor gegangen waren. Auf dem Weg war alles gut. Sie hörte sogar, wenn ich sie bat rechts zu fahren und den Autos auszuweichen.

 

Ansonsten hatte sie als Tagesprogramm genau das Gegenteil von dem zu tun, was ich ihr sagte. Das war tierisch anstrengend, zumal es mit Christina zusammen im Verkehr jetzt doch gefährlich wurde. Wenigstens konnte sie sich vollpinkeln, soviel sie wollte ohne uns größer damit zu stören. Dennoch war ich einmal fix und fertig bis wir im Supermarkt eingekauft hatten, beim Metzger Hack und im Eisenwarenladen eine Kette für den Kerzenleuchter besorgt hatten und uns in ein Gyrosrestaurant an den Hafen pflanzten. Dia war vor der Metzgerei hingefallen und hatte sich das Knie aufgeschlagen. Der Metzger schickte sofort seinen Angestellten in die Apotheke gegenüber um Pflaster und Betaisodona zu besorgen und das Knie zu versorgen. Das habe ich so auch noch nicht erlebt. Ich denke wir in Deutschland können uns durchaus eine Scheibe in Punkto Familienfreundlichkeit abschneiden.

 

Das Gyros kam und war lecker. Ich genoss es nicht fahren zu müssen und trank einen leckeren Ouzo nach dem Essen. Was anderes kann man bei dem Dauergequängel, Gezanke am Tisch und ständigen „Neins“ auch nicht machen. Das tat gut und ich wurde deutlich entspannter. Trotzdem war der Rückweg anstrengend. Linda hatte keine Lust auf den Rückweg. Blieb ständig stehen, wollte, dass ich ihr Laufrad trug, es war heiß und der Ouzo zeigte die Kehrseite der Entspannung.

 

Ich wundere mich immer, dass hier viele Leute mit motorisierten Zweirädern aller Ausführungen unterwegs sind und bis auf die Fahrer der Kaffeekette BOX in Korinth niemand einen Helm trägt. Auch Jannis, der Platzwart fährt mit einem Moped oder cruist mit einem Honda Shopper lässig und cool mit Kappe und Sonnenbrille durch den Ort. Ich weiß nicht, ob hier keine Helmpflicht herrscht, oder ob es der ausgestreckte Mittelfinger in Richtung EU und Athen ist und ein Helm der griechischen Freiheit einfach zu wider läuft. Sogar Kinder werden stehend auf Rollern, zwischen den Beinen eines Erwachsenen transportiert, ohne dass es einen Kopfschutz gibt. Wir lassen unsere Kinder nicht einmal auf dem Campingplatz ohne Helm Fahrrad fahren.

 

Neli und Christina gingen voraus, allerdings ohne den Wohnwagenschlüssel. Linda und ich trödelten hinterher. Sie war jetzt aber lieb. Ging es bergab fuhr sie Laufrad. Stieg die Straße auch nur leicht an, durfte ich das Laufrad tragen und sie stöhnte unter der Hitze des Fahrradhelms. Irgendwann kamen wir am Platz an und ich machte Neli und mir erstmal ein Perlenbacher alkoholfrei auf, dass den Durst nach dem deftigen Essen und der Mittagshitze gut löschte. Es kühlte die trockene Zunge und die heiße Seele.

 

Die Kinder spielten und ich legte mich erstmal hin und fiel in einen komatösen Mittagsschlaf. Ich war richtig kaputt.

 

Als ich aufwachte war es schon später Nachmittag. Neli kochte noch die Bolognese für den nächsten Tag, da das Hackfleisch eh schon warm geworden war. Neli saß am Meer und las, Linda und ich zogen uns Neoprenanzüge an, wobei ich sie versehentlich fies mit dem Reißverschluss an der Brust klemmte. Sie wimmerte, war aber tapfer, vergab mit schnell und wir gingen zum Meer. Leider hatte der Wind aufgefrischt, die Wellen schlugen hoch an den Strand und wirbelten Dreck auf. Da es uns nicht lüstete in einen Seeigel zu treten, stellten wir unser Vorhaben ein und gingen zurück. Ich unterhielt mich mit einem Camper aus Bayern und Neli las den Kindern vor. Ich brachte Linda ins Bett und fing an meinen Bericht zu schreiben. Dia war so aufgeregt, weil sie nächsten Tag Geburtstag hatte, dass sie nicht schlafen konnte. Es dauerte und sie bat uns die Tür zu zumachen, damit das Licht sie nicht blendet. Irgendwann schlief auch sie, trotz nahendem Geburtstag.

 

Es ist gut, dass wir diese Zeit haben. Ich übe mich in Geduld und habe auch Zeit regressive Entwicklungsphasen durchzustehen und mit Nachsicht auf Generve zu reagieren. Es gelingt mir noch nicht ganz, aber ich werde besser. Aber beunruhigende Gedanken schießen mir durch den Kopf. Linda ist schon ein ganzschön wildes und stures Kind, das viel Blödsinn von Dia gelernt hat und bisher gab es bei unseren Kindern eine Steigerung. Wie wird das mit dem Baby und Linda als Mentorin?

 

 

 

Die Wasserpumpe im Bad machte komische Geräusche und kündigte ihr baldiges Ende an. Ich plane eh eine zentrale Wasserversorgung und werde mir vielleicht hier schon die Teile besorgen. Das wird nicht mehr lange dauern und die Pumpe wird passé sein. Es ist besser sich vorzubereiten als irgendwann ohne Wasser dazustehen und hier habe ich Zeit und die Teile sind überall für wenig Geld verfügbar.

 

Ein Geburtstag für die Dia

 

Als ich heute aufgewacht, hab ich drüber nachgedacht, welcher Tag wird heut‘ wohl sein, da fiel’s mir wieder ein:

 

Geburtstag!

 

Geburtstag!

 

Geburtstag feiern wir, und alle die dich lieben gratulieren dir.

 

 

 

Der kleine Drache Kopfnuss kam um mich zu wecken und schaffte dies mit zwei Daumen die meine Augenlieder aufrissen und einer Nase die ausdauernd über mein Gesicht wischte.

 

Ich kitzelte sie durch. Dia wurde wach und rief Linda, damit sie komme und sie wecken sollte.

Dia: "Lindaaaa! Du darfst mich wecken und hochkommen und mir zum Geburtstag gratulieren!"

Linda: "Nein!"

Dia: "Du kannst kommen und mir meine Kappe schenken."

Linda: "Nein!"

Neli: "Komm, Linda, gratuliere mal der Christina."

Linda: "Nein."

 

Wir gingen alle an ihr Bett und sangen ihr Geburtstagslieder.

 

Dia bekam ihr erstes Geschenk. Eine Griechenland Basecap, die sie sich in Olympia ausgesucht hatte. Von Oma und Opa hatten wir ein Nichtgeburtstagkind-Geschenk für Linda bekommen. Eine Tüte mit Nutellawaffeln. Wir baten Linda damit rauszugehen, da bereits Hände, Gesicht und Schlafanzug zeigten, dass dies genau das richtige Geschenk für ein Wutzekind wie sie ist.

 

Ich holte die übrigen Geschenke aus dem Kofferraum und bevor Dia draußen war, hatte Linda schon einmal angefangen die Geschenke aufzuteilen.

 

Dia freute sich sehr über den Hoola hoopsreifen, den Rubik’s cube und die Scooby-doo Bänder. Linda bekam auch einen Hoola hoop.

 

Linda schlug drei Eier in einen Topf und verrührte alle mit Mehl und Milch zu einem Pfannkuchenteig. Das hat sie wirklich gut hinbekommen und keine Sauerei gemacht. Schnell stapelten sich die Pfannkuchen golden zu einem Turm. Man hätte auch denken können, dass wir eine Pfannkuchen Torte backen, wie dies bei Findus zum Geburtstag üblich ist.

 

Neli machte sich an die Torte. Gestern hatte ich Linda mit Mühe davon abhalten können den Tortenboden zu zerdrücken. Heute zahlte sich das aus. Neli kochte Pudding und schnitt die heute nicht mehr ganz frischen Erdbeeren von gestern. Es fiel einiges an Verschnitt ab über den die Mädchen, Linda voran, sich freuten. Trotzdem gab es immer wieder Wutanfälle und Pinkeleien, die mir dank Windel aber schnuppe waren.

 

Die Torte gelang super. Als ich einige Zeit nichts hörte, schwante mir Übles. Mein weg führte in den Wohnwagen wo ich Linda fand. Sie pickte gerade mit dem Finger an der Torte. Unter Geschrei, ihrer, nicht meinerseits, entfernte ich sie aus dem Wohnwagen und beeilte mich mit einem Foto, da ich mir nicht sicher war, wie lange ich diese Torte verteidigen könne. Ein Gang aufs Klo, ein unachtsamer Moment reicht, dass sie ihre Pracht im Nu einbüßt.

 

Ich lud Videos hoch und pustete Luftballons auf, um sie noch Dias Anweisungen sanft und sorgfältig auf der Wäscheleine zu drapieren.

 

Partystimmung kam auf.

 

Dia war plötzlich weg. Linda und ich hatten eigentlich vor ins Meer zu gehen, als wir aber Linda beim Platzwart vor dem Fernseher auf griechisch Tom & Jerry schauen sahen, entschied Linda sich gegen das Meer und blieb ebenfalls dort. Florian rief an und so lockte ich beide vom Fernseher weg. Am Ende des Gesprächs nutzten beide die Gelegenheit des ungesicherten Handys und starteten zuupzuup (Lindisch für YouTube). Ich bat sie freundlich das Handy auszuschalten, damit wir ins Wasser könnten. Sie versprachen mir, nach einer Folge Yakari sei Schluss, ohne Geschrei. Denkste! Es endete wieder damit das ich Linda das Handy abnahm und es wieder zu heftigen Protesten sogar mit Ausschreitungen und Tätlichkeiten gegen die Obrichkeit kam. Kleine Fingernägel bohrten sich tief in meinen Oberarm.

 

Ich ging alleine ins Meer, schwamm zu der Höhle an der anderen Seite der Bucht um zu schauen, was es dort gibt. Ursprünglich war mein Plan, dass wir heute am Geburtstag einer Schatzkarte folgen und mit einem gemietetem Boot einen Piratenschatz in genau dieser Höhle finden. Leider lies sich hier kein Boot auftreiben. Schwimmwesten hätten wir auch gebraucht. Gab es alles nicht. Schade Marmelade.

 

Die Höhle selbst war langweiliger als sie von weither aussah. Allerdings waren am gesamten Uferstreifen interessante Felsenformationen die eine fantastische Unterwasserwelt bildeten. Es wimmelte voller Fische. Allerdings gab es auch Seeigel und in meinem Neoprenanzug sammelte sich am Rücken Luft. Damit wurde ich anfälliger von der Strömung wie eine Luftmatratze weggetrieben zu werden. Ich ruderte teilweise recht heftig um nicht gegen die Seeigel oder in eine Qualle gedrückt zu werden.

 

Wir duschten und aßen endlich die Torte. Dia bekam einige Anrufe, teilweise zur gleichen Zeit.

 

Ich legte mich hin und Dia wünschte sich in die Stadt zu fahren. Sie wollte vorne sitzen. Linda wollte auch vorne sitzen. Ich schlug vor, dass beide vorne und Neli und ich hinten sitzen. Linda fand das gut, setzte sich auf den Fahrersitz und schnallte sich an. Sie wollte den Schlüssel für das Loch im Auto haben. Nach langen, geduldigen Diskussionen schafften wir es, dass sie sich in ihren Sitz und Christina sich vorne hinsetzte. Das war aber auch ein ganzes Stück Arbeit, da sie sich viele Varianten überlegte, die allesamt zu ihrem Vorteil waren und damit endeten, dass Christina nicht vorne saß oder gar nicht erst mitkommt. Ziemlich clever, aber fruchtlos. Die Einigung war nun, dass Christina an ihrem Geburtstag vorne sitzen darf, Linda dann an ihrem.

 

An der Eis Theke gab es über 30 verschiedene Sorten, was die beiden restlos überforderte. Linda nimmt eh prinzipiell das, was Christina nimmt, die war aber unentschlossen und wünschte sich immer genau die Sorten, die es nicht gab. Schließlich wählte sie aus all den leckeren und aufwendig produzierten Sorten das Eis aus, was den meisten Farbstoff hatte und rot leuchtete. Linda schloss sich an, so, dass beide schnell lippenstiftrot gefärbt waren.

 

Dia wollte an ihrem Geburtstag noch Sirtaki tanzen und die beiden taten dies dann auch vor der Eisdiele.

 

Auf dem Platz reinigte ich noch einmal den Sitz. Der Uringeruch war noch nicht verflogen und ich fürchte, dass das auch noch einige Zeit vorhalten wird. Die Kinder saßen auf den vorderen Sitzen und spielten Mama und Papa. Linda war der Papa und fuhr. Christina saß mit dem Atlas auf dem Schoss daneben und sagte ihr, wo sie langfahren sollte.

 

Dias Wunsch zum Abendessen war Spagetti Bolognese. Wir deckten den Tisch unter dem Vorzelt, Linda bestückte den Leuchter mit Kerzen und es wurde ein gemütlicher Abend. Irgendwann kam Linda von selbst und sagte, dass sie jetzt müde sei und ins Bett wolle. Das heißt schon was. Sie schlief auch nach einer Wiederholung einer Pixigeschichte kuschelnd ein. So ein Leben voller Rock & Roll ist anstrengend.

 

Dia genoss noch länger den Geburtstagsabend und kuschelte mit Neli und telefonierte mit Karo.

 

Auf dem Platz streunen seit gestern zwei herrenlose Hunde rum die stark hungern und daher alles auflecken, was irgendwie essbar ist. Das nervt schon etwas. Sie machen keinen besonders gesunden Eindruck. Gesellschaft haben sie von einer herrenlosen Katze, die es ihnen gleichtut. Die Kinder freuen sich, aber ich möchte die nicht so gerne hier haben. Die englischen Nachbarn füttern sie. Mal sehen. Vielleicht nehmen sie ja mal einen mit.

 

Unter dem Meer

Das alte Griechenland

 

Wir befinden uns immer noch auf dem Campingplatz in Epidaros. Die Wetter-, Meer- und Haarfarbe der Nachbarn ist Silbe.

 

Hier führt Linda Marlene Berndt ein mottiges Dasein.

 

Sie kam heute Morgen zu uns ins Bett und schlief wieder ein. Da ich vor ihr wach war öffnete ich ihr die Augen und leckte durch ihr Gesicht. Zu meinem Erstaunen, fand sie es gar nicht witzig und beschwerte sich.

 

Kurze Zeit später zog sie mir beständig am Ohrläppchen. Ich folgte ihrem Beispiel, aber auch das empfand sie irgendwie als unangenehm. Merkwürdig.

 

Sie war heute wirklich lieb. Half beim Tischdecken, ging mit mir einkaufen UND hörte auf das was ich ihr sagte. Auf dem Weg zur versunkenen Stadt, ging sie an der Hand und trödelte nicht rum. Sie widersprach nicht (über kleine Ausnahmen sehen wir hier einmal hinweg, wollen aber auch nichts verklären) und das Wort „Nein!“ kam kaum vor. Die Windel blieb trocken und sie ging selbst aufs Porta Potti oder holte sich Hilfe. Ließ sich problemlos umstimmen nicht im Schlafanzug draußen zu spielen. Sie nahm Kleidungsvorschläge an und kooperierte beim Anziehen. Einen Wutanfall hatten wir heute auch nicht. Beim zu Bettgehen kam sie freiwillig, suchte Bücher aus, bat darum die Zähne geputzt zu bekommen und lies sich einen Schlafanzug anziehen, ohne auf einen anderen, meist gerade nicht vorhandenen zu bestehen.

 

Ich frage mich ernsthaft: „Ist das noch unsere Linda?“

 

Das Tauchen heute war kurz. Zum einen hatte gerade als wir umgezogen waren der Wind aufgefrischt und wirbelte nun den Untergrund auf, was das kristallklare Wasser zu einer trüben Suppe machte, zum anderen war es Dia zu kalt und Linda brannte das Salz in einer Schürfwunde, was sie wimmern und autschen lies. Wir gingen zurück und duschten, tranken Tee, machten Pläne für morgen und Linda und ich kauften noch etwas ein.

 

Gestern waren wir im großen Theater von Epidaros. Die Akustik ist beeindruckend. Eine holländische Schulklasse probierte es aus, stellte sich auf den Mittelpunktstein und grölte nach oben. Es war zu verstehen. Linda und Christina tanzten in der Mitte und sangen. Auch das war zu verstehen. Christina rief uns etwas zu. Das war sehr gut zu verstehen. Alles ohne Hall. Nachbarn vom Campingplatz waren zur gleichen Zeit da, bekamen das mit und berichteten, dass auch sie das klar und deutlich hören konnten, obwohl sie woanders saßen. Das muss man sagen, so etwas zu berechnen und zu bauen und so, dass es kein Echo gibt, zu der Zeit. Wahnsinn!

 

Das Theater ist in einer größeren Anlage, die zu seiner Zeit eine Art Center Parcs gewesen sein muss. Es gab Sportanlagen, Kureinrichtungen mit Behandlungsmöglichkeiten, das besagte Theater und Unterkünfte. Heute steht da leider, abgesehen vom Theater, nicht mehr viel von. Grundmauern: Grau, kalt, unscheinbar, vom Zahn der Zeit angenagt deuten noch auf den vergangenen Glanz hin. Tafeln in Griechisch und Englisch erzählen, was man hier früher sehen konnte. Langweilig. Ich frage mich, warum die das nicht wiederaufbauen. Da wäre spannend. Projekte mit Studenten, Auszubildenden und Schülern wäre doch eine innovative Rangehens Weise. Vergleiche, wie haben die ohne Elektrowerkzeuge sowas gebaut? Wie baut man heute sowas mit modernen Werkzeugen? Was kann man von den alten Techniken lernen? Welche Materialien wurden verbaut? Gibt es die heute noch? Wo kamen die her?

 

Aber sich nur auf der guten, alten Zeit auszuruhen und zu erzählen, wie schön das hier, wo jetzt das Unkraut wächst, mal war, ist genauso schwach und unattraktiv, wie ein Schild mit „Hier könnte Ihre Werbung stehen“. Vieles ist auch erst später durch weitere Kriege, Plünderungen oder Naturkatastrophen kaputt gegangen. Hier wünsche ich mir ein „Ärmel hoch und Los!“. Für Notre Dame, hagelte es auch gleich Spenden und es steht außer Frage, dass man diese Kirche nicht einfach als Denkmalsruine im Zentrum von Paris vor sich hingammeln lassen wird.

 

Das Ganze erinnert an einen Athleten, der in vergangener Zeit im 100 m Lauf eine Goldmedaille gewonnen hat, nun übergewichtig mit einem Cheeseburger in der Hand auf dem Sofa fläzt, mit der Fernbedienung zurück spult und mampfend fragt: „Und? Habt ihr gesehen, wie ich da gelaufen bin? Doll was!? Mampf“.

 

Im Grunde ist das das gleiche, wie mit den Hunden, die ich bereits erwähnt habe. Die Engländer sind weg, haben aber keinen Und mitgenommen. Dafür hat Dia jetzt den einen mit einem Namen versehen. Da er große Ohren hat, nennt sie ihn Dumbo. Für mich als Vater kamen gleich Bedenken auf, da ein Tier mit Namen immer die potenzielle Gefahr birgt, als Eigentum betrachtet zu werden, was mitgenommen werden soll.

 

Sie tastet sich bereits behutsam an dieses Thema heran. Dieses hinkende elend wirkendes Geschöpf kann auch Mitleid erregen. Allerdings ist da auch seine Masche, die es ihm ermöglicht hat noch am Leben zu bleiben. Bei den vielen Bestagern hier und zwei kleinen Mädchen hat er den Bauch voll bekommen. Der Campingplatz schein sein neues Revier zu sein aus dem es schwierig werden wird ihn jemals wieder zu vertreiben. Sollte Jannis, der Platzwart, mal auf die Idee kommen, wird das für Dumbo sicherlich das verlorene Paradies sein und einem Rausschmiss aus Eden gleichen.

 

Es wundert mich aber doch, dass sich die griechische Gesellschaft diese Hunde so leistet. Vor den olympischen Spielen wurden wohl viele mit Rattengift vergiftet, was sicher nicht die feine Art ist. Aber selbst schlechter Entwickelte Länder wie Botswana oder Nepal achten mit Programmen darauf, dass es keine Straßenstreuner gibt, die Rudel bilden, die Mülltonnen durchwühlen und unbegrenzt Junge in die Welt setzen. Vielleicht liegt es auch an der knappen Haushaltslage. Vermutlich ist es schwer zu vermitteln warum Renten so gering, Schulden so hoch, Etats so niedrig sind und zugleich sich um das Tierwohl oder Kastrationsprogramme gekümmert wird, wo die Probleme des Landes doch woanders liegen.

 

 

 

Leider musste ich feststellen, dass die Wasserpumpe undicht ist und das Wasser unter den Fußboden gelaufen ist. Scheiß Chinakram. Wer rechnet damit, dass das Ding selbst kaputt geht und leckt? Hat ganz schönen Schaden verursacht das Sauding. Vielleicht komme ich ja noch an eine gute 12V Membranpumpe, die nicht ausläuft. Das passiert dann, wenn man billiges Zeug bei irgendeinem Chinamann kauft.

Eben hören wir es draußen im Vorzelt grunzen. Neli schaut raus und sieht, wie Dumbo in Lindas Stuhl liegt und den auch noch voll gekotzt hat. Penner!

Habe das gerade noch mit dem Schlauch sauber gemacht.

 

Auf nach Athen

Es war ein schöner Frühsommermorgen. Die Sonne streckte ihre ersten Strahlen durch die Zweige der Orangenbäume und die Vögel sangen ein munteres Lied. Ich lag friedlich in meinem Bett im Wohnwagen und schlummerte.

 

Plötzlich gab es einen lauten Knall: „Plopp“ und noch einmal „Plopp“. Dann war es still. Totenstill.

 

Mir schwante Übles. Zuerst hielt ich es für Christina, die gegen irgendetwas gestoßen ist, doch mehr um den üblen Verdacht zu entrinnen.

 

Ich hechtete aus dem Bett, öffnete die Schranktür, suchte schweißgebadet, nach Licht. Aus dem Schrank neben der Heizung stieg Rauch auf.

 

Im Hintergrund leuchtete das Licht des Batteriewächters grün und erzeugte irgendwie Discoatmosphäre in diesem Kabuff. Es stank. Mit einem Griff zog ich den Wechselrichter heraus und trennte ihn vom Strom.

 

Nun mag der aufmerksame Leser denken; „Hmm, war das nicht schon einmal?“ Und: „Ist der wirklich so dämlich den gleichen Fehler zweimal zu begehen?“. Leider ja.

 

Mein Schlafanzug war durchgeschwitzt und ich brauchte erst einmal eine Dusche.

 

Auf dem Platz war bereits Aufruhr. Dumbo hatte einem Holländer eine Sandale angenagt, der war nun stinke sauer. Der Holländer. Nicht der Sandale. Er ging zur Frau des Platzwartes und schimpfte in einem für Holländer ungewöhnlich schlechten Englisch herum, faselte irgendwas von Polizei rufen und verpestete die Luft. Die übrigen Platzgäste gingen mit hoch gezogenen Augenbrauen peinlich berührt vorbei.

 

Dumbo saß derweil angeleint vor der Rezeption. Dia machte sich Sorgen um ihn.

 

 

 

Wir packten alles in Windeseile, Linda ließ sich nicht nur anziehen, sondern bedankte sich auch noch für die Hilfe. Sie ging ins Auto und setzte sich, wartete, dass es los ging und schnallte sich selbst an.

 

Auf dem Weg kauften wir noch zwei Riesencroissants und Kekse und dann ging es in Richtung Athen. Wir nahmen die kurvenreiche Nationalstraße über den Kanal von Korinth.

 

Irgendwann erreichten wir Piräus. Große und größere Schiffe lagen vor Anker oder den Docks, eine Raffinerie reihte sich an die andere und es stank ekelhaft.

 

Über Airbnb hatten wir eine Unterkunft gebucht. Diese galt es nun zu finden. Ich bin schon in Paris im Konvoi gefahren, London mit meinem Bruder, habe zwei Semester Frankreich schadlos überstanden, das war nun die Steigerung. Lauter Motorradfahrer und alles voller Autos. Ein Taxifahrer fuhr mir auf die Anhängerkupplung, was ihm mehr wehgetan hat als uns und von der Rückbank kam die Frage: „Dürfen wir Kokosnuss hören?“, beantworteten wir die Frage mit „Nein, wir müssen uns hier zurechtfinden. Später.“, kam spätestens eine Minute später die erneute Frage: „Dürfen wir jetzt Kokosnuss hören?“.

 

Wir erreichten durch winzige Straßen mit Einbahnstraßenregelungen, die unser Navi nicht kannte, hindurch die Unterkunft. Nach so einer Fahrt bin ich fix und fertig und merke immer wieder, dass ich vom Dorf komme. Ich werde mich daran erinnern, wenn ich mich mal wieder über den mangelnden Kreisverkehr an der Kreuzung in Braunfels ärgere.

 

Die Gastgeber sprechen gut Deutsch, sind sehr bemüht und das kleine Penthouse ist schnuckelig eingerichtet. Die Kinder mochten es auch sofort.

 

Die Gastgeberin, ging mit mir in einen Laden um die Ecke, um den Wechselrichter erneut reparieren zu lassen und wir ließen das Gerät dort, ich sammelte die Meute ein. Es war schon Nachmittag und alle hatten Hunger. In einem Restaurant aßen wir noch etwas Gyros und Tsatsiki. Der Kellner fragte mich: „You like to have Gyros, too?“, was ich bejate. Er kam und brachte mir zwei Gyros. Bei allem Hunger war das doch etwas zu viel des Guten, zumal mein Ziel zwei Kilo abzunehmen in zwei Kilo Entfernung mehr gerückt ist. Da es neben dem Restaurant ein Panzer und einen Düsenjäger gab in dem Kinder für einen Euro ein paar Minuten durchgeschaukelt werden, war der Hunger gering. Mit dem Versprechen, nach dem Essen damit fahren zu dürfen, gelang es mir ein Paar Stücke Fleisch in die eben noch so hungrigen Münder zu bekommen. Das Ganze endete damit, dass ich schließlich nicht zwei, sondern drei Gyros aß und die Plautze sich weiter ungehindert entfalten kann.

 

Wir nahmen den Bus ins Zentrum. Da wir im Bus kein Ticket lösen konnten, ließ der Busfahrer uns bis zur Metrostation kostenlos mitfahren und sagte uns sogar, wo wir aussteigen müssen.

 

Die Athener Metro wurde durch allerlei antike Fundstücke gegraben und es kam so einiges zum Vorschein. Neben uns saß eine Frau, die fürchterlich stank. Ihre Sitznachbarin, vornehm gekleidet, hielt sich dezent ein Halstuch vor die Nase. Ich bezweifle, dass das etwas brachte. Wir erreichten die Station Akropolis, bevor wir uns übergeben mussten.

 

Vor dem Ticketschalter stand eine gut gekleidete Reiseführerin, die auf Gruppen oder Einzelpersonen wartete, denen sie eine persönliche Führung geben könnte. Sie sprach ein exzellentes Deutsch und kam mit den Kindern gleich ins Gespräch. Das wäre sicherlich interessant gewesen, aber das wollten wir ihr nicht antun, dass sie warten muss, bis Linda jeden einzelnen Stein auf dem Felsen hoch zur Akropolis umgedreht hat. Wir gingen also ohne Führung auf Athens Wahrzeichen.

 

Mir kam mal wieder mein Status als Student zu Gute und ich sparte 20 € Eintritt. Ich muss sagen, dieses Semester lohnt sich der Beitrag.

 

Der Weg hoch zur Akropolis ist mit Linda lang und steinreich. Es dauerte lange, bis wir oben waren, zwischendurch musste ich sie tragen. Aber sie war heute den ganzen Tag lieb. Sie schrie nicht rum, bemühte sich die Windel trocken zu halten, blieb an der Hand und hörte. Anders ist diese Stadt auch nicht zu meistern. So war der Tag wirklich sehr schön und keiner von uns ist laut geworden.

 

Die Akropolis selbst ist wieder eine Sammlung alter Steine. Das Theater ist super in Schuss und es gibt auch Säulen, wo man gute Ansätze erkennen kann, aber ich verstehe nicht, warum man das nicht mal vollständig wiederaufbaut. Zeit hätten sie doch! Sie dödeln da jetzt schon seit den 50er Jahren immer wieder dran herum, ohne, dass da mal was fertig wird. Das ist alles Stückwerk. Jeden Tag kommen, laut Aussage einer Aufseherin, mindestens 4000 Leute da hin. Maximal 20.000 pro Tag. Eine Karte kostet 20 €. Da kommt schon was zusammen. Dafür müsste es da nicht reinregnen. Wenn die das hier in Griechenland mal flächendeckend machen würde, wäre das nicht nur für Amerikaner und Chinesen eine lohnende Alternative zu Disneyland. Jeder Themenpark würde bei diesem riesigen Bestand an alten, nun wieder zum leben erweckten Gebäuden, so einer billigen Farce verkommen. Wenn bereits die verwitterten Überreste von Steinen so viele Besucher anlocken, was würden komplett restaurierte Tempel, Bäder, Theater und Paläste erst für ein Publikumsmagnet sein? Umgekehrt, was wäre das für ein Selbstverständnis bei uns, hätten wir Dresden und Köln nicht wiederaufgebaut, sondern würden uns nur eine schöne Zeichnung der Frauenkirche und des Doms hinhängen und sagen: „Ja! Früher war das hier mal schön. Aber siehst ja selbst!“.

 

Linda fand viele Steine und war der Liebling der Touristen aus aller Welt. Eine amerikanische Touristin meinte: „This ist he cutes child I ever seen.” Da ich immer ein paar Schritte voraus war und auf sie wartete, dachte eine Gruppe Franzosen, sie sei verloren gegangen. Voller Erstaunen sahen sie mich und riefen: „Ah! C’est le Papa!“, worauf ich entgegnete: „Qui! Moi, Je suis le Papa, et J’attands.“

 

Die Aufseher sind sehr hinterher, dass niemand auf die Mauern klettert. Nicht nun für unsere Mädchen eine Herausforderung. Aber die Stimmung war gut und kippte erst, als beide voller Freude sich umarmten und im Gemenge beide längst hinschlugen. Dia auf die Knie, Linda auf den Hinterkopf. Es dauerte eine Weile bis beide wieder ihre alte Freude hatten. Die Aussicht auf ein Eis hob die Stimmung. In einer Touristraße fanden wir einen Eisverkauf. Hier wird einem schon das Fell über die Ohren gezogen, aber versprochen ist versprochen und das Eis tat gut.

 

Athen ist nicht billig. Ich hatte ständig das Portmonee offen.

 

Eigentlich wollte Dia noch Sirtaki tanzen. Wir fanden aber auf Anhieb nichts Geeignetes, es wurde später und wir fürchteten, dass nach müde blöd kommt. Also fuhren wir zurück, kauften noch Oliven, Cashews, Erdbeeren und Obst und schafften es den richtigen Bus zu finden, der uns zurückbrachte. Die Mädchen wurden noch geduscht und durften dann noch etwas vor griechischen Nikelodeon verblöden. Zuviel Kultur kann ja auch nicht gesund sein.

 

 


Athen ohne kaputte Steine

Die Mädchen waren so kaputt vom Laufen, dass sie lange schliefen. Die Verdunkelung im Wohnzimmer tat ihr Übriges und so konnten wir bis fast zehn Uhr schlafen. 50 m von der Unterkunft lag ein kleiner Supermarkt und eine Bäckerei. Mit Milch, griechischen Honig und Sesamgebäck ging ich zur Wohnung zurück und wir aßen den Jogurt mit den Erdbeeren vom Vorabend. Die Vermieterin hatte uns ein paar Lebensmittel hingestellt und wir genossen das reichhaltige Frühstück, bevor wir uns wieder ins Getümmel stürzen wollten. Die Kinder haben jetzt genug von alten Steinen und wir schauten, was man sonst so machen kann. An der Akropolis gab es eine Touristinformation, die wir aufsuchten. Gegenüber spielte eine Ukuleleband, die wir leider verpassten. Wir hörten noch zwei Lieder. Die waren echt gut.

 

An der Touristinfo gab es gute sanitäre Anlagen. Dort trafen wir auf eine amerikanische Familie mit sechs Kindern inklusive Zwillinge. Die älteste Tochter trug ein Superman T-Shirt mit „Jesus is my favorite super heroe.“

 

Da ich ihr zustimmte und die Frage der Mutter ob wir auch Christen seien mit „Ja“ beantwortete, kamen wir in ein kurzes Gespräch.

 

Heute standen Parks, Spielplätze und Erleben im Mittelpunkt. Auch wenn man sich alte Gemäuer oder Sportstätten hätte anschauen können, würde das nicht für Begeisterung sorgen.

 

Im Nationalgarten gab es einen Spielplatz und ich kaufte eine Packung gebrannter Nüsse, mit denen ich die Laune auf dem Weg hochhielt. Einen der E-Scooters zu mieten, wäre eine interessante Option gewesen, die den Weg schneller und witziger gemacht hätte, scheiterte aber an schlechtem Internet in der Innenstadt. Die Kinder schafften es mal wieder mit ihrem Scharm an einem Stand für antike Kühlschrankmagneten zwei umsonst zu bekommen.

 

Bis wir erstmal im Park waren, mussten die Kinder an der Hand bleiben, was sie auch bereitwillig taten. Es lohnte sich. Der Park schien auch gleichzeitig der botanische Garten zu sein und es gab viel Schatten und angenehme Luft. Wir blieben eine Weile, fanden eine Schildkröte, die dort frei lebt und die Kinder spielten schön auf einem Spielplatz.

 

Da uns der Hunger trieb, gingen wir wieder in die Plaka, die Altstadt unterhalb der Akropolis. Zu sagen, es war eine Plakarei, bis wir da waren, wäre eine schönes Wortspiel, aber doch übertrieben. Doch, man muss sehr aufpassen. Es fahren viele Busse, Autos und Zweiräder. Lässt man Linda in einer ruhigen Straße wieder laufen, kann es schnell gefährlich werden und der Weg zieht sich ewig, da sie alles anfassen und leider auch anlecken muss.

 

In einem der Restaurants saß die amerikanische Familie vom Vormittag, die erzählten, dass sie Missionare in Indien seien. Bei 1,2 Mrd. Menschen, denke ich schon, dass man da was zu tun hat, aber Neli und ich fragten uns nachher immer wieder, wie macht man so etwas, was an sich schon enorm anstrengend ist mit sechs Kindern? Ich denke ich bin mit der Hälfte schon gut ausgelastet. Wir kamen leider nicht mehr dazu sie zu fragen. Stattdessen feierte ein australisches Kind hinter uns gerade seinen dritten Geburtstag und die Mutter freute sich, dass es Kinder zu Gast hatte. Nachdem unsere beiden sich einen ganzen Teller Spagetti Bolognese geteilt hatten, aßen sie dort noch Pommes, die die Mutter ihnen gerne fütterte. Die Frau war aus Sidney mit zwei Kindern und, wir vermuten, einem Au Pair für nur zwei Wochen nach Athen gekommen und alle litten am Jet Leck. Das Kind liebte Peppa Wutz und schaute irgendetwas auf dem iPad, was die Mädchen zum bleiben bewog. Es muss auch Peppa Wutz auf Griechisch geben. Schorsch heißt hier bestimmt Jorgos. Als ich das der Australierin erzählte, sprach sie es Giorgios aus. Sie muss also etwas griechisch sprechen.

 

Ich wollte gerne eine der Szenebars besuchen und wir fanden eine mit Dachterrasse und Blick auf die Akropolis.

 

Zurück in der Plaka war es anstrengend. Nicht nur, dass es dort zuviele Touristen gibt, es fahren auch zwischendrin Motorroller, Taxis und Anwohner mit dem Auto. Alles voll mit Tourikrempel, aber auch Straßenmusiker. Wir hatten einen anderen Plan. Gegenüber der Akropolis gibt es einen noch höheren Hügel. Da fährt eine Bahn hoch. Ein englisches Paar, schenke uns ihre Metrokarten und wir fuhren zum Grab des unbekannten Soldaten, wo gerade das Gehampel stattfand. Dia machte gleich mit und übte es in der Folgezeit. Unsere Theorie war dann, dass die Soldaten Zuhause auch immer rumgehampelt haben, dann zum Militär mussten, stillstehen sollten und es hat nicht geklappt. Also durften sie unter Aufsicht einmal pro Stunde etwas hampeln.

 

Die Station zur Bahn befindet sich nicht, wie ich das erwartet habe unten am Berg, sondern oben. Lediglich ein unüberwindbares Stück wird unterirdisch mit einer Tunnelbahn bestritten. Für den Papa hieß das: Schleppen. Linda war schon viel gelaufen musste aber dann getragen werden, was Dia auf den Plan rief, die es nicht einsah, dass nur Linda getragen wurde. Also trug ich abwechselnd immer ein Kind den ganzen Weg zur Station hoch. Für mich ein willkommenes Training um zumindest eins der drei Gyros vom Vortag wieder loszuwerden.

 

Da wir eine Schwangere und kleine Kinder haben durften wir die Toilette im Tourishop an der Station kostenlos und sofort benutzen und hielten die Windel trocken. Die beiden Damen ließen uns sogar bei der nächsten Bahn zuerst einsteigen und zogen damit den Unmut anderer Touristen mit Sightseeingstress auf sich. Die Mädchen spielen Zugführer und oben angekommen, war es fast dunkel. An dem Punkt, von dem man die Akropolis sehen konnte, drängte sich alles und jeder hielt sein Handy hoch um ein Foto aus der Ferne zu schießen. Am Morgen hatte ich mich entscheiden müssen, ob ich ein Stativ für diesen Moment mitnehmen möchte und entschied mich dagegen, weil ich wusste, dass ich immer irgendwen durch die antike Geschichte werde tragen müssen. Jetzt fehlte es aber und ich beschloss mir eins zu leihen. China rettete mich. Eine chinesische Dame wartete genervt auf ihren Mann, der mit seiner Canonspiegelreflex einen Premiumplatz ergattert hatte und diesen nutzte er, zum Leidwesen seiner Frau und der anderen Touristen, ausgiebig. Ich sprach sie an und sie gab mir bereitwillig ihr Stativ. Tiefe Dankbarkeit erfüllte mich. Aber auch damit war es nicht leicht die Kamera im Volltelebereich ruhig zu halten.

 

Auf dem Hügel gab es eine kleine Kapelle. Erstaunlicherweise bekamen es die meisten Leute hin, da drin ruhig zu sein und sich zu benehmen.

 

Als wir unten ankamen, war der letzte Bus nach unten schon weg und wir mussten laufen. Erstaunlicherweise war Linda nicht mehr müde, ihre Füße taten auch nicht mehr weh und die beiden rannten den Weg runter. Im Parlamentsviertel standen überall Polizisten mit Plexiglassschildern und Knüppeln. Das hätte mir noch gefehlt, in eine Demo gegen das Sparen zu gelangen und am Ende mit Tränengas nach Hause geschickt zu werden.

 

In dem Viertel oberhalb des Parlaments kostete ein Paar Schuhe 600 € und es gab vornehme Restaurants. Dafür, dass es nur ein paar hundert Meter entfernt in jüngerer Zeit große Demos mit Ausschreitungen gab, war das alles erstaunlich wenig gesichert.

 

Im Gemüseladen auf dem Weg bekamen beide noch ein Stück Kuchen und beide schliefen kurz im Bus ein. Die Aussicht später noch griechisches Fernsehen schauen zu dürfen, machte sie aber wieder wach. Egal was läuft. Hauptsache es flimmert.

 

Die beiden schliefen noch vor dem Fernseher ein.

 

Ein weiterer Tag in Athen

Auf der Dachterrasse der Unterkunft standen Tische und Bänke aus Paletten gebaut. Es war angenehm warm und die Sonne schien sanft und verbreitete eine freundliche Morgenstimmung.

 

Unten arbeiteten die Handwerker und das dröhnen der Bohrer drang von Zeit zu Zeit durchs Haus.

 

Wir saßen gemeinsam um den Paletten Tisch herum und frühstückten. Dia und Linda zogen sich ihre neuen Hausschuhe, die mit den Bommeln an der Spitze, an und imitierten die Soldaten vom Vorabend.

 

Ich holte das Gerät vom Elektrotechniker, gab ihm zehn Euro und wir packten und gaben uns Mühe die Unterkunft sauber zu verlassen. Die Kinder waren unten bei der Vermieterin, die sich eine Landschildkröte namens Lona Lona hielt. Sie gab uns noch einen Liter kretisches Olivenöl als Geschenk mit und wir fuhren die Hauptstraße entlang um an einer der vielen Autoteileläden einen Überspannungsschutz zu besorgen.

 

Um es kurzzumachen: Ohne Erfolg.

 

Es war heiß, draußen und auf den Rücksitzen bahnte sich ein Gewitter an. Das Fahren war zudem anstrengend. Die Route zur Autobahn führte über vielbefahrene Haupt- und verwinkelte Nebenstraßen. Einmal überholte mich ein Auto und ein Motorrad schob sich zwischen mir und dem überholenden Auto dazwischen. Ohne Helm!

 

Mit dem Regen erreichten wir Piräus und parkten instinktiv an der richtigen Stelle zwischen Hafen und einem modernen Gebäude. Die Küstenwache zog gerade Segler von einer Regatta vor dem Gewitter in den Hafen, auf einem Sportplatz trainierten Mädchen Softball (Baseball mit einem weicheren Ball). Die Anlage machte den Eindruck, dass sie vor den olympischen Spielen 2004 erneuert wurde und seitdem nichts mehr gemacht wurde. Neli ging mit Christina auf eine Toilette, die abgeschlossen und wohl sehr ordentlich war, die offene für Linda und mich sah aus, als wurde sie vor der Eröffnungsfeier das letzte Mal geputzt.

 

Dieser Eindruck zog sich durch. Wir fanden nach längerem Suchen die Straßenbahnhaltestelle und wollten ein Ticket ziehen. Der Automat war defekt, also fuhren wir bis zur nächsten Station, stiegen aus und mussten ebenfalls feststellen, dass der Automat nicht geht. Nach kurzer Zeit kam die nächste Bahn und wir sparten uns das Aussteigen, da vom Inneren der Bahn zu erkennen war, dass die Automaten nicht in Betrieb waren. Das Innere war in einem ähnlichen Zustand wie die Stationen. Die Sitze waren abgenutzt und alles, was zu Olympia in hellem Glanz erstrahlte, verlor allmählich den Glanz an den Zahn der Zeit. Der Lack ist ab, wenn man auch noch sehen kann, wie toll das damals gewesen sein muss. An den Gebäuden mit Edelstahlverkleidung glänzt nicht mehr die Sonne, sondern Rostlachen überziehen die Prestigeobjekte.

 

Wir fuhren einige Stationen auf der Suche nach futuristischen Gebäuden mit Kanal, Nationalbibliothek und Garten, den die Tourist-Info uns empfohlen hat. Wir hatten leider unsere Karte beim Treffen mit der amerikanischen Großfamilie verloren und nur blasse Erinnerungen an den Namen. Nach mehreren Versuchen fanden wir im Internet die Anfahrt und fuhren mit der Tram genau dahin zurück, wo wir eingestiegen waren. Allerdings gab es zufällig einen Automaten der funktionierte und so war wenigstens die Rückfahrt nicht schwarz.

 

An der Haltestelle angekommen war nichts zu sehen. Es gab nicht einmal einen Übergang. Der Grünstreifen in der Mitte hatte einen Trampelpfad in der Hecke und über ein Bewässerungsschlauch hinweg führte ein ausgetretener Pfad braun auf die andere Seite.

 

Ich ging zur Haltestelle zurück und fragte eine Gruppe Leute im Studierendenalter. Sie zeigten auf eine Mauer und einen Dachzipfel, der hervorragte und meinten, dass sei dort. Ich müsse lediglich rechts um dieses Haus gehen und dann links und dann würde ich es sehen.

 

Tatsache! Wir hatten den Eingang zur Tiefgarage erreicht und über die Busspur konnte man sogar den Fußweg erreichen. Ein extremer Fall von Tiefstapelei.

 

Hinter der Mauer befand sich ein Kleinod. Sauber angelegte Parkanlagen mit Wachpersonal. Brunnen, Spielplätze, einen Kiosk mit gepflegten sanitären Anlagen und Getränken zu günstigen Preisen und einem Gebäudekomplex der neben einer Aussichtplattform die Oper und die Nationalbibliothek beherbergte. Optimal. Der Regen fiel aus, die Wolken verzogen sich und die Sonne tauchte die ganze Anlage in goldenes Licht. Es duftete nach Rosmarin, Salbei und Lavendel. Ein Wachmann beschrieb uns den Weg zum Spielplatz und der Tag war gerettet.

 

Es gab interessante Spielgeräte. Neben einem Wasserspielplatz und einer Seilschaukel die schneller wird je mehr Kinder gleichzeitig schaukeln gab es einen Klangspielplatz mit eingelassenem Glockenspiel auf dem die Mädchen und ich rumsprangen. Ich versuchte mich an der US-Marinecorps Hymne, es fehlten aber leider Töne.

 

Auf der Aussichtsplattform „Lighthouse“ genannt, bot sich ein fantastischer Ausblick auf den Hafen zur einen und die Akropolis auf der anderen Seite. Ein absoluter Geheimtipp für Athenurlauber.

 

Die Nationalbibliothek war modern gestaltet und in sich beeindruckend. Vor der Tür war ein Kanal angelegt, der zurzeit leider gewartet wird.

 

Wir fanden den Rückweg über eine Überführung direkt zu unserem Auto. Dia klagte über Bauchschmerzen, lief aber weiter. Während der Fahrt wurde es ihr schlecht und wir hielten an einer Taverne in Ismia. Es roch wieder nach Benzin und Raffinerie. Dia bestellte sich ein Gyros, die Bauchschmerzen gingen aber nicht weg. Sie jammerte und weinte. Wir aßen eine Kleinigkeit, der Drache Kopfnuss schlief und lies sich auch nicht durch Essen aufwecken.

 

Unterwegs mussten wir mehrmals anhalten, weil Dia schlecht war. Die Luft hatte sich verändert. Es war deutlich wärmer geworden als vor unserer Abfahrt nach Athen, es duftete nach Zypressen und Mittelmeer. Ich musste eine Balance finden zwischen nicht zu schnell fahren um das Auto nicht vollgekotzt zu bekommen, andererseits wollte ich das Elend auch nicht unnötig verlängern. Es waren noch 30 KM und ich wollte dafür nicht noch eine ganze Stunde brauchen. Gejammer gab es auch, wenn ich langsam fuhr. Wir erreichten den Campingplatz und ich trug die Mädchen ins Bett und putzte noch Zähne und zog die Schlafanzüge an.

 

Die Nacht wurde unruhig. Dia kotzte dreimal mit Knoblauch-Odeur, zum Glück jedes Mal außerhalb des Wohnwagens. Zweimal schaffte sie es sogar bis zum Klo.

 

Ich war stolz auf sie, aber auch die ganze Nacht wach. Als ich gerade eingeschlafen war, tobte Linda durchs Bett und gab mir eine ungewöhnlich feste, liebevolle guten Morgen Kopfnuss.

 

Neli pflückte sie aus dem Bett, ging mit ihr raus zum Bäcker und ich konnte noch weiterschlafen.

 

Diese Frau hat sich als Glückgriff erwiesen.

 

Wir gammelten den Tag über, Dia ging es besser, sie durfte aber zu ihrem Leidwesen nicht mit Angelika spielen.

 

Wir hatten endlich mal Zeit Ukulele zu üben.

 

Linda stellte sich geschickt an und hörte sogar auf das was wir ihr sagten und zeigten, Dia lief zickig weg und schrie, wenn wir ihr irgendetwas erklären wollte.

 

Seitdem Christina den Rubik’s Cube geschenkt bekommen hat, probiert Neli ohne Unterlass den zu knacken. Immer wenn sie ihrem Ziel näherkommt, dreht Linda den Würfel zurück. Irgendwann schaffte sie es aber mit YouTubes Hilfe doch.

 

 

 

 

 

Nomen est Omen

Fährt man die Straße aus dem Ort weiter, gelang man zu einer Halbinsel. Auf dieser befinden sich mehrere Vulkane, heiße Quellen und Höhlen. Die nahmen wir uns vor. Es war schon relativ spät und Wolken ließen die Sonne nicht richtig durchkommen.

 

Durch kleine Dörfer und an malerischen Buchten vorbei führt die kurvige Straße, der wir einfach folgten. Die Halbinsel hat einiges zu sehen, verbirgt es aber gerne.

 

Irgendwo steht ein Holzschild mit der Aufschrift „Vulcano“ oder „Ancient Akropolis“. Eine Taverne in den Bergen, die gut als Filmkulisse hätte dienen können, hatte kein Essen und schickte uns weiter. So gelangten wir nach Methana, ein Ort der riecht, wie er heißt. Nomen est Omen.

 

Der Ort verfügt über heiße Quellen, die ihn riechen lassen wir Island. Linda fragte: „Warum dinkt das hier nach Eiern?“

 

Es war spät und dunkel geworden und ein guter Zeitpunkt zum Essen. Wir fanden eine Taverne an der Seepromenade, die auf den Besitzer wartete. Es wimmelte vor Katzen. Aus einer Amphore schaute ein Babykätzchen, dass sofort zwei begeisterte Zuschauerinnen hatten.

 

Neli und ich wagten uns an „Smal Fish“ ohne zu wissen, was uns erwartet. Der Wirt, endlich wieder zurück, zeigte uns eine Größe von ca. 10 cm. Wir dachten: „Das klingt gut“. Das wird ein schönes, kleines, leckeres Fischfilet sein. Weit gefehlt. Beim Tauchen hatten wir zahlreiche kleine gestreifte Fische beobachtet. Es war wie in der Rudi Carell Show: „Ebe noch unter die Meer, jetzt auf unsere Essdäller!“

 

Wir bekamen einen ganzen Berg panierter Fische. Auf unsere überraschte Frage, wie man das jetzt isst, musste der Wirt erst einmal andere Gäste nach den Vokabeln auf Englisch fragen, bis er uns zu verstehen gab: „Everything but the bone“. Wir köpften die Fische, entfernten die Wirbelsäule und die Schwanzflosse und aßen einen nach dem anderen Fisch auf. Es war sehr lecker.

 

Im Innenraum des Lokals hingen große JBL-Boxen und der Wirt sagte, dass sie im Winter hier Musik hätten. Da dann nur Einheimische da sind, denke ich, dass da der Pabst im Kettenhemd an Heiligabend boxt.

 

Gestärkt verließen wir den Ort über die dunklen kurvigen Straßen.

 

Hier könnte man noch einmal herkommen. Etwas früher. Bei Tag.

 

 

 


Mit den Spezis nach Spetses

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Von Epidavros gut zu erreichen, liegen südlich zwei Inseln: Hydra und Spezes. Beide sind für ihre Künstler und ihre Villen bekannt und autofrei. Wir hörten, dass es dort sehr schön sein sollte und fuhren zum Hafen um nach Spezes über zu setzen.

 

Auf dem Weg lag ein Dorf in dessen Nähe es Krater gab, die durch einstürzende Höhlen entstanden sind. In diesen Kratern gab es kleine Kapellen, in deren Innenraum eine durchschnittliche evangelische Kirchengemeinde Sonntagmorgen Platz gehabt hätte. Die Kinder wollten erst nicht aussteigen, kamen uns dann aber hinterher und waren total begeistert. Durch ein Loch in der Erde geht es eine ausgetretene Treppe zwischen geweißten Wänden hindurch. Man gelang auf einen Holzsteg und kann dann auf einem mehr oder weniger guten Weg einmal herumlaufen und zwei winzige Kapellen mit Ikonen, Stühlen und Kerzen besuchen. Ein toller Ort zum Beten.

 

Wir fuhren zum Hafen.

 

Zuerst entdeckten wir nur Boottaxis, die uns für 23 € hin und für ebenso viel wieder zurück bringen wollten. In einem Restaurant fragten wir nach und erfuhren, dass es noch eine reguläre Fähre gäbe, die wesentlich günstiger war. Da es aber keinen Spaß macht mit zwei lauffaulen Kindern die Insel zu erkunden und die Gegen selbst schon vielversprechend aussah, schaute Neli bei Tripadvisor und fand einen super Strand ganz in der Nähe mit flachem Wasser und feinem Sand. Eine Möglichkeit zu Essen sollte es auch geben. Dort angekommen, strichen die Betreiber aber gerade die Stühle und hatten noch keine Möglichkeit etwas zu zubereiten und wir fuhren zum Hafen. Es gab wieder Small Fish. Dieses Mal aber viel kleiner. Als wir zwei große Teller voller frittierter kleiner Fische vor uns hatten, fragten wir die Bedienung, wie wir das essen. Er grinste: „You eat everything and don’t leave nothing.“

 

Tatsächlich konnte man die Fische mit Kopf und Schwanz einfach essen und sie schmeckten köstlich.

 

Am Strand legte ich mich zu einem kleinen Nickerchen in den Schatten und wurde durch ein Gekitzel an meinem Arm geweckt. Ein ekeliger streunender Spitz mit einer nicht heilenden Wunde an der linken hinteren Hüfte leckte mich am Arm und legte wollte sich gerade auf mein Handtuch legen. Ich zeigte ihm wo der Bartel den Most holt und er blieb vorerst auf Abstand.

 

Das Wasser war warm und flach. Auf dem Grund hatten Einsiedlerkrebse lange Spuren gezogen und die Mädchen sammelten sie aus dem Wasser und ließen sie zurück ins Meer krabbeln.

 

Wir trafen eine viergruppe älterer Französinnen, die seit über 30 Jahren nach Griechenland reisen und wir kamen ins Gespräch.

 

Dia musste beim Anziehen noch ein großes Geschrei veranstalten, um nicht nur wie bisher auf allen Campingplätzen, die Platz- sondern auch die Strandlauteste zu sein. Sie trödelte rum aber dennoch schafften wir es noch kurz vor Schluss, den Lidl zu erreichen und Eis zu kaufen.

 

Griechenland hält schöne Ecken bereit, die alles andere als überlaufen sind.

 


„Twee is nee“

 

„Twee is nee“

 

Sagt man auf Niederländisch, laut unserer holländischen Nachbarin.

 

„Nein!“ zu allem. „Linda, kommst du?“ „Nein!“

 

„Steig mal bitte aus, wir wollen essen gehen.“ „Nein!“

 

„Legst du das bitte hin? Das gehört der Christina und die möchte nicht, dass du ihr das kaputt machst.“ „Nein! Ich mach das nicht kaputt. Wirklich nicht.“ Wir hatten jetzt eine Woche ein liebes, ausgeglichenes Kind, das sogar gehört hat und nicht immer wiedersprach. Die letzten drei Tage ist leider wieder eine Nein-Phase dran.

 

Beim Uno spielen, war sie am gewinnen und hatte nur noch eine Karte. Als Neli und Christina ihr sagten, sie müsse „UNO!“ sagen, sagte sie nur: „Nein! Ich will nicht UNO sagen.“

 

Sage ich Nein, hat das keine Auswirkungen. Auch wenn ich es wiederhole oder mit einem „Ich habe „NEIN“ gesagt“ versuche zu unterstreichen.

 

Der einzige Effekt ist, dass Christina meine Worte imitiert, wenn sie mit Linda oder mir spricht. Frage ich Christina, ob sie mir helfen kann und sie antwortet mit „Nein, ich mache gerade …“ und ich frage weiter, kommt lediglich, ich habe „Nein! Gesagt“. So kommen meine Erziehungsversuche durch die Trotzphase hindurch lediglich als Bumerang zu mir zurück oder verhallen sang und klanglos im trotzigen Nirvana.

 

Auch das Ankündigen, selbst drakonischer Strafen, wie „Wenn du jetzt nicht aus dem Schwimmbecken kommst, gehst du morgen nicht schwimmen!“, führt nur dazu, dass bei Streit zwischen den beiden eine Schwester zur anderen genau diesen Satz raushaut. Hier hilft nur der beherzte Griff ins Becken, der zwei Schwimmflügel greift und die Rebellin im hohen Bogen auf die Pflastersteine hievt, um dann mit einem protestierenden Mädchen an der Hand die Poolanlage vor Torschluss zu verlassen.

 

Vorgestern musste ich Linda sogar festhalten um sie davon abzuhalten, wieder in den Wohnwagen zu gehen, nachdem sie vorher von ihrer Mutter des Raumes verwiesen wurde. Als ich ihr nach einem waghalsigen Manöver mit einem Küchenmesser in Augenhöhe das Messer wegnahm und einen Wutanfall erntete niedergerungen und sie so lange unten gehalten, bis sie den Wunsch aufgab das Messer wieder aus der Schublade raus zu kramen. Danach war sie dann aber kuriert, umarmte mich und wollte freiwillig ins Bett gehen. Es scheint also als ob lediglich physische Grenzen diesen sturen Kopfnussschädel für eine Weile aufhalten können.

 

Bleibt zu hoffen, dass nach ihrem Geburtstag eine Kehrwende eintritt und plötzlich die „drie is ja“ Phase eintritt. Übernacht.

 

 

 

  

 


„Papa? Du warst heute noch gar nicht im Baumarkt. Was ist denn los?“

Der Erfolg bietet sich meist denen, die kühn handeln; nicht denen, die alles wägen und nichts wagen wollen.
(Herodot, 484 - 425 v. Chr.)

 

 

 

 

Der aufmerksame Leser wird sich gefragt haben: „Ich habe lange nichts über Johannes Basteleien am Wohnwagen gelesen. Funktioniert da jetzt alles und es gibt nichts mehr zu tun?“

 

Die Frage ist durchaus berechtig und zugegeben, sie schmeichelt mir etwas. Leider weit gefehlt.

 

Vor ein paar Tagen saßen wir unter dem Vorzelt und im Wohnwagen machte es: „plopp“ und es war nicht mein Geduldsfaden. Dieser war recht robust die letzten Tage.  „Sch****! Der Schlauch!“, fuhr es mir durch den Kopf. Und so war es. Die Stelle, die wir heiß gemacht hatten um einen 10mm Schlauch auf eine ½“ Kupplung zu ziehen, war geplatzt und die Pumpe förderte fleißig Liter für Liter Wasser auf den Wohnwagenboden. Ich stoppte die Pumpe und die Wasserzufuhr. Linda war sofort zur Stelle und half mir mit einem Lappen, einer Schüssel und nahm die Seitenteile des Zeltes und alles was sich noch im Stauraum unter dem Bett befand entgegen und beförderte es ins Vorzelt.

 

In den nächsten Tagen ging ich öffter zu der alten Dame im Eisenwarenladen, die wie ich inzwischen weiß, 84 Jahre alt ist und eine Korifaehe im Bereich der Adaptalogie. Ich bekam für die Leitung einen Gewebschlauch: Algen-, hitze- und druckbeständig, für das Stück von der Pumpe weg, einen Gasschlauch mit geringerem Durchmesser, ebenfalls stark genug um neun Bar standzuhalten. Zudem versorgte ich mich allerlei Adaptern, Schellen, Absperrventilen um eine zentrale Wasserversorgung zu installieren. Die Pumpe packte ich dieses Mal in eine Ikeakiste auf eine Erhöhung. Ich habe bei dem Chinateil die Schrauben nachgezogen, seitdem leckt sie nicht mehr. Dennoch traue ich ihr nicht. Zusätzlich installierte ich einen Schalter und ein Absperrventil um die Pumpe während er Fahrt oder im Havariefall abschalten zu können.

 

Jetzt funktioniert alles und nichts tropft oder läuft aus.

 

Zusätzlich haben Neli und ich die LED-Streifen in speziellen Kabellkanal verlegt. Der Kleber von den Streifen war so mistig, dass sie ständig abgefallen sind. Heißkleber hatte auch nur den Effekt, dass alles verschmiert war, aber nichts hielt und die Lichtleiste mit Tape zu befestigen sah auch nach Gemurkse aus. Jetzt ist alles adrett verlegt und sieht edel und hoffähig aus.

 

Dia hat noch zwei neue Sprossen in die Bettleiter bekommen, was Linda zutiefst bedauert, da sie sich jetzt beim Durchhampeln weh tut. Wie heißt es so schön? „Jedem Wohl und Recht getan ist eine Kunst, die niemand kann.“

 

Das nächste „Plopp“ und das übernächste kamen wieder nicht von meinem Geduldsfaden und auch nicht vom Wassersystem, sondern wieder einmal vom Wechselrichter. Dieses Mal trieb es mich aber in die Verzweiflung. Ich hatte das Ding nun schon zweimal reparieren lassen, hatte den Laderegler aufwendig konfiguriert, ein Youtube-Video geschaut und mich anhand der Bedienungsanleitung vergewissert, dass ich alles richtig eingestellt und angeschlossen hatte. Dies alles machte mich sicher, dass nun alles stimmte und lies mich kühn einen erneuten Anlauf wagen.

 

Ich kassierte eine schallende Ohrfeige und es dauerte in der Tat einen Tag, bis ich mich von dieser Niederlage, die ich sehr persönlich nahm, erholte. Dann kam mir eine Idee. Ich fragte Jannis, den Platzwart, ob er ein Voltmeter habe. Meins zeigte nämlich nur Null an. Ich konnte mir eins leihen und fand heraus, dass die Batterie meines Voltmeters leer war. Mit dem Gerät von Jannis gelang es mir zu messen, was die Laderegler, ich hatte zwei an der Zahl, tatsächlich rausgaben. Mein Verdacht wurde bestätigt. Es ist den Geräten egal, was sie anzeigen und was eingestellt wurde. Alle Parameter können richtig gesetzt sein, sie geben einfach die Spannung 1:1 munter durch, die sie vom Solarpanel bekommen. Damit wird das Panel zum Invertergrill.

 

Zufälligerweise hatte ich noch einen Laderegler dabei, den ich, dem Herrn sei Dank, noch nicht zurückgeschickt hatte, da er eigentlich zu schwach ist. Der funktioniert aber. Er lässt sich belehren, behält sich die eingestellten Werte, auch wenn er von der Stromversorgung getrennt wurde und deckelt die Spannung. Von den drei bestellten Geräten funktioniert eins. Also bin ich auch hier wieder billigem Schrott aus China aufgesessen. Das habe ich teuer bezahlt. Inzwischen habe ich mir für mein Voltmeter eine neue Batterie besorgt und kann damit die Spannung überwachen. Läuft.

 

Wenn ich jetzt noch einmal jemanden finde, der mir den Inverter noch einmal lötet, können wir die Anlage endlich in Betrieb nehmen. 


Das radio active Baby

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Um sich die Halbinsel rund um Methana noch einmal bei Tag anzuschauen, fuhren wir mittags noch einmal dort hin, wo es nach faulen Eiern riecht.

 

Im Ort gibt es ein Spa, ein klassizistisches Gebäude mit heißer Quelle vor der Tür. Zu unserem großen Erstaunen, war dieses Bad geschlossen und in einer Gyros-Taverne sagte man uns die Tochter des Hauses: „It is closed this year.“ Meine Frage, ob man trotzdem hineingehen dürfe, verneinte sie mit: „No, it’s not allowed!“

 

Auf mehrfacher Nachfrage gab Sie uns aber den Hinweis auf eine heiße Quelle am Ende der Straße, gegenüber einer kleinen Kirche, zum Meer hingewandt. Wir fanden diese auf Anhieb und es war tatsächlich wie in Island. Eine öffentlich zugängliche heiße Quelle, die aus dem Berg sprudelte und eine Whirlpool-große natürliche Wanne füllte. Wir setzten uns alle rein. Herrlich!

 

Nach einer Weile kam eine niederländische Touristin und sagte uns, dass der Portier des Hotels, indem sie untergebracht war, ihr gesagt habe, dass die Quelle schwach radioaktiv sei und man sich daher maximal zehn Minuten aufhalten dürfe. Die waren um. Um die Mädchen aus dem warmen Wasser zu bekommen, erzählte ich ihnen, dass das Wasser nach einer Weile giftig sei. Verbesserungsvorschläge um Radioaktivität einer zwei und einer sechs Jährigen zu erklären, sind an dieser Stelle sehr willkommen. (Please note the comment section below!). Jedenfalls gelang es mir die Kinder unter erträglichem Geschrei aus dem Wasser zu bekommen. Ich war in der Zwischenzeit im Meer schwimmen gewesen.

 

Neli begann sich etwas um das Baby in ihrem Bauch zu sorgen. Ich dachte daran, dass das eigentlich eine gute Vorlage für einen Marvel-Comic sei: „Während eines Badeurlaub in einer radioaktiven Quelle, wurde der ungeborene Peter Parker radioaktiver Strahlung ausgesetzt. Er entwickelte damit Super Kräfte.“.

 

Da in meinen Kindern auch etwas Förster steckt und sie zu unkontrollierten Wutausbrüchen neigen, stellte ich mir ein Kind im Linda-Format vor, das, einmal in Rage geraten, grün wird, gigantische Kräfte entwickelt, mit Panzern um sich wirft und sich ein pinkelt.

 

Abgesehen davon, dass wir nun bald ein Superbaby haben, wäre es doch nett gewesen, die Information über die Beschaffenheit des Wassers in Form einer Hinweistafel zu teilen, sollte sie sich denn tatsächlich bewahrheiten. Dennoch kommen seit tausenden Jahren Leute in die Heilquellen von Methana und es heißt, dass kurze Aufenthalte der Gesundheit zuträglich wären. Ich persönlich bin seit dem Bad in diesem Jungbrunnen nicht mehr gealtert.

 

Als wir später noch eine Kleinigkeit in der Taverne aßen, korrigierte der Vater die Aussage, und sagte, dass die Therme nächsten Monat wiedereröffne. So sah das da nicht aus.

 

Ich verstehe diese Griechen nicht. Die haben wirklich alles vor der Tür, könnten auch aufgrund der Vulkane einen super Geotourismus sanft betreiben, aber sie tun es nicht.

 

Die Niederländerin berichtete, dass sie zum Frühstück gerne Jogurt gegessen hätte, fragte und wurde mit der Aussage vertröstet, dass es keinen gäbe. Dann fragte eine Frau am Nachbartisch, die Bedienung ging an den Kühlschrank und brachte ihr einen Becher Jogurt.

 

Ich verstehe die Denkweise noch nicht so ganz. Für uns ist es aber angenehm, dass die Orte, die wir aufsuchen echte Geheimtipps sind und nur durch Erforschen entdeckt werden können. Hier gibt es keine überfüllten Strände und keinen Massentourismus. Vieles ist noch sehr ursprünglich hier. Im positiven Sinn.

 

Auch wenn das Geld hier wirklich knapp ist, scheinen sie darauf zu pfeifen, ihr Land, ihre Traditionen und ihre Lebensweise dafür zu opfern.

 

Was wir hier an Industrieanlagen gesehen haben ist längst nicht auf unserem Stand. Jannis klagte bitter, dass zwei seiner Kinder in Athen für 600 € im Monat arbeiten und es auch bei ihm auf dem Campingplatz vorne und hinten nicht reiche. Die Saison sei einfach zu kurz und was dort reinkomme, fresse der Winter wieder auf.

 

Der Druck zur Effizienz kommt scheinbar von außen und entspringt nicht der griechischen Seele. Der Grieche an sich, macht einen weniger getrieben Eindruck als wir das von unseren Landsleuten kennen.

 

Abschied von Epidavros

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Nach über drei Wochen am gleichen Ort war der Tag gekommen, Abschied von diesem herrlichen Fleck Erde zu nehmen.

 

Wir packten den Glamper zusammen und verabschiedeten uns von allen mit, ich muss es zugeben, etwas Wehmut. Zu Jannis ist ein gutes Verhältnis entstanden und auch die Österreicher neben uns, die mit ihren Fahrrädern Gebiete erschließen, die wir gerade so mit dem Auto schaffen, werden uns doch fehlen. Im Heimwerkerladen hatte ich mich schon am Vortag verabschiedet.

 

So schön der Platz unter den Bäumen auch war, so anstrengend war es das Gespann da ohne Kratzer und Macken raus zu manövrieren. Mit trilateraler Zusammenarbeit gelang es. Es war schon heiß, die Sonne brannte durch das Panoramadach des Qashqais und nach der Aktion war ich schon einmal innerlich geduscht.

 

Jannis schenkte den Kindern zum Abschied noch Kinder Bueno und Ü-Eier und wir machten uns auf in Richtung Delphi. Mal sehen, was das Orakel für uns so hat. Delphi liegt auf der anderen Seite des Golfes von Korinth und wir mussten wieder ein ganzes Stück die nördliche Peloponnes westlich bis Patras, wo wir angekommen sind entlangfahren, um entweder den Golf über die nationale Prestigebrücke oder mit der Fähre überzusetzen. Kurz vor das Ausfahrt ist noch einmal eine Mautstation und für die 2 KM haben die Drecksäcke mir noch einmal 8,10 € berechnet. Der gleiche Preis, als ob ich weiter gefahren wäre.

 

Die Fähre ist etwas günstiger, man muss aber warten. Ich wählte diese Option, da Bootfahren bei meinen Kindern tendenziell gut ankommt.

 

Leider dieses Mal nicht. Dia maulte: „Ich will nie wieder Schiff fahren!“.

 

Wir fuhren die Verladestation an wo wir zum nächsten, vergammelten Schiff weiter gewunken wurden. Dort angekommen, winkte ein anderer Mann und wollte uns wieder zurück schicken. Ich beschwerte mich, dass wir eben erst hier her geschickt wurden, und sie sich jetzt mal entscheiden sollen. Schon klar, dass sie ungern 12 m Gespanne haben wollen. Ein kurzes Streitgespräch zwischen den Besatzungen der unterschiedlichen Schiffe fing an, schließlich blieben wir und drehten nicht. Der Fährmann beugte sich zu meinem Fenster runter und stammelte: „OK! You can go. It cost two hundret one.“ Ich sah ihn fragend an.

 

“No. two one.“ Während er eine zwei und eine eins auf die Handfläche gestikulierte. Ich, nach der Aktion mit dem hin und herschicken nicht mehr zu Späßen aufgelegt, entgegnete: „No. That’s the same price like it costs to go over the bridge.”

 

Er, nachgiebig: “Ok. It cost sixteen!”

 

Ich, zufrieden: “Ok.”

 

Das rausfahren war unkompliziert, das runterfahren nicht. Leider sind diese Fähren nur einseitig befahrbar und es wurde mir nicht gestattet auf der leeren Fähre zu wenden. So sollte ich rückwärts wieder runter und eine 50 m lange gerade Linie rückwärts zu fahren ist nicht so einfach mit dem Gespann. Leider nahm der Fährmann Nelis Bedenken nicht ernst, dass wir hinten mit den Stützen aufsetzen. Es knirschte ekelig und nach vielem hin und her und vielen „Listen to me, my friend“, „Links, regks, Go, Go, Stopp, Links, regks, go“ schafften wir es unbeschadet runter zu kommen. Das war die zweite Dusche.

 

Der Magen hing uns in den Kniekehlen und die Stimmung kippte. Zum Glück hatten wir vor dem Einschiffen am Kai jeder noch ein Souflaki gegessen, das war aber ein Tropfen auf den heißen Stein.

 

Es gab da aber nichts. Wir folgten dem Navi und fuhren in eine Auffahrt die plötzlich endete. Ich bekam eine weitere Gelegenheit das gerade Rückwärtsfahren zu üben und musste dieses Mal gute 200 m zurück. Auf dem Rücksitz fing Linda an zu schreien. Als ich sie freundlich bat jetzt mal alle ruhig zu sein.

 

Als ich sie dann nochmal etwas genervt bat, rief sie nur „Nein!“, lehnte sich zu Christina rüber, kniff sie und zog ihr an den Haaren.

 

Es machte wieder „Plopp“. Dieses Mal war es mein, wie ich meinte, robuster Geduldsfaden. Ich hielt an und zog sie aus dem Sitz und stellte sie auf die Straße, bis sie wieder lieb war.

 

Irgendwann gab sie nach und entschuldigte sich bei Christina. Ich schaffte es auch noch die restlichen Meter schlingernd hinter mich zu bringen und wir erreichten die richtige Auffahrt auf die Nationalstraße.

 

Im nächsten Ort sollte es weiß-blaue Häuser geben, wie man sie von Postkarten kennt. Wir hielten den Ort für eine gute Gelegenheit etwas zu essen. Leider gab es keinen Parkplatz und es wimmelte von Motorrädern. Während ich mich redlich bemühte mit der rechten Vorderkannte des Wohnwagens keine Außenspiegel der engparkenden Autos zu rasieren, versuchte mich ein Idiotenduo 18-jähriger auf einem Motorrad rechts zu überholen. Plötzlich waren sie in dem Zwischenraum den die Deichsel ihnen lies und bekamen das Muffensausen. Ich gab leicht Gas um sie nicht zu schnell aus dieser Klemme zu befreien und um das Muffensausen zu verstärken. An einer Kreuzung streifte ich sie ab.

 

Wir entschieden uns auf dem Weg nach etwas essbarem zu suchen, was sich als unmöglich rausstellte. Die Kinder schliefen ein und wir zogen durch.

 

Über eine kurvige Küstenstraße erreichten wir nachmittags den Campingplatz. Ich war durch. Hatte Hunger, Kopfschmerzen und war sau müde.

 

Ich ging zur Rezeption und fand im ersten Stockwerk einen Mann, in beiger Anzughose und gestreiftem Polohemd mit hoher gut gebräunter Stirn und krausen, grau melierten Haaren. Er saß in einem mit lederbezogenem Stuhl in einem Büro, dass gut als 80er Jahre Kulisse für einen erfolgreichen, amerikanischen Geschäftsmann hätte dienen können. Sein Erscheinungsbild passte irgendwie nicht hier her. Er hatte nichts von einem Platzwart. Steuerberater, Finanzbuchhalter oder Privatier, der sein Geld mit Aktien gemacht hat, würde eher passen.

 

 

In gebrochenem Englisch wickelten wir den Check-in ab und ich ging zurück. Als wir den Wohnwagen auf die Auffahrkeile gestellt hatten, kam der Platzwart auf einem Quad und stammelte irgendwas, das darauf schließen ließ, dass ihm diese Position nicht soo recht sei. Er erzählte noch irgendwas von Autostellplatz, was ich aber nicht ganz verstand.

 

Wir rangierten um und stellten das Auto in die nächste Parzelle, da es ohnehin Platz ohne Ende hier gibt.

 

Während Neli kochte, nahm ich eine Ibu, mein Kopf dröhnte, und ging in den Pool um einem großen Kopfschmerzabend vorzubeugen. Es half. Nach dem Essen ging es besser. Die Mädchen gingen noch schwimmen, bis der Poolk schloss.

Der Platzwart fuhr noch einmal mit dem Quad eine Runde und ich dachte, dass ich jetzt einen Eintrag ins Klassenbuch und Hausaufgaben aufbekommen würde. Er drehte aber ab.

Neli zog sich in den Wohnwagen zurück und die Mädchen und ich spielten Halli Galli. Beide wollten heute in der Sitzecke schlafen und freuten sich drauf. Als es dann aber soweit war, gab es eine Meinungsänderung und sie schliefen dann doch in ihren Betten. Um vier wachte ich auf, konnte nicht mehr einschlafen und setzte mich raus, tippte und genoss die Morgenstimmung. Über den Olivenhainen ging die Sonne auf  und die Vögel wurden aktiv.

 

Das Orakle van Delft

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Nach meiner frühmorgendlichen Session legte ich mich noch einmal hin und wurde recht spät geweckt. Das Wetterorakel auf dem Handy hatte sich gewaltig geirrt. Wir hätten vielleicht das richtige fragen sollen. Es scheint, dass die Wettervorhersagen für Griechenland sehr ungenau sind. Ein sich ebenfalls in Elternzeit befindender Frankfurter und ich, spekulierten darüber, ob es vielleicht in Griechenland auch hier an Mess- und Analyseinfrastruktur fehle, weshalb nur mangelhafte Vorhersagen zu Stande kommen. Sei es drum. Das Wetter war jedenfalls schlecht.

 

Auf dem Platz wimmelte es von Holländern und neben uns stand ein liebenswertes holländisches Ehepaar, das so unholländisch daherkam, wie man es sich nur vorstellen kann. Ich habe mir im Laufe der Jahre angewöhnt mit Holländern prinzipiell erstmal Deutsch zu sprechen, da sie es entweder in der Schule oder im Fernsehen besser gelernt haben, als ich jemals Niederländisch sprechen werde. Selbst wenn sie es nicht sprechen, verstehen sie es in der Regel problemlos. Dieses Ehepaar aber nicht. So sprachen aber ein sehr gutes Englisch, dass sie sich, Überraschung, mit Hilfe des untertitelten Fernsehens beigebracht haben, ohne dass sie es zu ihrer Zeit in der Schule vermittelt bekamen. Sehr beachtlich.

 

Als nächstes stach natürlich ins Auge, dass sie nicht mit einem Wohnwagen, sondern einem Dethleffs Wohnmobil unterwegs waren. Es stellte sich aber heraus, dass sie jahrelang mit ihren Kindern Wohnwagenurlaub gemacht hatten.

 

Das Ehepaar hatte eine weiße 125er Vespa huckepack dabei. Während er liebevoll die verchromten Teile polierte, kamen wir ins Gespräch. Er war früher in Holland Motorrad gefahren, hatte dies aber aus Sicherheitsgründen aufgegeben. Ein Mofa war zu schwach für die Berge, mit einem 50er Roller waren sie zu langsam auf den griechischen Autobahnen bei ihren Tagesausflügen, so wurde es eine 125er. Allerdings strengte ihn das sehr an, da er sich voll und ganz auf die Straße konzentrieren musste. Seine Frau frage ihn oft begeistert: „Hast du das gesehen?“, „Nein, ich musste auch die Straße achten.“

 

Ich erzählte ihm von unseren österreichischen Nachbarn vom letzten Platz, die mit ihren E-Bikes erstaunliche Strecken zurücklegte. E-Fietzen ist wohl auch in Holland ein Megatrend, allerdings, uns jetzt kommt es: Die Frau ist Holländerin und hat niemals gelernt Fahrrad zufahren.

 

Das musste ich erst einmal verdauen. So etwas habe ich in meinem gesamten Leben noch nicht erlebt.

 

Man hat von Kletterern ohne Seil, von Königen ohne Reich und Doktoren ohne eigene Doktorarbeit gehört, aber ein Holländer ohne Fahrrad?

 

Wir spielten und puzzelten im Wohnwagen und gingen in den Pool. Nass wurden wir da eh, auch ohne Regen. Zudem hatten wir den Pool für uns alleine. Es hörte auf und ich spielte mit den Mädchen am Wasser, während Neli im Wohnwagen blieb und ein großes Puzzle fertig machte.

 

Wir wollten uns noch einmal Delfi, den Mittelpunkt der Erde anschauen. Mein Vater schrieb, dass bei ihm der Mittelpunkt der Erde sei. Zeus hatte seiner Zeit zwei Adler von den Enden der Welt (ich denke da wo meine Eltern wohnen) zeitgleich steigen lassen, diese trafen sich in Delphi, seitdem gingen die Griechen davon aus, dass dort der Mittelpunkt sei. Wie sie darauf kamen ist mir schleierhaft, denn niemand weiß, ob die Adler gleich schnell geflogen sind, einer Rückenwind hatte, sie gleich alt und gleich stark waren und ob nicht einer zwischendurch mal ein Päuschen gemacht hat oder einer Dame nachgestellt ist, oder falls vom anderen Ufer, er zu seinem Horst geflogen ist. Daraus zu schließen, dies sei der Mittelpunkt der Erde, erscheint mir sehr gewagt. Sei es drum.

 

Im Ort Chrissa, wo der Campingplatz lag, gingen wir auf Tavernensuche, fanden aber nichts offen. Nur Autos mit platten Reifen.

 

Wir fuhren über breite Serpentinen hoch nach Delphi und suchten uns am Ortseingang eine Taverne. Dieser Ort ist voll und ganz auf Touristen eingestellt und daher sind auch traditionelle griechische Gerichte abseits von Souflaki und Gyros zu bekommen. Im Erdgeschoss eines Wohnhauses befand sich ein größeres Zimmer, das mit schwarz-weiß Fotos aus griechischen Filmen im Stil der Don Camilloreihe, dekoriert waren. Für mich sah es aus, als würden diese Filme aus den 50er stammen. Es ist aber auch möglich, dass hierzulande so etwas bis in die 90er Jahre produziert wurde. Hier laufen die Uhren anders.

 

Auf dem großen Fernseher lief eine untertitelte Doku über einen Engländer, der auf einem Pferd Aserbaidschan und Dagestan bereiste und das ganze mit einer GoPro hero filmte.

 

Die Wirtin sprach sehr wenig Englisch und reichte uns die einlaminierte Karte in Englisch gab. Es gab verschiedene Menüs, die mehrere Hauptgerichte enthielten. Dia hatte schon im Auto angekündigt, sie wolle heute nur Spagetti essen. Sonst nichts. Linda pflichtete ihr schnell bei. Wir wählten eines, das Mousaka, Griechischen Salat und Spagetti für 10,50 € enthielt. Sensationell!

 

Um den touristischen Ort selbst herum, gibt es keine Umgehungsstraße und alles drängt sich durch das enge Bergdorf. Die Hauptstraße war gesäumt von Tourishops, Hotels, Restaurants und jede Menge dicht parkender Autos. Ständig lief jemand über die Straße und ich fuhr langsam zum Ortsausgang, wo die antiken Stätten liegen. Hinter mir staute es sich und ein Gehupe fing an. Auch Reisebusse drängten sich durch die Straße.  Wir hielten in Nähe des Museumseinganges, wo sich ein Haufen Schulklassen sammelte. Ein Museum über alte Steine ist für uns nicht so interessant und den langen Aufstieg hoch zum Apollo Tempel und der alten Sportstätte sparten wir uns. Das Ganze hätte uns 24 € gekostet (16 € für Neli, 8 € für den Studi) und Linda lies schon auf dem Weg zum Eingang klagend verlauten: „Mir tun meine Füße weh! Wirklich!“

 

Im Klartext heißt das: „Lieber Papa, könntest du mich bitte die knapp 1000 Stufen nach oben hochtragen, mir ist das zu anstrengend. Wenn ich oben bin, möchte ich auch gerne wieder von der runtergetragen werden.“

 

Wir trafen noch eine Familie vom Campingplatz, die auch Elternzeit hatte, schnackten kurz und fuhren zum Platz zurück. Das Wetter war besser und wir gingen noch eine Runde in den Pool und beobachteten die Schwalben, die im Flug das Wasser wie ein ladendes Löschflugzeug tranken.

 

Delphi gehört zweifelsohne zu den Topsehenswürdigkeiten Griechenlands und zieht jedes Jahr tausende Touristen, besonders aus Asien und Nordamerika an, der Platz hatte eine tolle Aussicht, aber für uns wurde es Zeit weiterzuziehen.

 


On the rocky road to Evia

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Der Weg der zu den Toiletten führte, war steil, steinig und weit. Darum trug ich Linda auf dem Arm. Kurz vor unserer Ankunft wurden die sanitären Anlagen gereinigt und das Wasser lief durch den Eingang zur Treppe hinunter. Ich trug Linda auf dem Arm und Badelatschen an den Füßen. Kurz vor dem Eingang kam ich ins Rutschen und verlor den Halt. Ohne Linda aufschlagen zu lassen, erreichte ich unsanft den Boden.

 

Gegenüber der Auffahrt stand eine Frau putzend und rief mir lachend etwas auf Griechisch zu. Leider verstand ich es nicht und kann nicht sagen, ob es so etwas wie: „Vorsicht! Es ist frisch gewischt und glatt.“ Oder „Hahahahahah, das war witzig. Schaut euch den Idioten an! Du hättest dich sehen sollen, wie du dich auf die Fresse gepackt hast. Schade, dass du das selbst nicht sehen konntest. Könntest du das nochmal machen? Ich würde es gerne auf Facebook hochladen. Besonders mit dem Kind auf dem Arm. Neeeeeee. Ein Bild für die Götter.“

 

Ein Schild: „Vorsicht! Rutschgefahr“ MIT Piktogramm, wäre nett gewesen. Alors, c’est la Gréce.

 

Beim Bezahlen stellte sich heraus, dass die lachende Frau die Frau des Platzwartes war.

 

Ich kam mit einer stöckelnden holländischen Rentnerin ins Gespräch und wir waren uns einig, dass wir mehr Europa, statt weniger brauchen, besonders, was einheitliche Müllentsorgungs- und Umweltstandards angeht. Camping ist der beste Beweis, dass viele Nationen auf engem Raum friedlich zusammenleben können. Streit gibt es nur, wenn jemand die Spülbecken für Wäsche und die Waschbecken für Geschirr nutzt, das Thema Mülltrennung liefert zum Glück in Griechenland keinen Grund für Unfrieden unter den Campern.

 

Wir schafften es unbeschadet aus unserer Parzelle raus zu manövrieren und mussten wieder die gleiche enge Straße durch Delphi durch, nur dieses Mal mit Gespann. Aber wenn Reisebusse das schaffen, schaffen wir das auch. Wir haben unsere Pläne nach Volos und die Halbinsel Pilio zu besuchen vorerst aufgegeben. Das wäre eine lange Fahrt, die uns verloren geht und im Auto nur zu Unfrieden führt. Durch Zufall sind wir im Internet auf die Insel Evia gestoßen. Nebenbei nach Kreta zweitgrößte Insel des Landes. Für Touristen aber nach wie vor ein Geheimtipp und an Ursprünglichkeit kaum zu überbieten. Für uns hieß das aber bessere Straßen und kürzer im Auto. Vor der Insel, die mittlerweile mit einer kleinen, kaum wahrnehmbaren Brücke verbunden ist, liegt Chalkida. Wir wären gerne ausgestiegen, hätten etwas gegessen, es gab eine Elektrowerkstat, die sicherlich die Widerstände des Wechselrichters innerhalb unserer Pause hätten machen können, aber es gab zum einen keine Parkplätze, der Hauptgrund aber, warum wir mit nur einem quickstop am Supermarkt für Fanta für den Weltfrieden die Stadt schnell verließen, war die Mittagspause, die alle Geschäfte fest verschlossen hielt und man außer im Supermarkt nirgendwo hinein kam.

 

Bis zur Insel waren die Straßen gut, danach wurde es bergig und kurvig. Auf den Bergen, die wir von der Straße aus sehen konnten, lag teilweise noch Schnee. Während der Fahrt hörte ich immer wieder beunruhigende, knarrende Geräusche, meine Familie versicherte mir aber, dass dies immer so klänge, wenn wir mit dem Wohnwagen unterwegs seien. Durch heftige Serpentinen die hoch und runter gingen wurde dem Auto viel abverlangt und ich gab mich vorerst mit der Antwort zufrieden, zuckte aber innerlich bei jeder kräftigen Bodenwelle, von der es die ein oder andere gab. Teilweise sah es aus wie in den Alpen, teilweise waren die Flussbetten ausgetrocknet und die roten Felsbrocken, die von den steilen Kanten auf die in den Berg getriebenen Straße gefallen waren, erinnerten stark an Afrika.

 

Unter lautem Geächze des Gespanns kamen wir im kaskadenartig angelegten Badeort Agia Anna (Sankt Anna) an und standen vor einem geschlossenen Tor. Der Platz ist nicht im ACSI-Campingführer und wir haben ihn nur durch Zufall auf der ADAC-Karte entdeckt. Auch findet man ihn nicht unter den ADAC-CampCard Hinweisen. Auf der Internetseite stand aber, dass er ab erstem Mai geöffnet sei. Dies stimmte nicht.

 

Ein junger Grieche, in Arbeitskleidung kam ans Fenster und sagte uns, dass wir zwar bleiben könnten, sie aber offiziell noch nicht geöffnet haben. Schwimmen sei möglich, aber auf eigene Gefahr. Es gäbe bisher keine Aufsicht. Bar, Restaurant und Animation seien geschlossen und öffnen erst am Freitag. „Alles klar, Chef! Machen wir!“

 

Außer uns waren noch drei Campingbusse mit Franzosen da, die aber am nächsten Morgen zeitig fuhren, so hatten wir das ganze Ressort für uns alleine und wir mussten nicht um 5 Uhr aufstehen, um unser Handtuch schon einmal auf den Liegestuhl am Pool zu legen.

 

Das Ressort erwies sich als echter Glücksgriff. Es gibt hier vier Swimming-Pools mit unterschiedlicher Wassertiefe und wir haben eine große Parzelle. Die sanitären Anlagen sind gut, aber waren noch nicht gereinigt. Auch könnten vor der Saison noch die eine oder andere Reparatur vorgenommen werden. Insgesamt wunderten wir uns auch, wie alles innerhalb von drei Tagen gefechtsbereit gemacht werden soll. Wir bauten das Vorzelt alle gemeinsam auf und gingen in den Pool, der herrlich warm war. Linda stieg mit den Worten: "Ich bin froh, dass wir was zu essen mitgenommen haben." aus dem Pool.

Mit der Insel hatten wir den Hochsommer erreicht. Tagsüber sind es jetzt immer +/- 30 Grad und die Sonne brennt schon zum Frühstück heiß.

 

 

 


Wieso?

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Wieso?  Ist zur Zeit Christinas lieblings- und Standardfrage. „Wieso hat der Mann gerade …?“ „Wieso musste der Teufel aus dem Himmel weg gehen?“ „Christina, komm bitte! Wir wollen essen!“ „Wieso?“

 

„Setzt dich bitte beim Essen hin!“. „Wieso?“

 

 

 

Viele dieser Fragen sind einfach nur nervig und ohne vorheriges nachdenken einfach mal so aus Gewohnheit von ihr gestellt. Andere sind wirklich so geistreich, dass es mir oft schwerfällt, darauf eine Antwort zu finden. Systematisiert man allerdings die bloße Fragerei zu einer logischen Verkettung, gelang man schnell in den Bereich des Qualitätsmanagements zu den 5 Whys oder 5-W Methode zur Ursachen-Wirkungsbestimmung genannt. Ziel ist es einem Problem auf den Grund zu gehen und nicht nur die Symptome zu behandeln. In unserem Fall hieß das: „Wieso ist der Gasanschluss undicht?“, weil der Gaskasten auf die Leitung drückt. „Wieso drückt der Gaskasten auf die Leitung?“, weil sich der Wohnwagenaufbau vom Fahrgestell gelöst hat. „Wieso hat sich der Aufbau vom Fahrgestell gelöst“, weil das Holz an dem es befestigt war morsch geworden ist. „Wieso ist das Holz morsch geworden?“, weil es vorne rechts einen Riss von einem früheren Kollisionsschaden gab, der nicht ordentlich abgedichtet wurde. „Wieso wurde es nicht richtig abgedichtet?“, weil einer der Vorbesitzer, der das verursacht hat anscheinend ein Dappes war.

 

Auch ohne den letzten Grund, sind wir nun an der Wurzel des Problems. Unser Glamper ist ansich solide gebaut und „old, but gold“ aber Wasser und Holz ist nicht so gut. An der Stelle an der das Auto Regenwasser aufwirbelt und gegen den Wohnwagen schleudert ist Wasser eingedrungen und hat unter der Sitztruhe das Holz brüchig gemacht. Was tun? Selber repaieren, würde mich hier wertvolle Urlaubszeit kosten, ich würde wieder von Geschäft zu Geschäft tingeln, bis ich die Teile zusammen habe und nachher muss ich wieder nachbessern. Auch in Griechenland muss es geschickte Schreiner geben. Ich machte mich also zunächst auf die Suche nach einem Schreiner und behielt die diy-Variante als Plan B in der Hinterhand. Werkzeug hatte ich grundsätzlich, samt Stichsäge, dabei, Balken ebenfalls.

 

Ich ging mit niedrigen Erwartungen zur Rezeption um nach einem Schreiner zu fragen und traf auf eine aufgeweckte, sehr kompetente griechische Rezeptionistin die sehr gut Englisch sprach und, die Bemerkung sei gestattet, eine Traumbesetzung für diesen Job hier ist. Sollte ich irgendwann einmal meinen eigenen Campingplatz betreiben, werde ich nach dieser Art Personal ausschauhalten. Sie schlug mir vor, dass zunächst ihr Hauspersonal für Instandhaltung einen Blick darauf werfen könne, um einzuschätzen ob sie es selbst können oder einen Handwerker aus der Umgebung zur Hilfe rufen sollten. Kurze Zeit später erschien an unserer Parzelle eine Mitarbeiterin des Rezeptionsteams mit einem Platztechniker und übersetzte aus dem Englischen ins Griechische. Dieser Techniker war allerdings nicht darauf spezialisiert und meinte, dass müsse geschweißt werden. Kurze Zeit später erschien daher die gleiche Dame mit einem deutschsprechenden Schweißer. Er begutachtete das Problem und sagte, dass am Rahmen und den Metalverstrebungen alles in Ordnung sei und das Holz lediglich neu verschraubt werden müsse. Schweißen sei hier zu gefährlich. Dies deckte sich mit meiner ersten Einschätzung und ich war froh darin bestätigt worden zu sein. Der Schweißer stieg in seinen alten Nissan Pickup und lies mich mit erneut mit der Frage zurück: „Selber machen oder Schreiner suchen?“

 

Ich dachte, ein Schreinermeister Fink wäre jetzt der Mann der Stunde. Aber auch hier muss es ein griechisches Pendant dazu geben und der Weg zu ihm führte entweder über die Rezeption oder eine Bar im nächsten Ort.

 

Die Rezeptionistin, wie immer auf Zack, hatte einen Schreiner an der Hand und versprach mir diesen zu kontaktieren. Zudem empfahl sie mir einen Elektroniker im nächsten größeren Ort für den Wechselrichter, den ich angesichts der hohen Temperaturen gerne für die restliche Reise hätte.

 

Vorerst gab es hier außer Pool nichts zu tun. Es war ohnehin Mittagszeit. Wir schwammen und fuhren dann mit dem Auto die zwei KM die Straße runter um in einer Taverne ein Gyros zu essen, was Dia mitlerweile als bevorzugtes griechisches Essen angenommen hat. Das Essen, abgesehen vom Gyros, war das teuerste seiner Art, was wir auf der Reise bisher gesehen haben und so blieb es beim Gyros. Es war heiß und es zog uns zurück an den Pool. Auf dem Weg fuhren wir am Hafen entlang. Mein Ziel hier ist es noch einmal mit einem griechischen Fischer früh morgens rauszufahren und vor dieser Kulisse Fotos seiner Arbeit zu schießen. In einer abgehenden Seitenstraße fand ich einen originalen griechischen Fischer, der seine Netze flickte. Da ich nicht Jesus bin und ihm sagen konnte: „Folge mir nach, ab heute sollst du Menschen fischen!“, ging ich auf ihn zu und begrüßte ihn mit: „Kalimera“, was er mit „Geia sas“ (Hallo) erwiderte. Der Fischer war nicht nur rein äußerlich ein wahrer Grieche, er sprach die Sprache auch anscheinend perfekt und akzentfrei, soweit ich das beurteilen kann, leider aber keine Sprache, die ich auch spreche. Somit war es nicht möglich eine gemeinsame Fang Tour zu vereinbaren. Schade Schokolade.

 

Die Mittagshitze trieb uns zurück an den Pool. Mit dem Versprechen noch ein Eis zu essen, konnte ich die Mädchen dazu locken, noch einmal in den größeren Ort mit zu kommen. In dieser Gegend sollte man sich nicht auf das Navi verlassen. Entweder es kennt die Straßen gar nicht und gut ausgebaute Straßen werden als graue Fläche angezeigt, oder es weißt die letzten Buckelpisten als Straßen aus.

 

Letzteres passierte an diesem Abend. Ich lies mich dazu verleiten meinen Verstand auszuschalten und dem Gerät zu vertrauen. Es führte uns über einen Pfad, der auch für isländische Verhältnisse schlecht gewesen wäre und unserem SUV viel abverlangte. Mit einem Golf hätten wir mehrfach aufgesetzt und wären sicher nicht den steilen Berg auf rollendem Schotter hochgekrochen gekommen.

 

Oben angekommen fragte Dia gelangweilt: „Wieso bist du überhaupt diese schlechte Straße hochgefahren?“. Ich, mich verteidigend: „Weil mir das Navi das so angezeigt hat.

 

Dia, seufzend: „Naja.“

 

Die Tanknadel hatte den linken Anschlag erreicht und ich rechnete damit, an einer der nächsten Berge einfach mit einem Husten stehen zu bleiben. Vorsichtshalber stellte ich alle unnötigen Verbraucher ab, was auch das magische Baumhaus betraf. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis wir eine Tankstelle fanden. Erleichtert bog ich von der Straße ab und steuerte den Qashqai über die doppelt durchgezogene Linie auf die andere Seite. Vor einer Hütte saß eine Gruppe älterer Leute im Kreis. Eine ältere, rundliche Frau stand auf und kam auf mich zu. Sie sprach kein Englisch. Sie wies mich an die Menge auf die verdreckte Heckscheibe zu malen. Da der Sprit dort ziemlich teuer war, schrieb ich „15 L“ in den rostbraunen Staub, fragte aber, ob ich mit Karte zahlen könne und zeigte die VISA. Sie verneinte es und verwies auf die Richtung Limni. „Na toll!“

 

Dem Herrn sei Dank, schafften wir es aber zu einer Shell und tankten gleich mal 20 Liter. Beruhigt ging es weiter. Das wäre das letzte gewesen, was ich an diesem Abend machen wollte: Ohne Sprit in der griechischen Pampa auf den ADAC warten.

 

Der Fischerort Limni ist, wie man es von einem Fischerdorf erwartet, am Meer. Es geht erst steil eine breite Kurve den Berg herab und plötzlich wird es zwischen den Häusern sehr eng. Vor einer Taverne fanden wir einen Parkplatz und ich fragte zwei jünger aussehende Frauen, nach dem Geschäft, das mir die Rezeptionistin empfohlen hatte. Sie kannte es, zeigte es mir direkt und erklärte mir, das Mittwoch nachmittags die Geschäfte geschlossen seien. Montag und Samstag ebenfalls. Sonntag ist ganz zu. Die Taverne gehörte ihrem Bruder und wir setzten uns hinein um eine Pizza zu essen. Ihr Bruder und die Frau, waren sich unsicher, ob dieses Geschäft das reparieren könne, allerdings gäbe es um die Ecke einen Techniker, der es sicher machen könne. Morgen sei er wieder da und wir sollten um 10 Uhr kommen. Sie würde mit uns dort hin gehen. Wir fragten gleich noch nach einem Schreiner. Wir tauschten Nummern aus, und sie wollte sich melden, wenn sie etwas neues in Erfahrung bringen würde. Ihr Name war Iota. Für alle die wie ich stets in Mathe mit griechischen Buchstaben zusätzlich verwirrt wurden, ohne, dass diese einmal vernünftig erklärt wurden oder es eine Liste dazu gab, hier die Erklärung: Iota entspricht unserem i. Mir kam das bekannt vor und ich wunderte mich, dass hier Buchstaben als Vornamen fungieren. Naja, Linda hat Dia in den ersten Monaten, wo sie begann zu sprechen auch „i“ genannt. Fragte man sie: „Linda bist du das Baby?“ antwortete sie mit ca. einem Jahr: „Neiiinn, I das Baby.“ Später wurde es dann „Gita“, dann „Kiskina“.

 

Iota verabschiedete sich.

 

Die Pizza war sehr gut und Dia wollte immer noch ihren Sirtaki tanzen. Also fragte ich den Bruder, wo man hier Sirtaki tanzen konnte. „This here is the best place for it!“ sagte er und schmiss Youtube an. Die beiden kleinen Mädchen tanzten einen Sirtaki, wie man ihn von hier bis Thessaloniki sicherlich noch nicht gesehen hat. Ältere Damen, die sich inzwischen eingefunden hatten, schauten neidisch zu.

 

Dia hätte das gerne mit einer Folkloregruppe gemacht. Diese Gelegenheit hat sich bislang noch nicht ergeben.

 

Linda schlief im Auto kurz ein, damit war der Akku wieder voll und es dauerte lange, bis wir endlich alle schliefen.

 

 

 

Dia tanzt einen Sirtaki


Unverhoffte Hilfe

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Wir stellten uns einen Wecker und schafften es trotzdem nicht rechtzeitig zum vereinbarten Treffen. Von unterwegs riefen wir Iota an und verschoben unser Treffen um eine halbe Stunde.

 

An der Taverne angekommen, war sie noch nicht dort und wir gingen in einen Elektroladen um eine Mückenlampe zu kaufen (dazu später mehr). Die Verkäuferin sprach kein Englisch, aber dank translate.google zeigten wir ihr auf dem Handy, was wir wollten und wurden sofort fündig. Ich muss sagen, dass ich mein Glück etwas überstrapazierte, als ich fragte, ob es noch einen 12 V Überspannungsschutz gäbe. Sie rief, ich nehme es an, ihren Mann an. Dieser wollte wissen was ich benötigte und ich erklärte ihm die Sache mit dem Laderegler. Er fing sofort an mich zu belehren. „Verdammt!“ durchzuckte es mich, „Ich bin an einen Elektrowichtigtuer geraten. Das kenne ich von Zuhause. Wie komme ich aus der Nummer wieder raus?“. Der Mann versuchte mir am Telefon sofort zu erklären, warum das alles nicht sein könne, ohne mir im Geringsten zu zuhören. Mein Problem sei definitiv ein anderes. Ich, professionell und ruhig, im Umgang mit schwierigen Kunden erprobt, versuchte das Problem erneut zu erklären und verwies auf die bisherigen Erfahrungen mit den Ladereglern. Ohne Erfolg. Er versuchte mich erneut dicht zu labern. Ich zog den Colt und fragte, ob er einen 12 V Überspannungsschutz habe. Nun war er in der Ecke. Er hatte keine Chance mehr der Situation zu entkommen. Die Luft aus der Klugscheißertüte war raus, mehr hatte er nicht. Am anderen Ende der Leitung hörte ich, wie die Luft endgültig entwich: „No, I don’t have such a thing.“ „Thank you!“, sagte ich erleichtert.

 

Wer gerne einmal diese Urlaubserfahrung nachempfinden möchte, aber aus Zeit oder Geldgründen nicht den besagten Laden aufsuchen kann, dem empfehle ich den Elektro Shop in der Silhöfertorstraße in Wetzlar. Der Kunde sollte aber nach Betreten des Ladens nicht sofort mit einem Auftrag drohen, da dies zu heftigen Abwehrreaktionen führen wird, an deren Ende der Ungeübte frustriert den Laden ohne das gewünschte Ersatzteil verlassen wird. Einmal betrat ich den Laden und fragte nach einem Zugschalter für eine Bad Lampe. Hätte ich mich damals von dem ersten „Nein, also sowas haben wir hier nicht.“ Einschüchtern lassen, stünde ich noch heute im Dunkeln und mein Bart wäre auf Dumbledor-Länge gesprossen. Nein, ich bewies Hartnäckigkeit und fragte, nach einer Alternative. Mit einem Griff unter den Ladentisch holte er schließlich exakt das gleiche Ersatzteil hervor. Damals schaffte ich es aber noch nicht mich der Belehrung zu entziehen, dass dieser Schalter nur von einer VDE-zertifizierten Fachkraft installiert werden dürfe. Ich winkte einfach ab und sagte: „Ja, Ja! Habe ich.“ Seit heute vermute ich, dass Klugscheißerei zum Zunftethos gehört.

 

Iota rief uns auf dem Handy an und wir konnten den Laden schneller verlassen. Sie hatte den Elektroniker ausfindet gemacht, wir sollten uns aber beeilen, da er gerade auf dem Weg zu einem Kunden war. Iota stellte ihn mir als Costas vor. Ich zeigte ihm das defekte Gerät und die ausgelöteten kaputten Widerstände aus Athen. Er nickte, lies aber übersetzen, dass er die Teile nicht da hätte und sie erst in Athen bestellen müsse, was drei Tage dauere. Ich willigte ein. Eine Frage blieb offen: „Was Costas?“

 

Wir unterhielten uns noch etwas mit Iota. Ihr richtiger Name ist Pannaiota, was die Mutter Christi beschreibt. Also eine Abwandlung von Maria. Sie hat drei Kinder und arbeitet in einem Hotel. Ihre Kinder sind aber schon etwas größer. Der Ort Limni hatte einmal über 1.500 Einwohner. Die meisten jungen Leute hat es arbeitsbedingt nach Athen verschlagen und die alten werden immer weniger. Heute leben noch 657 Einwohner in dem Ort.

 

Sie zeigte uns noch ein Eisenwarenladen, für unser Moskitonetz und verabschiedete sich.

 

Wir versuchten unser Glück, es war aber nicht das richtige dabei.

 

Es wurde immer heißer und wir schauten mal nach einem Strand. Diese Seite der Insel ist aber strandtechnisch nicht so super. Eine schlechte Straße führte an der Küste entlang hoch zu einem Kloster. Das Kloster war geschlossen und die Kiesstrände lagen in der prallen Mittagssonne. Wir fanden einen Spielplatz, der schon bessere Zeiten gesehen hatte, aber ein paar Geräte waren noch brauchbar und die Mädchen genossen die Schaukel. Ein Mittagsschlafversuch von mir wurde von Linda beendet, die sich freute, dass der Papa doch da ist und sie anschubsen kann.

 

Wir bevorrateten uns noch im Gemüseladen und in der Bäckerei und fuhren zurück zum Platz. Die Rezeptionistin verkündete mir, als sie mich sah, dass der Schreiner hier sei und sie bereits mit ihm gesprochen habe. Da waren super Neuigkeiten. Es war aber Mittag und ich konnte ihn nicht finden. Wir machten erstmal Kaffee und aßen Kuchen und Kekse aus der Bäckerei, wobei Linda ihren Schokokeks erstmal in den Sand warf, aber dank einer helfenden Mutter den gespülten Keks doch essen konnte. Ich unternahm einen weiteren Versuch den Schreiner zu finden. Meine Frage, wie der Schreiner aussähe, beantwortete die Rezeptionistin mit: „He has dark hair, a beart and is a bit chubby.“ Diese Beschreibung grenzte den Kreis der in Fragekommenden auf ca. 12 ein, ziehe ich die Frauen und die Hilfskräfte aus Bangladesch ab. Ich fragte alle, auch den Bangladeschi mit dem Batman T-Shirt, ob sie der Schreiner seien, fragte mich durch das Restaurant, fragte den Klempner und den Elektriker. Bis endlich der Klempner, namens Jorgos, auf einen geparkten Pick-Up zeigte und sagte, dass dies das Auto des Schreiners sei. Das klang gut. Kurze Zeit später kam auch er in einem anderen Auto. Ich hatte ihn vorher noch nicht gesehen, aber er war eindeutig als Schreiner zu erkennen, da er einen Bleistift über dem rechten Ohr geklemmt trug. Sein Haar war grau meliert, der Bart etwas mehr. Kräftig war er aber.

 

Er schaute sich den Schaden an und holte seinen Pickup. Letztendlich schraubte er nur ein Kantholz mit Spaxschrauben rein, aber es ist alles stabil und wird auf jeden Fall bis Zuhause halten. Dann muss ich da wohl noch einmal ran. Für seine Hilfe wollte er kein Geld, wir schenkten ihm aber den Liter kretisches Olivenöl von Angelika aus Athen. Dieses nahm er zögerlich aber dankbar an. Neben uns steht ein holländisches Ehepaar. Er kam sofort dazu, als er sah, dass hier was gebaut wird und brachte ein Holzfeuchte Messgerät mit. Ich weiß nicht, warum er das dabei hatte aber es war sehr praktisch. Damit fanden wir auch heraus, dass unter der Spüle noch von der leckenden Pumpe Feuchtigkeit zurückgeblieben ist. Morgen kommt da das Laminat im Schrank raus.

 

Deutlich erleichtert, dass das Problem vorerst behoben ist, gingen wir zum Pool und schwammen ein paar Runden. Neli fing irgendwann an Reisgemüse zu kochen und ich spielte noch etwas mit den Mädchen und duschte dann mit ihnen. Es gibt hier super Vater-Kind Duschen mit herrlich heißem Wasser. Allerdings schwankt die Temperatur häufig nach oben und Linda wurde es schnell zu heiß, sie bekam aber bald den Dreh heraus, wie sie das selbst regulieren kann. Dia kam dazu und ich lies die beiden noch etwas allein duschen, was sie dem Quieken nach, sehr genossen. Wir aßen zu Abend und lasen noch etwas vor. Dia schlief nach der Geschichte von Josua und den Mauern von Jericho ein. Morgen werde ich ihr die noch einmal vorlesen, weil ich nicht weiß, wann genau sie eingeschlafen ist.

Ich bin sehr dankbar, dass der Herr uns die richtige Hilfe geschickt hat.

 

 

 



Abschied von Evia

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Wir waren nun doch zwei Wochen in Evia und haben dort sehr nette Menschen getroffen. Der Abschied fiel daher schwer. Um dem Wohnwagen den beschwerlichen Ritt über die Straßen zurück zu ersparen, wählten wir die Fähre. Obwohl es eine kurze Überfahrt war, langten die Betreiber für das Gespann richtig zu. Wir zahlten 54 €. Allerdings gerieten wir an den folgenden Mautstationen an freundliche Mitarbeiterinnen, die mit einem Blick auf die Kinder die günstigste Kategorie, statt der üblichen teuersten, wählten. So glich sich das Ganze schließlich aus.

 

Wir hatten uns mit Giorgos und Alison, der griechisch-englischen Familie in ihrem Wohnort Nea Peramos verabredet.

 

Bis wir ankamen, war es aber spät. Giorgos fing uns an der Hauptstraße ab. In einer geteilten Abzweigung vor seinem Haus parkten wir und verbrachten die Nacht im Wohnwagen. Es war heiß. Als ich die Tür kurz zum Lüften aufmachte kam eine ganze Kompanie Mücken herein. Es dauerte lange, bis wir die meisten erwischt hatten und wieder schlafen konnten. Es war nicht mehr viel Nacht übrig.

 

Am nächsten Morgen hatten wir einen Termin in Athen in der deutschen Schule. Wir wollten uns einfach mal die Möglichkeiten einer Privatschule dort ansehen. Leider führte uns das Navi irr und wir kamen mit einer halben Stunde Verspätung an. Die Leiterin der Kita nahm es entspannt und disponierte um und wir bekamen noch alles zu sehen.

 

Sehr beeindruckend.

 

In der Mall gegenüber gab es gutes Essen zu vernünftigen Preisen und wir deckten uns auch gleich mit einem neuen Mückennetz ein. Linda hatte sich in das bisherige eingewickelt und war dabei gestürzt.

 

Gegen Nachmittag erreichten wir wieder Nea Peramos und gingen mit Giorgos und Alison zu einer Schulaufführung in der lokalen Schule. Man muss sagen, dass es schon leichte Unterschiede zu der Privatschule vom Vormittag gab. Aber dennoch scheint es dort viele Möglichkeiten zu geben. Die Kinder liefen in alt-griechischen Gewändern für die Aufführung verkleidet herum und ich fragte Alison, ob dies die Schuluniformen seien. Sie begann eine umständliche Erklärung, bis sie merkte, dass das ein Witz meinerseits war. Die beiden betreiben eine englische Sprachschule. Die Schulbildung, was Englisch angeht, ist in Griechenland wohl nicht soo gut. Daher ist es üblich, dass der Grieche an sich, sich privat weiterbildet.

 

Mit den drei Kindern Rebecca, Petrus und Corelia gingen wir in den Ort. Von der Hauptstraße sieht der Ort aus, als ob es dort nichts Liebenswertes gäbe. Am Meer sieht das anders aus. Es gibt einen schönen Hafen und eine Promenade. Giorgos bestand darauf uns einzuladen und wir tranken zuerst etwas in einer Bar. Später zogen wir um und gingen zu einem Restaurant wo es Souflaki und weitere typisch griechische Gerichte gab. Giorgos bestellte großzügig allerlei Vorspeisen. Corelia war auch in ihrer Nein-Phase. Nur heißt das in Hellas „óchi“. Es gibt sogar einen Nationalfeiertag, den 28. Oktober. Das ist der Nein-Tag. Als am 28. Oktober 1940 die Italiener den herrschenden Militärdiktator General Metaxas aufforderten zu kapitulieren, schrieb dieser lediglich ein Telegramm mit „“òchi“ zurück. Im Folgenden bekamen die Italiener ziemlich einen auf die Mütze. Die Griechen können, wenn es darauf ankommt recht wehrhaft sein. Ich werde diesen Tag dieses Jahr mit Linda feiern. Ich werde mein Griechenland T-Shirt anziehen, Linda Dias Hellas Basecap aufsetzen und wir werden alle Fragen kategorisch mit „Nein!“ beantworten. Für Sie sollte dies keine große Umstellung bedeuten. Ich werde den Tag feiern.

 

Corelia tat das Gleiche. Jede Frage der Eltern wurde mit „Òchi!“ beantwortet.

 

Linda freute sich über Petrus und am nächsten Morgen war ihre erste Frage, ob Petrus schon wach sei. Da hat Petrus einen richtigen Fan hinzugewonnen.

 

Die Nacht war nicht so heiß und wir hatten auch keine Mückenplage mehr.

 

Wir schauten uns mit Jorgos noch einiges im Ort an, da unser Auto gerade für 5 € komplett innengereinigt wurde, was nach Lindas Pissattacken dringend nötig war, drängten wir uns alle in Giorgos Citroen Picasso.

 

Vor einiger Zeit hatte eine Flutwelle einige Boote an Land gespült. Leckgeschlagen lagen sie nun immer noch dort und verwitterten. Es war heiß und von der Raffinerie in Ephesina kam ein unangenehmer Geruch herüber. Es wurde Zeit. Wir verabschiedeten uns und nahmen die Autobahn Richtung Akrata. An der Mautstation begrüßte mich die Kassiererin mit „Jassas!“. Ich: „One Big Mac and two Cheeseburger, please.“

 

Sie blickte mich entgeistert an und verstand mich nicht. Ich zahlte den Betrag von drei Sparmenüs, musste aber das Drive-in hungrig verlassen.

 

Es regnete etwas. Eine willkommene Abkühlung. Der Platz in Akrata war sehr gepflegt und eindeutig für westeuropäische Camper ausgerichtet, die entweder gerade aus Patras angelandet kamen oder ihre letzte Station vor der Fähre dort machen. Ich ging durch den nun stärker gewordenen Regen durch bis zum Restaurant, wo ich Harry und Renate, unsere fahrradaffinen österreichischen Nachbarn aus Epidarvros überraschte. Wir wussten, dass es die letzte Station von ihnen war und sie gaben uns auch den Tipp für diesen Platz, der nicht im Acsi-Führer steht.

 

Die beiden freuten sich uns zu sehen und nach dem Aufbau saßen wir eine ganze Weile beisammen und unterhielten uns. Als Tagesangebot gab es ein Lamm aus dem Holzkohleofen, was wir uns alle schmecken ließen.

 

Für den nächsten Morgen stand die Zahnraddbahn auf dem Plan. Bis wir aber mit allem fertig waren, war es Mittag. Wir kauften ein Ticket und hatten noch viel Zeit, bis der nächste Zug kam. Wir aßen noch Fallafel und Gyros und ich schaute noch einmal, ob es doch möglich sei den Inverter komplett reparieren zu lassen. Zuerst schien es als spräche in diesem Ort niemand auch nur ansatzweise Englisch und ich wollte gerade resigniert aufgeben, als ich ganz in der Nähe des Autos einen Laden fand der anscheinend Sat-Anlagen einrichtet. Im Schaufenster standen verblichene Kartons verschiedener Elektrogeräte. Ich betrat den Laden und sah durch die Tür im Hinterzimmer Messgeräte stehen. Hier war ich richtig. Der Inhaber sprach Englisch und ich schilderte ihm das Problem. Er sagte mir, dass ich am späten Nachmittag wieder kommen könne und er schauen wolle, was er tun könne.

 

Die Tour mit der Bahn lohnte sich. Von der Autobahn aus, hatten wir zwar gesehen, dass es da ein paar Berge gibt, hatten aber nicht einmal ansatzweise eine Vorstellung davon welche Schönheit sich hinter den Felsen verbarg. Von dem kleinen modernen Bahnhof, der mich an Schladming erinnerte, kam ein moderner Zug mit blaubezogenen Sitzen. Innen war es angenehm kühl. Wir fanden eine Sitzgruppe und das keinen Moment zu früh. Als wir saßen drängte eine israelische Reisegruppe mit viel Getöse herein und drängte sich auf den restlichen Sitzen. Die Strecke wurde auf enger Spur in den Felsen getrieben und durch Tunnel und über Brücken führte eine schmale Spur hoch in die Berge. Die Felswände waren imposant und erinnerten mit den Sandsteinformationen an den Grand-Canyon oder das Gorge des Ardeche. Adler kreisten über uns und neben der Bahn floss reißendes Wasser. Vor der Hochebene wurde Landwirtschaft auf, für griechische Verhältnisse, großer Fläche betrieben. Wer diese Fahrt ohne fußfaule Kinder unternimmt, dem sei empfohlen hoch zu fahren und runter zu laufen. Ein gelungener Abschluss der Griechenlandreise. Leider hatten wir den letzten Zug hochgenommen, was bedeutete, dass er zugleich der letzte Zug hinunter war. Mit einer viertel Stunde Pause, die wir für zwei Milchshakes und zwei Espressi nutzten, ging es wieder hinunter. Es wäre sicher noch schön dort oben gewesen, allerdings wäre bei der Hitze und unserer Konstellation nicht mehr als 100 m drin gewesen. So war es schön die Strecke vom Zug aus zu sehen.

 

Unten angekommen fragte ich beim Elektroniker nach. Er konnte feststellen, dass zwar die gelöteten Widerstände funktionierten, weitere jedoch ebenfalls betroffen seien. Diese habe er aber nicht vorrätig. Er wollte für seine Dienste Partout nichts haben. Ich bedankte mich und wir gingen in den nahegelegenen Supermarkt. Lindas Geburtstag stand vor der Tür und wir brauchten noch Tortenboden und Erdbeeren. Im Markt gab es dies alles. Ein absoluter Glücksfall. Tortenboden bekommt man hier nicht an jeder Ecke.

 

Auf dem Campingplatz trafen wir Harry und Renate und wir gingen ins Meer. Der Stand war malerisch. Kies aber super. Wir verbrachten den Abend am Strand. Die zweijährige Linda kam noch zu uns ins Bett, ich kuschelte sie bis sie einschlief, dann trug ich sie ins Bett zurück.

 

Neli war früh wach und bereitete die Torte vor und hatte schon den Tisch draußen aufgebaut. Ich stand auf und half ihr, pustete Luftballons auf und hängte sie an eine eilig gespannte Wäscheleine. Linda stand auf und ging gleich zu den Geschenken. Neli spielte auf der Ukulele „happy birthday“ und wir aßen die Erdbeertorte. Später war noch viel übrig und die deutschen Nachbarn von Nebenan kamen dazu. Wir verabschiedeten uns mit einem Stück Torte von Harry und Renate und gingen noch einmal schwimmen. Es war sehr heiß und wir warteten auf eine Schule Delfine, die ein Deutscher auf dem Weg gesehen hatte. Vergeblich. Das Wasser war herrlich, doch trotz eines relativ kurzen Aufenthalts am Strand verbrannte ich mir die Schultern.

 

Es war jetzt spät geworden und es wurde langsam knapp. Fähren warten nicht. Wir zahlten und fuhren los. Kurz vor knapp erreichten wir den Hafen in Patras und fuhren durch das Tor. Dort bemerkten wir, dass wir unser Kennzeichen verloren hatten. Für Suchaktionen oder eine Anzeige bei der Polizei war es zu spät. Als letzte fuhren wir auf die nicht ausgebuchte Fähre. Das Wenden und einparken funktionierte dieses Mal gut. Als die Laderampe zuging, rief Onkel Ojaja an und gratulierte Linda zum Geburtstag. Neli kontaktierte Renate und bat sie nach dem Schild Ausschau zu halten. Wir gingen an Deck und aßen draußen. Die Fähre war nicht so modern wie die auf der Hinfahrt und unsere Schlüsselkarten für das Campingdeck funktionierten nicht. Wir mussten mehrfach mit dem Personal die Türen öffnen. Es war trotz geöffneter Tür warm. Irgendwann gelang es mehr schlecht als recht zu schlafen. Die Fähre eilte durch die ionische See und lies die Küste und Inseln Griechenlands hinter uns.

 

Der Abschied von Hellas schmerzte. Es war eine besondere Zeit und wir alle würden gerne wiederkommen. Dieses Land hat viel zu bieten und es gibt viel was noch zu sehen und zu erleben ist. Die Art der Menschen ist einzigartig und ich wundere mich immer wieder, warum dieses Land nicht restlos mit Touristen überfüllt ist.

 

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Der absolute Tiefpunkt der Reise

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Wie sagte Petterson einst: „Es gibt Tage, die sollten möglichst schnell vorbei gehen.“ Der Tag war der absolute Tiefpunkt unserer Tour und die Wurzeln reichten weit zurück. Das kam nämlich alles so.

 

Wir haben auf der Fähre campiert und einen guten Platz in der zweiten Reihe zum Meer hingehabt. So wehte von Zeit zu Zeit ein kühler Wind in den Wohnwagen, trotzdem war es heiß und Linda wachte mehrfach auf. Irgendwann hatte sie Hunger. Als wir sie mit Banane gefüttert hatten, schlief sie in unserem Bett ein und lies sich bald rüber tragen.

 

Trotzdem war die Nacht dahin.

 

Wir erreichten am Vormittag Bari. Dia trödelte rum, ich trieb sie an, da die Abfahrt kurz bevorstand. Es dauerte dann aber doch wieder bis das Schiff letztendlich festmachte und sich die gewaltige Heckklappe senkte. Die, zumeist türkischen LKW, musste rückwärts die Rampe hinunter, was sie mit Leichtigkeit absolvierten.

 

Im Hafen gab es sporadische Kontrollen des Zolls, wir wurden aber im Gegensatz zu den bulgarischen Fahrzeugen durchgewunken.

 

Es war später Vormittag und schon 32° heiß. Wir gaben ins Navigationssystem „Lidl“ ein um erst einmal zu frühstücken und uns zu bevorraten. Im Hafen lag ein Costa Kreuzfahrtschiff. Die Costa Cordalis. Wahnsinn, was man bauen kann und das schwimmt dann auch noch.

 

Den Hafen zu verlassen ist nicht so ganz einfach. Nach ein paar Runden, schafften wir es aber und wir schlängelten uns durch den Verkehr in Richtung Lidl. Bari selbst ist heruntergekommen, verbaut und voller Italiener. Das Navi führte uns über Straßen, die es nicht gab. Irgendwie schafften wir es aber die Adresse zu erreichen. Hier zeigte sich noch einmal, dass ein Karten update, unsere Karte ist von 2013, doch sinnvoll wäre. Das Gebäude war unschwer als ehemaliger Lidlmarkt zu erkennen. Nun beherbergte es eine Art Kik und bot Chinaware feil. Die Stimmung ohne Essen war schlecht und die Mädchen waren alles andere als lieb. Das Thermometer im Auto zeigte jetzt 37° an. Mein Kopf brummte und drohte mir eine ausgewachsene Migräne an, wenn ich jetzt nicht endlich etwas esse und trinke.

 

Wir kratzen alle verbliebenen Vorräte zusammen, drängten uns in den Schatten des Wohnwagens und aßen.

 

Oma und Opa riefen an und gratulierten Linda zum Geburtstag. Das lockerte die Stimmung, die Nutella- und Marmeladenbrote, die Neli in Windeseile herbeigezaubert hatte, taten ihr Übriges.

 

Unser Auto hat aber eine gute Klimaanlage und wir werden in Zukunft in der Mittagszeit reisen, da Morgen und Abend besser an Pool oder Strand genutzt werden kann.

 

Wir nahmen die Küstenstraße nach Manfredonia (Anna, wenn du das liest: Gruß an Manfred D. aus L.!). Die Gegend war bezaubernd. Auf Telegrafenmasten nisteten in Reihenhausmanier Störche, Pfosten an Pfosten. So eine hohe Ciconia-Densität habe ich als passionierter Ornithologe noch nicht gesehen. Die Gegend ähnelte mit ihren Salinen, in denen Flamingos stakten, der Camargue. Auf dem Weg fanden wir noch einen Lidl und wir füllten unsere Vorräte auf und verstauten alles verderbliche im Kühlschrank, den ich mit eingefrorenen Wasserflaschen bestückt hatte.

 

In unserem Acsi-Führer waren zwei Plätze, die wir in die nähere Auswahl zogen. Beide mit Pool. Der eine schien sehr groß zu sein und viele Angebote für Kinder zu haben und lag direkt am Meer. Der andere lag nicht direkt am Meer, hatte einen kleineren Pool, schien aber nicht so überlaufen zu sein und sich viel Mühe zu geben.

 

Wir folgten dem Navi und unterschätzten die italienischen Dörfer mit ihren Straßen. Die Hauptstraßen sind zwar grundsätzlich breit genug, dies relativiert sich aber schnell, wenn alles teilweise in zweiter Reihe, zugeparkt ist und Halteverbote und Abstände zu Kreuzungen grundsätzlich ignoriert werden. Hinzu kommt, dass die Autofahrer anstatt Rücksicht zu nehmen nur Hupen und wild gestikulieren. Eine Autofahrerin winkte mir wild, als ich das Fenster hinunter lies und fragte, was sei, meinte sie: „The road is to small for this.“

 

Ich fuhr weiter, weil ich eh keine Alternative hatte und traf unten auf einen Ordnungspolizist, der mich auf Deutsch ansprach. Er lief fortan neben dem Gespann her, regelte den Verkehr und schaute, dass ich nirgendwo hängen blieb. Das funktionierte gut und ich schaffte es mich in Zick-Zack-Bewegungen durch die verengte Straße zu quetschen.

 

Am Campingplatz angekommen, nahm uns ein deutschsprechender älterer Herr, namens Renato, in Empfang. Mit seinem Golfmobil lud er uns ein zuerst eine Runde über den Platz zu drehen um uns alles zu zeigen. Er warf einen bewundernden Blick auf den Glamper und fragte, ob dies ein Tabbert sei. Sein Fazit: „Alt, aber sehr schön!“

 

Wir fuhren einmal um den Platz. Dieser war sehr großzügig zwischen knorrigen Olivenbäumen auf Rasen angelegt. Ich hatte Kopfschmerzen, Hunger und musste mal. Mir war alles egal. Wir nahmen den Platz, checkten ein und fuhren in eine Parzelle in der Nähe des einzig offenen Waschhauses und kuppelten ab. Neli öffnete die Wohnwagentür und wich entsetzt zurück. Auf den holprigen Straßen hatte es die Kühlschranktür aufgeschaukelt und der gesamte Inhalt hatte sich bis ins Kinderzimmer hinein ergossen. Ein Eimerchen griechischer Jogurt und Yotas guter Honig bildeten eine harzartige Schicht auf dem Boden. Schränke waren aufgegangen und der Inhalt mischte sich teilweise damit. Als ob das nicht schon genug wäre, roch es stechend nach Batterie. Ich wusste, was das heißt: Der China-Laderegler hatte sich bei der intensiven Sonneneinstrahlung währender der Fahrt verabschiedet und das Solarpanel brachte die Batterie zum Kochen. Das war zu viel. Ich riss das Ladekabel mit einem beherzten Ruck ab und trennte den Minuspol damit von der Batterie. Zusätzlich hatte sich auch noch der Abfluss vom Waschbecken gelöst und machte das Waschbecken erst einmal unbenutzbar. Unser Skippo-Spiel wurde bei der Aktion auch unbenutzbar und wir entsorgten es in der Tonne. Wir begannen alles auszuräumen, ich holte Wasser und wir spülten alles ab und reinigten den Innenraum. Die Mädchen hatten auch noch nichts gegessen und als ich Dia bat den zerbrochenen Jogurteimer zum Müll zu bringen stellte sie sich doof, zickte rum und hielt den Eimer so, dass der Inhalt weiter raustropfte und weitere Sauerei anrichtete. Da reichte es mir, ich nahm den Eimer und schleuderte den Inhalt auf ihre Beine und alles was noch in der Umgebung war. Ich jagte Dia weg, weil sie daraufhin noch blöder wurde.

 

Linda wollte helfen, machte aber auch nichts was zu einer Entlastung beitrug, sondern durchwühlte alles nach Essen. Es brauchte eine Weile und viele Male frisches Wasser, bis der Kühlschrank, der Boden, Dia, alle Gegenstände und der Bereich vor dem Wohnwagen wieder sauber war. Während der ganzen Aktion saßen Rentner in ihren Liegestühlen, aßen, tranken und beobachteten interessiert die ganze Aktion. Auf die Idee Hilfe anzubieten kam keiner. Es war frustrierend. Während ich auf Neli wartete konnte ich nicht mehr zurückhalten und schrieb eine Rezension über die Laderegler bei Amazon. Der Brasst musste raus und ich sag: „Hände weg von Chinaschrott!“

 

Nach dem wir den Boden das dritte Mal gewischt hatten, alle Fenster zum Auslüften geöffnet hatten und alles wieder verstaut war, gingen wir zum Restaurant. Ich bestellte mir einen halben Liter Wein und eine Pizza. Auf dem Fernseher lief Alvin und die Chipmunks auf Italienisch, was die beiden nicht störte.

 

Das österreichiche Ehepaar vom Campingplatz in Akrata schrieb uns, dass sie das Kennzeichen nicht gefunden hatten, dafür aber Delfine gesehen hatten.

 

Ich rief die Polizei in Patras an um den Verlust des Kennzeichens zu melden. Der Polizist verwies mich an die griechische Botschaft in Rom. Ich rief den Platzwart an. Er versprach mir noch einmal alles abzusuchen.

 

Wie vorgehen, wenn ein Kennzeichen fehlt? Die Polizei in Wetzlar würde es sicher wissen. Der Polizist sagte mir, dass man in Deutschland eine Anzeige machen kann. Dies gelte aber nur für Deutschland. Wie dies in Italien sei, wisse er nicht. Also fragte ich beim ADAC nach, die es auch nicht genau wussten, es aber doch für eine gute Idee hielten einfach zur italienischen Polizei zu gehen.

 

Der Wein und das Essen taten gut. Zum Schluss bot uns die Bedienung noch einen Espresso und einen Likör an. Neli zeigte auf ihren Bauch und bat um einen Orangensaft. Wir bekamen zwei Espresso und zwei Orangenliköre. Letztere fanden bei mir ihr Ende. Ich war hackedicht. Naja, da sich, entgegen des Eindrucks in diesem Blog, mein Alkoholkonsum auf dieser Reise an einer Hand abzählen lässt, sei mir dies gegönnt.

 

Die Mädchen, nun gefüttert, ließen sich ins Bett bringen. Es war noch warm im Wohnwagen, aber wir schalteten den Ventilator ein und dieser Tag ging mit dem Surren des Ventilators zu Ende.

 

 

 


Die Carabinieri sind die Gendamerie Italiens

Im Gegensatz zu unserer föderalen Struktur im Polizeiwesen verfügen Frankreich und Italien über zentrale Strukturen. Neben der Policia, welche dem Innenministerium unterstellt sind und sich um den urbanen Raum kümmern, gibt es die Carabinieri, die dem Verteidigungsministerium unterstellt sind und sich um den ländlichen Raum kümmern. Die Carabinieri übernehmen auch die Aufgaben der Militärpolizei, unseren Feldjägern gleich. Diese Organisation dient der gegenseitigen Kontrolle und der Machtverteilung. Daneben gibt es noch die Guardia di Finanzia, die sich um Wirtschaftsverbrechen, Schwarzarbeit und Schmuggel kümmert und mit unserem Zoll zu vergleichen ist. Diese untersteht dem Wirtschaftsministerium. In Peschici handelt es sich eindeutig um den ländlichen Raum, weshalb hier die Carabinieri zuständig sind.

 

Kurz vor acht klingelte mein Handy und Mangnoli der Platzwart aus Akrata rief mich an, um mir mitzuteilen, dass er unser Kennzeichen nicht gefunden habe.

 

Da ich eh nicht mehr einschlafen konnte, ging ich zur Rezeption um nach der örtlichen Polizei zu fragen. Ich betrat die Anmeldung und fragte: „Do you speak English?“, die Rezeptionistin antwortete: „No!“

 

Ich schaltete in den zweiten Gang:“Francese?“

 

„Si! Poco.“

 

Ich: „J’ai bessoin la Police.“, Sie: „Perche?”

 

„parce que j'ai perdu ma numero de votoire. Sie: „ah va bene.“ Sie zeigte mir den Ort auf einer Karte und ich fuhr durch die Haarnadelstraßen in den Ort und suchte die Carabinieri auf. Nach der Unterredung ging ich nicht davon aus, einen Carabinieri anzutreffen, der außer Italienisch etwas anderes sprechen würde. Ich würde die Chose also auf Italienisch regeln müssen. Immerhin hatte ich dies ein Jahr in der Schule. Mit mäßigem Erfolg. Allerdings gibt es im Umgang mit Italienern einfach Weisheiten. Eine ist: Wie bringt man einen Italiener zum Schweigen? Man fesselt ihm die Hände. Im Umkehrschluss heißt dies: Ich muss einfach meine Hände benutzen. Zum zweiten erinnerte ich mich an Eleonora in meinem Französischkurs. Während wir uns alle einen auf Französisch abbrachen, sprach sie einfach Italienisch weiter. Statt „Alors“ sagte sie einfach: „Alora“. Alles was ich zu tun hatte, war Französisch mit italienischen Endungen zu sprechen. Ich drehte das Radio auf um mich an die Sprache zu gewöhnen. Im Radio berichtete gerade ein Korrespondent aus Barcelona über die Unabhängigkeitsdemonstration. Ich prägte mir einige Redewendungen ein.

 

Im Ort wurde ich fündig. Sicherheitshalbe bemühte ich Deepl.com um die richtigen Vokabeln parat zu haben.

 

Kurze Zeit später fand ich mich vor dem eisernen Rolltor der Carbinieri wieder und drückte die Klingel. Es surrte und das Tor ging auf. Unter einem Carport standen teure deutsche Autos und am Ende des Hofes befand sich eine altehrwürdige hölzerne Tür, die zu meinem Erstaunen angelehnt war.

 

Im schmalen Flur befand sich ein Schalter mit einer Glasscheibe. Ein Carabinieri mit schmalrasiertem Italienerbart kam mit in Uniform entgegen. Meine Vorbereitungen waren nicht umsonst. Ich fragte: „Do you speak English?“ „No“

 

„Francese?“

 

„No“

 

Zeit für den dritten Gang.

 

„Alora, Vorrei denunciare una perdita. Eravamo in Grecia. Quando siamo andati sul traghetto a Patrasso, abbiamo notato che abbiamo perso la nostra targa. Deve essersi persa da qualche parte tra Akrata e Patrasso.“, las ich von Deepl ab.

 

 

 

„Come back at twenty. No! Deci. Ähh… ten! Capisci?”

 

“Okay.”

 

 

 

Ich fuhr zurück und sah, dass am Wohnwagen noch alles dunkel war. Auf dem Platz gab es einen kleinen Minimarkt, der in einer Tiefgarage untergebracht war. Dort besorgte ich Pane. Das schaffte ich ohne deepl und ohne Englisch oder Deutsch. War das Jahr an der Schule doch nicht umsonst.

 

Ich setzte mich in das Auto und schrieb etwas an meinem Bericht. Irgendwann ging die Wohnwagentür auf und kleine nackte Füße tippelten über das Gras. Nach einer Weile entdeckte mich Christina.

 

Wir frühstückten. Es war schon jetzt heiß.

 

Gegen elf Uhr fuhr ich zurück in den Ort und klingelte mehrfach an dem eisernen Tor. Niemand öffnete.

 

„Verdammt!“ dachte ich. Es ist wie man sagt. Sie haben eine Stunde die Woche auf. Um zehn sollte ich da sein. Die ist jetzt um. Das wird heute nichts mehr.

 

Im Obstladen gegenüber füllte ich eine Tüte mit extrem reifen Pfirsichen, Nektarinen, Feigen und Plattpfirsichen, als gerade zwei Carabinieri von der Fußstreife oder dem Morgenespresso wiederkamen. Sie sahen mich stehen und ohne, dass ich etwas gesagt hatte, winkten sie mich zu sich herüber: „Prego! Prego!“ drängelten sie.

 

Ich lies die Tüte stehen und folgte ihnen nach.

 

Einer der Männer sprach Englisch und bat mich im Flur zu warten.

 

Nach einer Weile kam er mit einem Formular wieder.

 

Das Formular war neben der Italienischen Sprache in Englisch, Französisch und Deutsch. Ich gab ihm die Fahrzeugpapiere und meinen Reisepass und wir füllten es schnell aus.

 

Als wir fertig waren kam der zweite Polizist. Der englisch sprechende Carbinieri sagte mir, dass dieser aus Napoli sei. „Molto pericoloso!“

 

Während meiner zwei Semester in Frankreich hatte ich eines gelernt: Der Italiener an sich liebt Wein, Weib und Gesang. Wein schied zu dieser Tageszeit aus. Die Herren waren im Dienst. Weib wollte ich nicht teilen. Aber mit letzterem konnte ich dienen.

 

Ich fragte ihn, ob er Dean Martin kenne. Er verneinte es. „Deano Martino?“

 

„Si!“

 

Ich begann zu singen: „In Napoli were love is king. When boy meets girl, that’s what they sing!”

 

“bravo! You sing very good!”

 

Der Polizeichef in Zivil gesellte sich zu uns und die Wachstube füllte sich.

 

Das Eis war gebrochen. So kann man auch mit kleinen Sachen, Italienern Freude mache. Der Napolitaner erzählte mir, dass der englischsprachige Kollege ein Terrone, ein Erdfresser sei. Diese Bezeichnung verwenden Nord- und Mittelitaliener für die Süditaliener teils scherzhaft, teils boshaft. Er nahm mein Handy und tippte in Deepl ein, dass dieser Terrone zuviel geraucht habe und daher Dioxine in seinem Gehirn habe.

 

Ich verabschiedete mich mit einem „Bourna giornata“, was ich als Grußworte an den Korrespondenten in Barcelona im Radio aufgeschnappt hatte und die Polzisten verabschiedeten mich mit einem „Bourna Giornata, my german camping friend.“

 

Es war nun sehr heiß. Neli hatte an der Waschmaschine Zwist mit einer österreichischen Rentnerin, die nun seit einer Woche auf dem Platz war und daher Besitzrechte auf die Waschmaschine ableitete. Sie wusch eine Maschine nach der anderen und wurde unverschämt, als Neli meinte, sie würde gerne auch waschen und dann mit den Kindern zum Pool gehen.

 

Schließlich gab die Rentnerin nach. Neli wusch die Wäsche und wir machten uns in der Hitze auf zum Pool. Doch leider haben wir den Faktor Italien unterschätzt. Dort angekommen machte uns der Bademeister deutlich, dass der Pool von 13 – 16 Uhr geschlossen habe.

 

Das war zuviel. Den Pool in der heißesten Zeit des Tages zu schließen um Mittagspause zu machen geht gar nicht. Der Strand war ein ganzes Stück entfernt und es kostete dort 10 € pro Tag um eine Liege zu mieten. Wir haben den Wohnwagen noch nie so schnell gepackt. Alle halfen mit und innerhalb von 35 Minuten saßen alle im Auto und wir hatten bezahlt.

 

Unsere Hoffnung war, dass es an dem anderen Campingplatz besser sei. Fehlanzeige. Auch hier Fiesta.

 

Wir entschieden uns die Gegend zu wechseln und fuhren nach Pompei. Es war ein langer Weg über teilweise extrem schlechte Straßen. Nachdem wir von einer guten Straße mit 80 abrupt in einen Abschnitt voller Schlaglöcher gerieten, checkte ich den Wohnwagen um Vorfälle wie am Vortag zu vermeiden. Der Gedanke war richtig. Es hatte wieder Schränke geöffnet und eine Müsslischale lag zersplittert am Boden. Besser gleich machen. Ich fegte die Scherben zusammen bevor sie sich überallhin verteilen konnten und wir fuhren weiter. Um 21 Uhr waren es noch 38 Grad. Wie nicht anders zu erwarten ist der Sinn einer Rettungsgasse hierzulande gänzlich unbekannt. Als ich pflichtbewusst im Stau auswich, drängelten sich sofort zwei Autos in den freigewordenen Platz. Es hat keinen Zweck.

 

Die Kinder schliefen ein und gegen elf Uhr erreichten wir den Campingplatz am Meer. Der Platzwart zeigte uns einen überschatteten Platz und ging zu den benachbarten Wohnmobilen: „due viri forti!“ Zwei starke Männer. Ich hängte ab und mit vereinten Kräften halfen alle den Wohnwagen unter das Sonnendach zu schieben. Ein klarer Gegensatz zu den Campern am Vortag. Die Leute hier, meist italienische Familien, sind sehr freundlich und hilfsbereit.

 

Neben den Platz gibt es eine Disco. Dort gab ein Alleinunterhalter alles. Anschließend wurden kräftige Beats aufgelegt. Mich störte das nicht. Ich schlief sofort ein. Neli hingegen konnte die Nacht nicht schlafen. Als die Musik endete, kam Linda und breitete sich aus. In ihre Richtung.

 

 

 


Im Schatten des Vulkans

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Im Jahr 79 (nicht 1979!), brach neben der Stadt Pompeji der Vesuv aus und mit seinem Ascheregen bedeckte er die umliegenden Ortschaften so tief, dass diese für Jahrhunderte darunter konserviert blieben. Dies machten wir uns zu Nutze und unternahmen eine Zeitreise in die fast vollständig erhaltene römische Stadt. Im Gegensatz zu Anne und Phillip, brauchten wir dazu nicht das magische Baumhaus, sondern wir zogen nach dem Frühstück mit dem Glamper vom Campingplatz. Es war Montagmorgen und der Platz hatte alle Wochenendurlauber wieder ausgespuckt, so, dass gähnende Leere herrschte und es leicht war aus der Parzelle wieder heraus zu rangieren.

 

Wir nahmen die Autobahn und erreichten nach nicht so langer Fahrt das neue Pompei, welches direkt um das alte Pompeji drum herum gebaut wurde. Zwar hatte es uns eine Menge Zeit gespart den Wohnwagen mitzunehmen, allerdings mussten wir nun mit dem Gespann durch die engen Straßen. Linda bekam einen Wutanfall auf dem Rücksitz, es gelang mir aber wie Feuerwehrmann Sam ruhig und konzentriert zu bleiben.

 

Direkt neben den alten Städten gab es einen Parkplatz, auf den uns zwei gebräunte Italiener mit Sonnenbrillen widerwillig drauf ließen. Zum einen versperrten wir mit dem Gespann teure Parkplätze, zum anderen bedeutete dies, dass sie ihre Stühle verlassen mussten, aufstehen, die Markise des Kassenhäuschens etwas zurückdrehen mussten und die Mittelbarriere aus Plastik einen Meter verschieben mussten. Zum Dank für diese Mühe bestanden sie beim Hinausfahren auf Barzahlung. Ein weit verbreiteter Sport um Geld am Fiskus vorbei zu schleusen und den Ertrag der Mühe Lohn etwas zu steigern. Zuvor hatten wir an einer Selfservice Tankstelle gehalten, an welcher der Kartenschlitz abgeklebt war. Ich verzichtete auf Nelis Vorschlag einfach den Klebestreifen abzuziehen um zu testen, ob es nicht doch gehe, bereute es aber spätestens als ich zum später beim tanken erneut zum Barzahlen aufgefordert wurde.

 

Es war einer der Tage, an denen die Sonne bereits vormittags so erbarmungslos brennt, dass niemand von uns auf die Idee käme es ohne Sonnenschutz zu probieren. Selbst Linda nicht. Beide ließen sich bedingungslos einschmieren und mit Kappen ausstatten. Ich selbst hatte bisher immer versucht mich im Schatten aufzuhalten und versucht meine Neurodermitiker Haut vor Sonnencreme zu bewahren, heute war das aussichtslos. In Pompeji gab es keinen Schatten und wir taten gut daran uns umfangreich zu schützen.

 

Im Gegensatz zu Griechenland, wo die Menschen eher zurückhaltend sind und niemand versucht einem etwas aufzuschwätzen, ist das in Italien anders. Den Weg vom Parkplatz zum Eingang säumten Händler, von denen jeder versuchte uns in ein Gespräch zu verwickeln um uns Audioguides, Essen, Saft, Reiseführer und sonst was anzudrehen. Neli trieb uns alle an und wir rissen uns ein über das andere Mal von den Händlern los.

 

Im Gegensatz zu den historischen Stätten in Griechenland war der Eintritt in Pompeji relativ günstig und insgesamt muss man sagen, dass wesentlich mehr geboten wurde. Zum Leidwesen vieler Archäologen, die sich griechische Verhältnisse herbei wünschten und die alten Steine am besten so belassen hätten, wie sie waren, haben in Pompeji frühere Generationen angefangen die Stadt wieder in den Ursprungszustand zu versetzen und Gebäude rekonstruiert und Anlagen bepflanzt. Der Besucher hat daher, meiner Ansicht nach, einen viel besseren Eindruck davon, wie das Leben in der Stadt zur Zeit des Ausbruchs tatsächlich war. Skizzenzeichnungen darüber was es hier einmal zu sehen gab und wie das aussehen könnten sind daher vollkommen entbehrlich. Gewiss war der Ausbruch von damals für die Menschen eine unermessliche Katastrophe. Viele Menschen verloren ihr Leben oder kamen gerade einmal mit diesem davon. Für die Nachwelt war es aber ein Geschenk, da wirklich alles konserviert wurde. In den Tavernen fand sich an der Theke sogar noch Wechselgeld und die Hohlräume in denen Menschen bedeckt wurden, wurden ausgegossen und so entstanden genaue Abbilder der Menschen von damals, mit allem was sie anhatten und wie sie aussahen.

 

Was heute angeht, muss man sagen, dass die modernen Italiener nichts aus der Katastrophe gelernt haben und so ein Unglück jederzeit wieder passieren kann. Die Magmakammer des Vesuvs ist wieder gefüllt und ein Ausbruch ist jederzeit wahrscheinlich. Die italienische Regierung hat ein Programm auferlegt um die Gegend zu entvölkern. Jede Familie, die freiwillig die Gegend verlässt, bekommt 30.000 €. Allerdings ist der Erfolg eher mäßig. Statt die Gegend zu verlassen sind noch mehr Menschen in die landschaftlich reizvolle Gegend gezogen und haben ohne Genehmigung munter gebaut. Alleine in der roten Zone, die im Falle eines bevorstehenden Ausbruchs in allerhöchstens zwei Tagen vollständig evakuiert werden müsste, leben zurzeit über 600.000 Menschen. In Deutschland würde es reichen eine Anordnung zum Verlassen des Gebietes auszusprechen. In England müsste man sagen, es ist ein Sport, wer zuerst die Gegend geräumt hat. Ich fürchte hier müsste man, wie bei Linda, umgekehrte Pädagogik nutzen und sagen: „Keiner verlässt die Gegend! Wer die Gegend verlässt zahlt 500 € Strafe oder der Motorroller wird einkassiert und an Albaner verschenkt.“ Das würde vermutlich Wirkung zeigen.

 

Die Kinder hielten gut durch, aber irgendwann war die Luft raus. Wir schleppten uns durch die Gassen und irgendwann hatte ich Linda wieder auf dem Arm. Nächste Station: Pizzeria.

 

Die Betreiber waren zu den Kindern sehr freundlich und die Nudeln waren lecker, wenn gleich die Menge eher übersichtlich war.

 

Gestärkt gingen wir zum Auto und fuhren Richtung Rom. Wir hörten Conni-Hörspiele und erreichten im Dunklen den Platz. Neben uns übernachtete ein junges Pärchen in einem Skoda Oktavia in den sie eine Pritsche mit Bett gebaut hatten. Dieser Junge konnte Nester bauen wie ein Spatz. Durch unsere Ankunft störten wir sie bei der Paarung. Ihre Zerknirschung war ihnen anzusehen. Sie waren offensichtlich zu dieser Uhrzeit nicht mehr auf Besuch eingestellt. Als wir fertig aufgebaut hatten und die Kinder ins Bett brachten trafen sie dann aber doch zerzaust, notdürftig gekleidet, mit entspanntem Gesichtsausdruck, gleichzeitig am Waschhaus ein. Ich freute mich, dass wir ihnen nicht die Tour versaut hatten.

 


Ostia das Piräus Roms

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Nach einem faulen Tag am platzeigenen Pool war mal wieder etwas Programm dran. Wir verbrachten den Vormittag noch am Pool, aßen etwas zu Mittag und machten uns dann auf in Richtung Ostia. Das was für die Athener Piräus ist, ist für die Römer Ostia. Das antike Rom verfügte über keinen eigenen Hafen, alles was raus und rein ging, wurde über Ostia abgewickelt. Schon früher verlegten wohlhabende Römer ihren Landsitz außerhalb der Grenzen der ewigen Stadt und bauten sich prächtige Villen am Meer. Dies ist heute teilweise immer noch so, wenn auch die Stadt an Glanz verloren hat.

 

Vor 15 Jahren war ich schon einmal dort und der Verfall war da noch deutlich als heute. Rostige Geländer an der Promenade und geschlossene See Cafés hatten eine Patina, die an die James Bond Filme der 60er Jahre (dieses Mal 1960er!) erinnerte. Man konnte sich gut vorstellen, wie Bond in einem Luxushotel dort abstieg oder auf einer Seebrücke im Casino den Bösewicht am Kartentisch brüskierte. Vor 15 Jahren hatte der Rost den Glanz gefressen und der Ort lag wie ein verwelkter Blumenstrauß am gelben Strand der Mittelmeerküste.

 

Dieser Verfall wurde aufgehalten. Zwar gibt es nach wie vor Ecken, die etwas mehr Farbe gebrauchen könnten, aber es gibt viele moderne Cafés und viele Strandabschnitte sind nun privat und mit schicken Sonnenliegen reihenweise bestückt. Es stehen zwar noch Villen an der Promenade leer, aber eine Trendwende ist zu erkennen.

 

Wir suchten zuerst Decathlon auf und wollten in der Gegend etwas essen. Allerdings hatten Siesta bedingt alle Restaurants zu und wir bekamen lediglich ein paar Stückchen geschnittene Pizza. Der weibliche Teil der Familie wurde in Punkto Bademode bei Decathlon fündig und wir kauften eine neue Strandmuschel. Ich bekam ein Puma T-Shirt und eine Trinkflasche.

 

Als die Mittagshitze vorbei war, fuhren wir zum Strand und aßen erst einmal ein Eis, was rekordverdächtig günstig war. Zwei Kugeln für 2 €. Das gab es auf der ganzen Reise nicht. Leider ließen die Mädchen jede für sich ihre Eis nach kurzer Zeit fallen und Dia weinte bitterlich. Trotz geringem Verständnis für Dappigkeit ging ich mit ihr zurück um sie für den Verlust zu entschädigen. Die Verkäuferin berechnete nichts dafür. Als wir das Auto näher an die öffentliche Badestelle gefahren hatten und Neli und Linda wiedergefunden hatten, war Lindas Eis ebenfalls runtergefallen. Sie ließ sich aber mit apfelgefüllten Keksen abspeisen.

 

Wir bauten die neue Strandmuschel auf, Dia zog sich selbst in Null,Nix den neuen Badeanzug an und rannte ins Meer um zu baden. Wenn das morgens auf dem Weg zum Kindergarten mal so schnell und unkompliziert gehen würde, wäre das ein Traum. Linda trödelte im Lindatempo hinter Neli her und brachte Neli fast zur Weißglut, weil sie so auch nicht ins Wasser konnte. Als die Sonne langsam unterging und den Strand in ein goldenes Licht tauchte, kam auch Linda Berndt am Strand an.

 

Das Wasser war nicht so warm wie in Salerno, aber es war trotzdem angenehm. Am Strand versammelten sich junge Leute. Ich roch die Lunte. Einige hatten Pizza dabei. Als ich das Auto umparkte, sah ich, dass eine Pizzeria direkt gegenüber einer Ausgabe hatte. Der Pizzabäcker formte und belegte non-Stop Pizzen und nach max. drei Minuten waren diese im Ofen fertig gebacken.

 

Am Strand gab es ein Paar, das wie Anne-Ruth und Dennis Kunststückchen übten und die sonderbarsten Verrenkungen machte. Linda und Dia taten es ihnen gleich und schlugen Räder und Purzelbäume. Beide waren von Kopf bis Fuß mit Sand beklebt. Während Dia schnell gereinigt war, dauerte es beim Güvic etwas länger. Als ich gerade mit ihr vom Händewaschen wiederkam, versuchte sie das nächste Rad zu schlagen und war wieder voller Sand. Sandige Hände heißt aber keine Pizza. Sie meinte: „Du musst mir noch mal die Hände waschen. Das macht doch nichts.“ Ich meinte aber: „Das macht doch was.“ Ich aß ihr Stück Pizza auf, was sie mir nicht verzieh. Als ich mit einer weiteren Pizza des Verkaufes gegenüber wiederkam, war sie mir gegenüber feindselig. Von dem Moment an, indem ich wieder da war, schaltete sie von liebes, witziges Mädchen um auf Mistfliege und warf mit Sand und gab sich sehr viel Mühe möglichst scheußlich zu sein. Alles im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Die Pisserei blieb aber aus. Nur als sie die Pizza mit Sand bewerfen wollte musste ich einschreiten. Vor Ungezogenheit vergas sie das Essen. Irgendwann siegte aber der Hunger und sie lies sich füttern. Sie wollte auch Zippolini, salzig frittierte Pizzateigbällchen, essen. Dafür musste aber erst das angefangene Stück Margaritha Pizza aufgegessen werden. Vollgesaut wie immer, entsandeten wir sie und setzten sie ins Auto.  Kurze Zeit später schlief sie, während Dia noch das magische Baumhaus hörte. Ich trug sie so wie sie war ins Bett. Mit Dia tranken wir noch griechische Limonade. Dann schlief auch sie.

 

Das Pimperpärchen von nebenan war abgereist.

 

 

 


Entweder-oder: Die Qual der Entscheidung.

Wer eine Entscheidung trifft und sich für eine von zwei oder mehreren Alternativen entscheidet, trifft diese meist zur Lasten der anderen. In der Betriebswirtschaft nennen wir dies die Oportunitätskosten. Eine Alternative geht auf Kosten der anderen. Anders gesagt: „Man kann nicht alles haben.“

 

Jeder Leser wird mit Sicherheit unzählige dieser Beispiele haben.

 

Oft lässt sich ein Kompromiss finden, aber oft auch nicht. Im Prozessmanagement verwenden wir in der Modellierung ein Exklusives ODER. Ein Euro kann nun einmal nur einmal ausgegeben werden. Entscheide ich mich für den Coffee to go, hat das Eis für den gleichen Preis das Nachsehen.

 

Mit unseren Kindern ist es sehr ähnlich. Ich kann nicht alles haben und erwarten. Kaufe ich mir kurzfristig Frieden, Ruhe und Erholung, zahle ich den Preis an anderer Stelle. Heute war es wieder einmal soweit und das kam so:

 

Die beiden wollten unbedingt noch einmal an den Pool um die neu gekaufte Schwimmbrille von Decathlon auszuprobieren. Gesagt – getan. Wir gingen alle Frauen und Mann zum Pool und verbrachten den Vormittag dort. Es war angenehm, kühl und erholsam. Unser ursprüngliches Vorhaben war aber ins Stadtzentrum von Rom vorzustoßen, da Christina gerne den Kerker gesehen hätte in dem der Apostel Paulus eingesperrt war. Sie kannte das Bild aus der Kinderbibel und wir alle waren uns einig, dass wir das machen wollten.

 

Allerdings begann es wieder heiß zu werden und Neli wurde müde. Gegen ein Mittagsschläfchen hatte auch ich nichts einzuwenden und Christina kam mit dem Vorschlag zu mir doch auf dem Ipad eine Runde Youtube zu schauen. Der Vorschlag klang perfekt. Der Pool war weit weg, zugangsbeschränkt und bewacht. Von daher drohte also keine Gefahr. Meer gibt es auch nicht und einen elternfreundlichen Vorteil hat dieser Platz noch: Das WLAN funktioniert nur um das Restaurant herum und bietet damit quasi einen natürlichen Weidezaun für Kinder. Einmal in diesen Geo-fence hinein gepackt, verlassen sie diesen Ort nur, wenn der Akku leer ist oder das WLAN abgeschaltet wird. Der Akku war voll und dem Mittagsschlaf stand nichts entgegen.

 

Anschließend nutzte ich sogar noch die Zeit an meinen Berichten weiter zu schreiben und genoss die Ruhe. Als ich mit allem fertig war, musste ich allerdings feststellen, dass die beiden fast zwei Stunden, abgesehen von dem üblichen Gerangel wer das ipad halten und über das Programm bestimmen darf, unbeweglich auf der Stelle sitzen geblieben waren. Es gelang mir sogar mit dem Versprechen, dass wir Zug fahren die Fernsehorgie ohne Geschrei zu beenden und Linda setzte sich freiwillig in den Kindersitz.

 

Wir fuhren mit dem Auto zur S-Bahn Station und nahmen den Zug ins Zentrum. Da fing es langsam an. Das Dauerfeuer an Cartoons hatte die Gehirne der beiden völlig verblödet. Unruhig rutschten sie auf den Sitzen herum und Dia fing an das Sonnenschutzrollo Mantra-artig hoch und runter flutschen zu lassen, wobei es jedes Mal einen hässlichen Knall gab.

 

Wir verbannten die beiden auf eine andere Sitzgruppe, wo das Spiel von neuem begann. Zusätzlich startete Linda Attacken auf Christina.

 

Der Zug erreichte die Station. Leider waren wir zwar grundsätzlich richtig, praktisch aber falsch.

 

Wir versuchten zuerst zu Fuß den Weg den Tiber entlang zu gehen, gaben dieses Vorhaben aber schnell auf, da Linda nun einen Wutanfall bekam, von dem wir lange brauchten, bis wir uns erholten.

 

Ihre Füße taten angeblich weh und sie wollte mit dem Bus fahren und ich sollte sie tragen und was essen wolle sie sowieso nicht. Nur Nudeln.

 

Sie versuchte sich immer wieder von der Hand los zu reißen und das an einer viel befahrenen Straße wo Italiener fahren. Und wie sie das tun. Dia hatte nun Spaß daran Linda zusätzlich aufzuziehen und nervte was das Zeug hielt, bis sie einen Rüffel bekam und still war. So ist das leider immer. Linda nervt und lässt sich nicht beruhigen. Christina nervt mit und bekommt Ärger.

 

Schlussendlich nahmen wir doch die Tram und fuhren tiefer in das Viertel jenseits des Tibers hinein. Dort angekommen waren nun beide voller Übermut und nervten um die Wette. Christina hatte Hunger und wollte nicht länger warten. So entschieden wir uns für die nächste nette Pizzeria in Nähe der amerikanischen Universität. Warum es die gibt, haben wir noch nicht herausgefunden. Jedenfalls wimmelte es von Amerikanern und die Bedienungen sprachen englisch.

 

Die Zeit bis das Essen kam war nahezu unerträglich. Beide hampelten herum, ignorierten Vorwarnungen, taten sich weh, heulten, wollten Mitleid, ernten Unverständnis und Maßregelungen. Dann kam die Bolognese. Nach ein paar Bissen kam Linda von sich aus zu Neli und entschuldigte sich tatsächlich dafür, dass sie rum geschrien hat und ungezogen war.

 

Die Zeit der Buße und der Besinnung hielt etwa 10 min. Dann meinte sie fertig zu sein, hampelte wieder rum, zog an Christina herum und das Ganze ging von vorne los. Ich fütterte sie und sie wurde für kurze Zeit zahmer.

 

Aber es war immer noch der Wurm drin. Bisher war ich völlig ruhig geblieben. Mittlerweile war eine italienische Klasse eingetrudelt die scheinbar auf Klassenfahrt war. Ich schätze das ist so etwas wie bei uns, wenn die Abschlussklassen nach Berlin dürfen und das Parlament bezahlt das. Das Personal hatte plötzlich alle Hände voll zu tun und es dauerte eine Ewigkeit, bis wir endlich bezahlt hatten und das Lokal verlassen konnten. Mit den Kindern war heute nichts mehr zu machen. Kolosseum bei Nacht wäre schön gewesen. So aber nicht. Unser Ticket war noch gültig und wir nahmen die nächste Tram zurück zum Bahnhof.

 

Von vier Fahrkartenautomaten war einer in Betrieb und da bildete sich eine lange Schlange.

 

Die Mädchen rannten kreischend und laut quietschend durch die Wartehalle. Ein Obdachloser der in einer verschlossenen Eingangstür schlief, hatte das Gefühl Hausrecht zu haben und beschwerte sich.

 

Wäre ich Italiener und dort Zuhause, hätte ich meine Finger zu einer aufrechten Pyramide geformt, gestikuliert und laut geschimpft: „Alzati! Alzati! Alzati! Prepara le tue cose! Lavatevi! Val a lavorare!”, was soviel heißt wie: “Steh auf! Pack deine Sachen! Wasch dich! Geh arbeiten!“

 

Aber ich bin hier nicht Zuhause. Das muss ein hiesiger Giovanni ihm sagen.

Auf dem Bahnsteig fing Linda sogar an das Baby im Bauch zu hauen. Vielleicht weht der Wind auch aus der Eifersuchtsecke und das ipad hat lediglich alle Hemmungen durch Verblödung gelöscht.

 

Es war ein Akt Linda in den Zug zu bekommen und noch ein größerer sie wieder heraus zu bekommen. Sie wollte die Treppen des Doppelstockwagens allein runter gehen und hätte auch in Kauf genommen, dass der Zug weitergefahren wäre. Ich schnappte sie und setzte sie erst auf dem Bahnsteig ab.

 

Am Campingplatz war alles wieder in Ordnung. Sie ließ sich friedlich die Zähne putzen, duschen und ging nach nur einem Pixibuch widerstandlos ins Bett und schlief direkt ein.

 

Dieser Ausflug war ein völliges Desaster.

 

 

Morgen starten wir einen erneuten Anlauf und vorher gibt es weder Pool noch Ipad (von den beiden Nuuun genannt).

 

Da machste was mit.

 

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